Das 177. Cannstatter Volksfest beginnt nächsten Freitag. 300 Betriebe bauen derzeit noch ihre Zelte, Buden und Karussells auf dem Wasen auf – darunter auch einige neue Attraktionen. Auch die Polizei bereitet sich vor.
Er stand im Mittelpunkt. Und wie jedem Polizisten war Jörg Schiebe das gar nicht recht. Bedeutet es doch, dass was Schlimmes passiert ist oder sich die Menschen Sorgen um ihre Sicherheit machen.
Wie sicher ist das Volksfest? In allerlei Variationen musste der Leiter der Wasenwache diese Frage beantworten. Bei der Pressekonferenz eine Woche vor der Eröffnung des 177. Cannstatter Volksfestes am Freitag, 27. September, richteten sich die Kameras und Mikros auf Schiebe. Sind Messer auf dem Platz verboten? Sind sie. Nicht erst seit den Attentaten von Mannheim und Solingen, sondern schon lange. Gemäß der „Polizeiverordnung zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung auf dem Cannstatter Wasen“ ist es verboten, Gegenstände, die ihrer Art nach objektiv gefährlich sind oder die zur Verletzung von Personen geeignet sind, mit sich zu führen. Und warum setzen sie in München Metalldetektoren an den Eingängen ein und in Stuttgart nicht? Weil sie bei erwarteten 4 Millionen Besuchern in Cannstatt wenig sinnvoll seien, so Schiebe.
Mit fernöstlicher Gelassenheit stand er Rede und Antwort. Gebetsmühlenhaft verwies er auf das seit Jahren bestehende „abstrakte hohes Gefährdungspotenzial“ und das vorhandene Sicherheitskonzept. „Wir haben das über die Jahre mit allen Beteiligten weiterentwickelt.“ Die Polizei werde wie in den Vorjahren bewaffnet an den Eingängen zu sehen und auf dem Platz unterwegs sein, für ein „höchstmögliches Maß an Sicherheit“. An den Eingängen werden die Ordner wie gehabt die Taschen kontrollieren. Müssen Menschen durchsucht werden, machen das Polizisten. Händisch, nicht mit Detektoren. In München ist ja immer alles größer als anderswo, der Himmel blauer und das Bier teurer. So will man sich auch in Sachen gefühlter Sicherheit nicht übertreffen lassen. Was vor allem damit zu tun hat, dass Clemens Baumgärtner ein Mann mit Ambitionen ist. Er ist der zuständige Referent für die Wiesn und will 2026 gerne OB werden. Als Kandidat der CSU tritt er gegen Amtsinhaber Dieter Reiter (SPD) an. Um da erfolgreich zu sein, will er sich in Sachen Sicherheit nichts vorwerfen lassen: Also hat er 40 kleine Metalldetektoren anschaffen lassen.
In Stuttgart hält man dies für wenig sinnhaft – und setzt aufs bewährte Konzept. Dazu zählt die Überwachung mit Kameras: für die Sicherheit – und zum Zählen der Besucher.
Dabei ging fast unter, dass da ein Fest gefeiert wird, in dessen Gelingen viele Menschen viel Energie gesteckt haben. 300 Betriebe bauen auf. Neben acht Festzelten und dem Albdorf sind fünf neue Geschäfte dabei. Die „Crazy Mouse“ erinnert an den Klassiker „Wilde Maus“, allerdings drehen sich die Gondeln. Im „Booster“ wird man durchgewirbelt. Der „Krumm- und Schiefbau“ und die „Heroes City XXL“ sind Laufgeschäfte, mit dem „Spiel-Palast“ kommt eine Losbude neu auf den Wasen.
Ziemlich alt ist dagegen die Diskussion über den Bierpreis. Jedes Jahr geschieht das Gewohnte. Mit Verweis auf die steigenden Kosten erhöhen die Wirte den Bierpreis, heuer beträgt er bis zu 14,70 Euro. Im Vorjahr waren es 14,20 Euro. Nichts zahlen muss Stuttgarts OB Frank Nopper für sein erstes Bier. Er wird am Freitag, 27. September, im Hofbräu-Zelt um 16 Uhr das erste Fass anstechen. Zur Tradition gehört auch der Volksfestumzug. Am 29. September werden 40 Festwagen, 3600 Musiker, Uniform- und Trachtenträger durch Bad Cannstatts Straßen zum Wasen ziehen.
Neu ist der Mehrwegbecher. Den hat man beim vergangenen Frühlingsfest getestet. Nun wird er auch beim Volksfest eingeführt. An allen Imbissbetrieben bekommt man Getränke in diesem Becher gegen ein Pfand von 2 Euro – und kann sie an jedem beliebigen Stand zurückgegeben. „Es ist ein größerer Aufwand für die Betreiber“, sagt Marcus Christen, Abteilungsleiter der Veranstalterin in.Stuttgart. „Aber der Festplatz ist dadurch deutlich sauber und damit auch sicherer.“
Und weil die Sicherheit den obersten Polizisten des Wasen so sehr gefordert hat, dass Schiebe nicht zu seiner jährlichen Mahnung kam, erledigen wir das für ihn. Parkplätze gibt es wenige, gerade wenn der VfB kickt. Was zweimal der Fall sein wird. Also, es empfiehlt sich, mit Bus und Bahn zu kommen. Zumal, wenn man was trinken will. Das wäre ein immenser Beitrag zur Sicherheit.