Das einzige Konstante beim Stuttgarter Wetter im September ist der Regen gewesen. In vielen Wohnungen laufen wieder die Heizungen warm. Strahlenden Sonnenschein gab es im vergangenen Monat außer an ein paar Tagen selten.
Das war ja klar – als die Bäderbetriebe der Stadt Stuttgart Ende August beschlossen, die Freibadsaison über das geplante Ende am 8. September hinaus in Vaihingen um zwei Wochen zu verlängern, entschloss sich die Wetterküche zur Attacke. Es störte das Wechselspiel von Hoch und Tiefs nicht im Geringsten, dass es exakt ein Jahr zuvor im September 2023 in Stuttgart so warm war wie noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD). 19,2 Grad im Schnitt wurden ermittelt, dazu knapp 270 Sonnenstunden – allerbestes Freibadwetter, aber die Bäder gaben nach den Sommerferien nur einen Tag Zugabe und machten dann dicht.
Schlotternde Schwimmgemeinde in zweiter Septemberwoche
Jetzt gab es ordentlich Verlängerung und erst einmal lange Gesichter und eine schlotternde Schwimmgemeinde. Pünktlich am ersten Tag der Zugabe, also am 9. September, begann es mit den Temperaturen in der Stadt rasant abwärtszugehen. Dazu fiel immer wieder Regen, eigentlich fast jeden Tag. „Tief Yonca, Zilan und Anett führten feuchtkühle Luftmassen aus dem Norden in die Stadt“, erklärt DWD-Meteorologe Andreas Pfaffenzeller lapidar.
Davor war die Thermometeranzeige an der Messstation Schnarrenberg am 1. und auch am 4. September noch zweimal auf mehr als 30 Grad geklettert. Danach waren die Spätbader von angenehmen Temperaturen so weit entfernt, wie der Äquator vom Nordpol. Ganz bitter dann der 12. und 13. Da schafften die Tagesmitteltemperaturen nicht mal mehr zehn Grad. Für den 12. war das sogar ein Rekordwert. Nie war es in Stuttgart an diesem Datum so kühl. Im Netz kursierten Bilder von Graupelschauern auf den Fildern, viele schauten vorsorglich, ob die Winterreifen noch genug Profil haben und die Heizung anspringen würde. Und nur noch die Härtesten der Unentwegten zogen in Vaihingen vor dick vermummten Rettungsschwimmern ihre Bahnen.
Dieser September war kühler als September 2023
In der zweiten Verlängerungswoche berappelte sich das Wetter aber dann doch noch. Altweibersommer mit Temperaturen bis 24 Grad, Sonne und trocken. Und am letzten Badetag, am 22. September, war es noch einmal richtig spätsommerlich. Die Gäste fotografierten einen wunderbaren Sonnenuntergang im Rosental, obwohl Fotografieren im Freibad sonst nicht erlaubt ist.
„Insgesamt war der September ein wenig zu warm, zu nass und eher wolkig“, bilanziert Andreas Pfaffenzeller. 16 Grad als Durchschnittstemperatur kamen zusammen, 3,2 Grad weniger als vor einem Jahr, aber immer noch 0,8 Grad mehr als der Mittelwert zwischen 1991 und 2020. Verglichen mit einem September aus der Referenzperiode 1961 bis 1990 war der erste Herbstmonat sogar 1,3 Grad zu warm. Damals hätte man den Monat als angenehm durchgewinkt, aber der Klimawandel verändert auch die Ansprüche.
Gewohnt ist man mittlerweile auch die schnellen Wechsel. Konstant waren nur das Hin und Her von Tiefs und Zwischenhochs. Mit Ausnahme des Regens. Der fiel bis auf eine kurze Periode nach der Monatsmitte fast täglich und summierte sich am Ende auf satte 89 Liter pro Quadratmeter, 71 Prozent mehr als in einem durchschnittlichen September. Nach zuletzt vielen zu trockenen Jahren ist Wassermangel 2024 also kein Thema. Zur durchschnittlichen Regenmenge für Stuttgart für ein Jahr von etwa 691 Liter, fehlen nur noch rund 45 Liter. Und dass die bis zum Ende des Jahres nicht fallen, ist extrem unwahrscheinlich.
Goldener Oktober lässt auf sich warten
Ein goldener Oktober mit stabilem, trockenem Wetter und viel Sonne ist aktuell nicht mal im Ansatz in Sicht. Dafür wieder jede Menge Regen, sodass die Jahresmenge an Wasser wahrscheinlich schon Ende Oktober erreicht sein wird. Für die Böden also ein gutes Jahr. Wenn man aber partout über das Septemberwetter mäkeln möchte, dann bietet sich nur die Sonne an. 142 Stunden sind nur etwa 84 Prozent des Mittels und sogar satte 125 Stunden weniger als vor einem Jahr. Wobei das mit der „Magersonne“ weitergehen könnte. Wie gesagt – ein goldener Oktober ist leider bislang nicht in Sicht.