In der Spitzbubenbar stoßen die Gäste selten mit Maßkrügen an.Foto: Florian Knittel/. Foto:  

Immer mehr Wasenwirte eröffnen hippe Bars auf den Emporen, um ihr Publikum zu verjüngen. Dass der Münchner Moritz Haake im Fürstenberg-Zelt seine Location Solitude-Bar nennt, ruft Solitude-Wirt Jörg Mink, einen Urschwaben, auf den Plan.

Solitude heißt Einsamkeit. Herzog Carl Eugen von Württemberg, der bei der Vielzahl seiner Mätressen leicht mal den Überblick verloren hat, gab seinem im 18. Jahrhundert erbauten Lustschloss auf aussichtsreicher Höhe am Rande von Stuttgart den französischen Namen Solitude. Dies war eine raffinierte Tarnung für einen Ort, an dem es der Regent, dem man 300 uneheliche Kinder nachsagt, oft krachen ließ.

 

Seit 16 Jahren führt Promiwirt Jörg Mink die Schloss Solitude-Gastronomie, genießt die Ruhe und Idylle mit dem Blick auf das Ludwigsburger Schloss, die Spaziergänger (sind oft seine Gäste) anlockt, richtet aber auch Hochzeitsfeiern in den Sälen des Herzogs aus, bei denen es lauter zugeht – bei sonst einsamen Gefilden, die Fuchs und Has’ nutzen, um sich gute Nacht sagen.

Neuerdings wird der Solitude-Wirt Mink gefragt, warum er auf dem Volksfest einsteigt. Denn die neue, schicke Bar im einzigen bayerischen Wasenzelt, das seit einem Jahr der Münchner Moritz Haake (der Jüngste aller Festwirte) im Dienste von Fürstenberg führt, heißt auf der Empore Solitude-Bar.

Moritz Haake eröffnet im Fürstenberg-Zelt auf der Empore die Solitude-Bar. Foto: Lichtut/Max Kovalenko

„Nein, das hat mit mir absolut nichts zu tun“, sagt Solitude-Wirt Jörg Mink und klingt leicht verärgert. Als Urschwabe käme er nie auf die Idee, in einem bayerischen Zelt gastronomisch aktiv zu werden. Andere Wasenwirte hätten sich mit der Schatzi-Bar, Spitzenbuben-Bar oder Amici-Bar schöne Namen für ihre Party-Hotspots einfallen lassen. Den Namen Solitude-Bar für einen Münchner Wirt findet er nicht so originell und hofft nun, wie Mink sagt, „dass es bei Fürstenberg in der Solitude-Bar nicht so einsam zugeht, wie das Wort verheißt“.

Detlef Brumm übernimmt die Solitude-Bar bei Fürstenberg

Der neue Barchef bei Fürstenberg ist Detlef Brumm und kommt aus Sindelfingen, wo er etwa für die Summer Lounge vom Breuningerland verantwortlich war. Bier wird es bei ihm auch geben, aber nur in kleinen Gläsern – der Schwerpunkt liegt auf Cocktails.

Solitude-Wirt Jörg Mink (hier mit Sohn Jan Mink) legt Wert auf die Feststellung, dass er mit der Solitude-Bar auf dem Wasen nichts zu tun hat. /Lichtgut/Max Kovalenko

Auch in den hippen Wasenbars tragen die jungen Leute Tracht, aber meist in der edleren Variante. Wenn sie eine teure Flasche (nein, kein Bier!) bestellen, zündet der Kellner das Feuerwerk an – und alles schaut hin.

Der Chef der Schatzibar ist gerade Papa geworden

Die jungen Bars dürfen sogar eine Stunde länger feiern als der Rest des Zeltes. Danach geht’s per Shuttle-Service zum Weiterfeiern in die City. Im Herz-Zelt von Sonja Merz übernimmt erstmals Denis Gugac die Schatzibar. Der Betreiber des glamourösen Clubs Zubrovka am Rotebühlplatz ist kürzlich Papa geworden und freut sich nun auf „17 Tage Vollgas“ auf dem Wasen.

Bisher hat er mit Hi-Life-Betreiber Tim Berkemer die Spitzbubenbar in der Almhütte Royal von Wirtin Nina Renoldi geführt. „Verschiedene Meinungen“ über die weitere Ausrichtung brachten die beiden wasenarbeitsmäßig auseinander, aber befreundet sind die Best Buddies immer noch.

Berkemer ist in der neuen Saison alleiniger Spitzbuben-Wirt, hat sich aber zwei Spitzbuben als Partner ins Boot geholt, den Malo-Gastronomen Lorenz Grohe und den Rotenberger Weingut-Chef Thomas Diehl. Alle drei sind so gut in der Stadt vernetzt, dass der Andrang auch dieses Jahr groß sein dürfte. Unter anderem wird DJ Le Shuk in der für ihn recht kleinen Location auflegen – sonst bevorzugt er die großen Bühnen. Auch die queere Partyreihe Fame gastiert erstmals in der hippen Bar der Almhütte-Royal.

Kein Pink Sunday mehr bei Fürstenberg

Im vergangenen Jahr feierte Fame-Chef Felix Horsch Premiere des „Pink Sunday“ im Fürstenberg-Zelt. Eine Fortsetzung wird es nicht geben, worüber sich die Macher des Gaydelights um Theo von Pagliarucci, seit 25 Jahren „Platzhirsche“ beim Wasenwirt, freuen. Moritz Haake sagt, man habe im vergangenen Jahr festgestellt, „dass der Pink Sunday nicht so gut zu uns passt“. Deshalb sei schon wieder Schluss. Felix Horsch sagt, er veranstalte im Herbst so viele queere Events, dass er für eine große Nummer auf dem Wasen keine Zeit mehr habe. Die Expansion von Fame führe ihn nach Ulm, Reutlingen, München und im nächsten Jahr nach Frankfurt.

Bei Michael Wilhelmer, der seit 2009 die Schwabenwelt betreibt, lockt die Amici-Bar. Letztes Jahr war noch das Waranga-Team mit an Bord, das nun aber ausstiegen ist. Seine Wasenbar fürs junge Publikum ist nach dem Amici an der Lautenschlagerstraße benannt, von dem er sich keineswegs trennen wolle, betont er, wie Gerüchte besagen.

Die Nachfolger für das Dinkelacker-Zelt stehen fest

Noch ein letztes Mal trägt das Hofbräuzelt, das bereits Marcel Benz von Hans-Peter Grandl übernommen hat, den Namen Grandl. Beim Frühlingsfest 2025 ändert sich der Name. Dann wird auch der Brunnenwirt aus der Altstadt mit Currywurst und Co. einsteigen. Die Festwirte Karl und Daniela Maier feiern am 9. Oktober den 90. Geburtstag von Göckelesmaier. Für den selben Tag laden Klauss & Klauss zu ihrem 25-Jahr-Jubiläum ins Dinkelacker-Zelt ein, aus dem sie sich 2025 verabschieden werden. Ihre Nachfolger steht fest und freuen sich: Carsten Weller samt seiner Familie ist der künftige Festwirt.

Die Vorfreude auf die vielen Wasenfeiern, ob sie nun traditionell oder ganz anders sind, steigt. Premiere feiert auch das italienische Ristorante von Luigi Aracri im Sonja-Merz-Herz-Zelt. Das Volksfest bringt immer wieder Neues hervor. So muss es sein! Wenn sich die Tradition mit neuen Ideen mischt, sich die Alten und Jungen gegenseitig antreiben, wird auch die Zukunft viel Spaß bereiten.