Der neue CSD-Vorstand im Gespräch (von links): Alexander Prinz, Sina Will, Thomas Jansky, Lars Lindauer und Betina Starzmann. Foto: /Lichtgut/Ferdinando Iannone

Der CSD-Neujahrs-Empfang ist noch politischer als sonst gewesen. Er stand unter dem Motto der Bundeskampagne „Wähl Liebe“.

Marilyn-Frisur, kurvenreicher Körper selbstbewusst im bordeaux-roten Etuikleid, im ausgestreckten Arm die Regenbogenfahne! Drag-Queen Henni erinnert beim Neujahrsempfang der IG Christopher Street Day (CSD) an Lady Liberty vor Manhattan und die Marianne auf Eugène Delacroix’ Gemälde „Die Freiheit führt das Volk“. Eine eindrückliche Pose, die sie an den Schluss ihrer Hommage an starke Frauen zu den Stimmen von Shirley Bassey und Joan Crawford setzte. Ihr Aufruf für die Wahl am 23. Februar: „Geht wählen – wählt Liebe.“

 

VfB-Vorstand Alex Wehrle ist Schirmherr

„Wähl Liebe“, das Motto der bundesweiten Kampagne von queeren Vereinen und der CSD-Bewegungen, schwebte durch das Wizemann, wo der CSD-Empfang erstmals stattfand. Mit jüngerem, weiblicheren, einem fünfköpfigen statt einem dreiköpfigen Vorstand: Betina Starzmann, Sina Will, Lars Lindauer, Thomas Jansky und Alexander Prinz. Neu ist auch die Schirmperson der Stuttgart Pride 2025: VfB-Vorstandsvorsitzender Alexander Wehrle. Um Brücken zur Mehrheitsgesellschaft, Das Sichtbarbleiben, Akzeptanz und Vielfalt gehe es, so Wehrle in einer Videobotschaft.

Hoffen auf Regenbogenhaus

Lars Lindauer und Betina Starzmann betonten, Hass, Gewalt und Hetze gegen die queere Community nehme zu wie lange nicht. „Es gibt einen Wahlkampf, der vor allem auf dem Rücken von Minderheiten ausgetragen wird“, so Starzmann. Rechtsextreme und rechtspopulistische Parteien machten Dinge salonfähig, die man vor Jahren nicht auszusprechen gewagt habe. „Unsere Kampagne steht dafür, dass Liebe immer stärker sein wird als Hass.“ Von einer zukünftigen Bundesregierung fordere man, queere Menschen endlich ins Grundgesetz aufzunehmen, den Artikel drei um das Merkmal der „sexuellen Identität“ zu ergänzen. Queere Räume müssten geschützt, ehrenamtliche Community- und Beratungsstrukturen finanziell gesichert sein, Hasskriminalität, Hatespeech und Verbreitung von Fake News in Sozialen Medien wirksam bekämpft und der Aktionsplan „Queer leben“ der Bundesregierung mit der Community weiterentwickelt werden. Das Motto der Saison 2025 teile man, so Starzmann, als Reaktion auf das Ergebnis der Bundestagswahlen am 23. Februar mit. Auch Kerstin Rudat, im Vorstand des LSVD+ Baden-Württemberg, unterstrich die Forderungen. Sie betonte etwa, dass das Abstammungsrecht für Regenbogenfamilien reformiert werden müsse. Noch werde der „Mit-Mutter“ das einfache Einrücken in die Elternposition verwehrt.

Gegen Hass und Ausgrenzung

Lindauer beschrieb Meilensteine – und wie manche Parteien die Ehe für alle und das Selbstbestimmungsgesetz abschaffen wollten. Die Pride 2024 sei im Großen und Ganzen friedlich gelaufen. Und doch seien Plakate angezündet worden, hätten queere Menschen Angst, wenn sie nachts draußen alleine sind. „Das geplante Regenbogenhaus soll eine zentrale und sichtbare Anlaufstelle für die LGTBQIA*-Communities sein, ein Schutz- und Empowerment-Raum.“ Das Projekt werde vorangetrieben, noch fehle ein Standort. Um vor der Wahl für queere Rechte und Demokratie einzustehen und Zeichen gegen Hass, Ausgrenzung und die Spaltung der Gesellschaft zu setzen, rufe der CSD am 15. Februar in Stuttgart mit den Organisationen Projekt 100% Mensch, Mission TRANS* und dem LSVD+ Baden-Württemberg zur Demo „Demokratie verteidigen - Vielfalt statt Rechtsruck“.