Nichts geht mehr: Keiner darf mehr durch auf der Planie. Foto: Stzn/Christine Bilger

Der Andrang war gewaltig. Mehr als drei Stunden vor dem Spiel wurden die Zugänge und Vorsperren am Schlossplatz geschlossen. Nicht nur Fans, auch Einkaufsbummler waren betroffen.

Stuttgart, Schlossplatz, 17.30 Uhr, die Lage in drei Worten: „Bro, kannst vergessen!“ So meldet Finn aus Esslingen seinen Freunden, dass sie wohl nicht im Rudel auf dem Platz im Herzen der Stadt das DFB-Pokalfinale schauen werden. Alle Eingänge sind schon seit knapp einer Stunde dicht. Die Polizei, die Veranstalter und die Sicherheitsdienste haben die Vorsperren aktiviert. Das sind Gitter, die den Schlossplatz weiträumig abriegeln. Wer drin ist, kommt raus. Wer draußen ist, hat keine Chance. Die Sicherheitsmaßnahme war in der zurückliegenden Woche bereits angekündigt worden. So soll ein gefährliches Gedränge auf dem Platz verhindert werden. Auch schon am unteren Ende der Königstraße beim Pusteblumenbrunnen zwischen Marstall- und Thouretstraße geht nichts mehr. Ebenso am Durchgang vom Schillerplatz zum Schlossplatz.

 
Zum Eingang kommt man nicht mehr durch: Die Vorsperren stoppen den Zustrom Foto: STZN/Christine Bilger

Da man auf dem Schlossplatz auch von außerhalb der Zäune Blick auf die Leinwände hat, ist diese Maßnahme getroffen worden. Die Sicherheitsleute unterscheiden nicht: Ob jemand im Trikot zum Public Viewing will, oder zum Shoppen auf die Königstraße: Der Weg ist versperrt. Melanie Saur aus Böblingen kommt vom Einkaufen. „Da haben wir ja Glück gehabt, dass wir früh dran waren “, sagt sie zu ihren Freundinnen, die wie sie große Taschen diverser Mode- und Kosmetikgeschäfte in der City tragen.

Auch der Durchgang vom Schillerplatz zur Königstraße ist dichtgemacht. Foto: STZN/Christine Bilger

Wie sehen das die Händler? Christoph Achenbach, Geschäftsführer von Lederwaren Acker im Königsbau, sieht es entspannt: „Unser Umsatz war gut“, sagt er am frühen Samstagabend. Die Absperrmaßnahmen im Sinne der Sicherheit aller begrüßt er. „Man muss doch so einen Tag genießen. Das ist eine super Werbung für Stuttgart“, fügt er hinzu.

Ganz so glücklich sind jedoch viele nicht, die an den Absperrungen scheitern. Eine kleine Karawane setzt sich in Bewegung, von der Planie über den Schillerplatz und hoch zur Königstraße. Als sie an der dritten Vorsperre auch scheitern, beschließen sie, doch aufzugeben und sich außerhalb des Stadtzentrums einen Ort zum Fußballschauen zu suchen.

Die Veranstaltenden, die Polizei und die Stadt als Polizeibehörde hatten es im Vorfeld klar kommuniziert: Wenn der Platz voll ist, wird rundum aus Sicherheitsgründen abgeriegelt. Und voll war der Platz im Nu. Früher als bei Deutschlandspielen während der Europameisterschaft im vergangenen Sommer war kein Durchkommen mehr an den Einlässen. Schon gegen 16.45 Uhr waren die Eingänge zu, mehr als drei Stunden vor dem Anpfiff des Spiels in Berlin. 35 000 Menschen waren auf dem Platz.

Frust am Eingang: Sicherheitskontrollen erfordern Geduld

Vereinzelt herrschte Frust, weil die Abfertigung lange dauerte. Am Eingang von der Königstraße her wird eine Beschwerde laut. Es komme zu Verzögerungen, weil bei den Sicherheitsleuten nur eine Frau arbeite und die alle Frauen durchsuchen muss. Das stimme nicht, widerspricht Jörg Klopfer von In.Stuttgart: „Das Verhältnis Männer zu Frauen bei der Security ist 60 zu 40“, sagt er. Die Kontrollen der weiblichen Fans seien aber zeitintensiver: „Frauen haben Handtaschen dabei, in die man schauen muss.“