Die Einsatzgebiete der Hubschrauberstaffel sind vielfältig – sie werden auch nach schweren Unfällen eingesetzt. Foto: /Phillip Weingand

Nach einem Zusammenstoß in Backnang, an dem ein Bus beteiligt ist, setzt die Polizei auch einen Hubschrauber ein – obwohl keiner vermisst oder gesucht wird. Ein Polizeisprecher erklärt, warum.

Kein flüchtiger Unfallverursacher, keine vermisste Person, keine Geiselnahme, und doch kreist nach einem Verkehrsunfall ein Polizeihubschrauber. Jüngst war das zu beobachten nach einem schweren Busunfall zwischen Burgstall und Kirchberg an der Murr. Die 30-jährige Fahrerin eines Ford war dabei aus der Kurve geraten und frontal auf einen entgegenkommenden Linienbus geprallt. Die Fahrerin des Ford wurde dabei leicht verletzt, ihr 36-jähriger Beifahrer erlitt schwere Blessuren. Im Bus wurden fünf Fahrgäste leicht verletzt.

Einsatz des Hubschraubers zur Unfalldokumentation

Doch warum der Hubschrauber? „Zur Dokumentation des Unfallhergangs haben wir in diesem Fall einen Hubschrauber eingesetzt“, erklärt der Polizeisprecher Robert Silbe auf Nachfrage. Unter Unfalldokumentation verstehe man die systematische Erfassung und Aufzeichnung aller relevanten Informationen und Beweise im Zusammenhang mit einem Unfall. „Ziel ist es, den Unfallhergang zu rekonstruieren, die Schuldfrage zu klären und eine rechtliche sowie versicherungstechnische Bearbeitung zu ermöglichen“, sagt Silbe. Die genaue Erfassung des Unfallorts einschließlich der Lage der beteiligten Fahrzeuge, Schäden an Fahrzeugen und Infrastruktur, sowie der Umgebung (Straßenbeschaffenheit, Wetterbedingungen, Sichtverhältnisse) gehören dazu. Die Hubschrauber der Polizei sind unter anderem mit hochauflösenden Kameras ausgestattet, um fotografische Beweise oder Videos zu fertigen, beispielsweise von Bremsspuren oder Trümmerteilen. „Aus der Vogelperspektive kann man oft Blockierspuren auf der Straße oder Spuren im Erdreich besser erkennen und nachvollziehen als aus dem Stand“, fügt der Polizeisprecher an.

Einsatz nur bei besonderer Schadenslage

Zusätzlich werden Skizzen und Pläne vom Unfallgeschehen angefertigt, die die Positionen der Fahrzeuge, die Straßenmarkierungen, Verkehrsschilder und andere relevante Faktoren zeigen.

Den Hubschrauber setze die Polizei selbstverständlich nur bei entsprechenden Schadenslagen und besonderen Verkehrsunfällen ein. Und vor allem nur dann, wenn das Fluggerät hierfür überhaupt zur Verfügung stehe und nicht dringend anderswo benötigt wird. „Es gibt selbstverständlich Aufgaben der Hubschrauberstaffel, die haben eine höhere Priorität als die Dokumentation von Unfällen.“ Diese könne grundsätzlich auch von Drohnen übernommen werden, stoße aber an Grenzen. „Der Hubschrauber war in diesem Fall schneller als eine Drohne einzusetzen, die bei der Hundestaffel in Schorndorf und Kirchberg an der Jagst verortet sind“, sagt der Polizeisprecher. So habe man die Landesstraße zwischen Burgstall und Kirchberg an der Murr schnellstmöglich wieder für den Verkehr freigeben können.

Technische Ausstattung der Polizeihubschrauber

Generell habe der Einsatz von Helikoptern aber viele Vorteile: So ermöglichen besonders bei Nacht oder schlechten Sichtverhältnissen Wärmebildkameras die Erkennung von Personen oder Fahrzeugen, die möglicherweise in der Umgebung des Unfallortes sonst nur schwer zu sehen sind. Mit Laserscannern können zudem aus der Luft präzise dreidimensionale Karten von Unfallorten erstellt werden, inklusive der genauen Lage von Fahrzeugen, Straßenmerkmalen und Unfallspuren.

Moderne Hubschrauber sind außerdem mit hochpräzisen GPS-Systemen und digitalen Karten ausgestattet, um die genaue Position des Unfallortes und der aufgenommenen Bilder festzulegen. Dies hilft, die Daten später mit Dokumentationen von der Straße abzugleichen und den Unfall exakt zu rekonstruieren. Mit Einsatzkräften allein am Boden lasse sich das nicht immer so schnell und umfassend verwirklichen.