Das Maschinenbauunternehmen Citizen Machinery Europe, in dem vor einigen Jahren die Firma Boley aufgegangen war, zieht von der Esslinger Innenstadt auf die Filder. Bis 2026 soll der Firmensitz in das neue Gewerbegebiet Scharnhausen West in Ostfildern verlegt werden.
Eine mehr als 150 Jahre währende gemeinsame Geschichte endet bald: Das Unternehmen Citizen Machinery Europe, in dem einst die Firma Boley aufgegangen war, verlässt Esslingen. Anfang Februar hat das Maschinenbauunternehmen einen Kaufvertrag für eine 8800 Quadratmeter große Fläche der Stadt Ostfildern unterzeichnet, wie diese nun mitteilt. Der Hersteller von CNC-Drehautomaten will in das neue Gewerbegebiet Scharnhausen West ziehen.
Der Mitteilung zufolge soll der Umzug bis Ende 2026 erfolgen. Als Grund werden wachsende Anforderungen an Produktionskapazität und Nachhaltigkeit genannt. Am neuen Standort sollen rund 70 Mitarbeiter beschäftigt werden.
Neben einer Vertriebszentrale mit Büro-, Schulungs- und Ausstellungsflächen entstehe am neuen Standort in Ostfildern auch eine Montagehalle sowie diverse Werkstatt- und Lagerbereiche. „Mit dieser Investition setzen wir ein klares Zeichen für die Zukunft“, erklärt Markus Reißig, Geschäftsführer von Citizen Machinery Europe. „Scharnhausen West bietet uns nicht nur die benötigte Fläche, sondern auch eine hochmoderne Infrastruktur, die unseren Anforderungen an Nachhaltigkeit gerecht wird.“
Aus Boley wird Citizen Machinery
Citizen Machinery Europe ist ein Tochterunternehmen des japanischen Technologiekonzerns Citizen. Vom jetzigen Standort unterhalb der Neckarhalde aus steuere die Firma Vertrieb, Service und Ersatzteilverkauf für weite Teile Europas und der Angrenzerstaaten. Die Ursprünge des Standorts in Esslingen liegen in der Firma Boley, gegründet im 19. Jahrhundert als Betrieb zur Herstellung von Uhrmacherwerkzeugen. 1992 wurde das Unternehmen Teil des Drehmaschinenherstellers Citizen Machinery Europe. Dieser hatte in den vergangenen zwei Jahrzehnten noch am jetzigen Standort am Altstadtring neu gebaut.
Der Neubau in Ostfildern soll mit nachhaltiger Energie versorgt werden. Er erhalte über das Quartiersnetz Wärme und Raumkühlung. Darüber hinaus seien große Photovoltaikanlagen auf Dach und Südfassade sowie eine teilweise begrünte Fassadenfläche geplant.
Für die Stadt Ostfildern und ihr Gewerbegebiet ist Citizen Machinery der erste Investor mit einem konkreten Bauvorhaben. Damit, so die Stadt, nehme das Projekt Fahrt auf. Insgesamt stehen 12,5 Hektar zur Verfügung. „Unsere Flächen sind auf nachhaltige Unternehmen ausgerichtet, die eine hohe bauliche Effizienz auf kleiner Grundfläche realisieren und innovative Konzepte umsetzen wollen“, erläutert Michael Striebeck, Leiter des Fachbereichs Bauen und Immobilien bei der Stadt. Branchen wie großflächige Logistik-, Lager- oder Transportunternehmen sowie Einzelhandelsbetriebe seien nicht zulässig.
45 Prozent der Fläche belegt
Für das Gewerbegebiet wesentlicher Bestandteil ist aus Perspektive der Stadt das Energie- und Mobilitätskonzept. Die dezentrale Strom- und Wärmeerzeugung setze auf Photovoltaik, Geothermie und ein kaltes Nahwärmenetz mit Wärmepumpen. Die Zahl der Pkw-Stellplätze auf den Firmengeländen ist begrenzt. Stattdessen soll das Gros des Pkw-Verkehrs in einem bis 2029 errichteten Quartiersparkhaus münden. Dieses soll unter anderem auch Car- und Bikesharing-Angebote bieten. Zudem gehört eine neue Bushaltestelle zum Konzept.
„Eine weitere Fläche wurde bereits an ein großes ortsansässiges Unternehmen verkauft, sodass aktuell ungefähr 45 Prozent der Fläche im neuen Gewerbegebiet belegt sind. Wir sind zuversichtlich, dass sich in den kommenden Monaten weitere Investoren für Scharnhausen West entscheiden werden“, so Rudolf Schell, der in der Abteilung Liegenschaften für die Vermarktung des Gebiets zuständig ist.