„Wirklich klasse“ findet Biersommelier Christian Goldemann das alkoholfreie Bier im Fürstenberg-Zelt. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Alle Zelte auf dem Wasen bieten alkoholfreie Biere an. Doch die werden kaum getrunken. Am Geschmack liegt es nicht, sagt ein Biersommelier. Er hat für uns den Test gemacht.

Es wird in der Maß serviert, ist goldfarben und mit einer hübschen weißen Schaumkrone: Als scheinbar gleichwertiger Partner hat das alkoholfreie Bier längst in alle Festzelte auf dem Cannstatter Wasen Einzug gehalten. „Man braucht keinen Alkohol mehr“, sagt der Stuttgarter Biersommelier Christian Goldemann nach einer Verkostungsrunde. Gleich das erste Testbier im Fürstenberg-Zelt erstaunt den Experten, „wirklich Klasse“ lautet sein Urteil über das Pilsner mit 0,0 Volumenprozent Alkohol. Etwas malziger und süßer als die klassische Fürstenberg-Variante ist es seiner Meinung nach – „angenehm hopfig und sehr süffig“. Trotzdem bestellen die wenigsten Gäste auf dem Wasen alkoholfreies Bier, berichten die Wirte. In den Restaurants verzichten sie zunehmend auf Promille, im Festzelt bleibt es nur eine Randerscheinung.

 
Gemeinsam mit der Maß anstoßen – geht auch mit alkoholfreiem Bier. Foto: IMAGO/Wolfgang Maria Weber

Mit 14,60 Euro hat die Maß mit alkoholfreiem Bier bei Fürstenberg den gleichen Preis wie die mit alkoholhaltigem. Aber die meisten Gäste bestellten sich lieber das halb so große Glas, berichtet Nadine Wörz, die während der Wasenzeit an der Bierkasse sitzt. „Bei uns in Bayern, da gewinnt es immer mehr an Zuspruch“, sagt die Tochter vom neuen Wirt des Fürstenberg-Zeltes über das alkoholfreie Bier. Im Freistaat ist die Familie auf neun kleineren Volksfesten vertreten, auf dem Cannstatter Wasen macht Nadine Mörz eine andere Beobachtung: „Hier geht es schon auch“, sagt sie, „aber es ist dem normalen Bier weit untergeordnet.“ Und diejenigen, die es trinken, wollen dann auch nur einen halben Liter davon und nur ganz selten eine Maß.

Freibier von Schwabenbräu in drei Festzelten

Beim Göckelesmaier ist der Biersommelier auch vom Schwabenbräu Freibier in der Maß (14,60 Euro) angetan. Bei Klauss & Klauss sowie in der Schwabenwelt wird es ebenfalls ausgeschenkt. Naturtrüb ist das nullprozentige Bier, leicht süßlich und lieblich. Mit „habhaft“ und „vollmundig“ beschreibt Christian Goldemann das Getränk, „richtig lecker“, findet er. Ihn begeistert, wie sich die Bandbreite an alkoholfreien Bieren vergrößert hat, dass mehr Bierstile in der nüchternen Form zu haben sind. „Seit fünf, sechs Jahren hat sich viel getan“, sagt er über die Entwicklung. Als „Zahl der Woche“ feierte das Statistische Bundesamt im vergangenen Jahr den Aufstieg des alkoholfreien Bieres: Von 2013 bis 2023 hat sich die zum Absatz bestimmte Produktionsmenge mehr als verdoppelt, das Plus beträgt 109 Prozent. Die Produktion von alkoholhaltigem Bier ist im gleichen Zeitraum um 14 Prozent zurückgegangen. Allein im Handel hat alkoholfreies Bier einen Marktanteil von neun Prozent.

Weniger Alkohol bedeutet weniger Geselligkeit

„Die Menschen trinken weniger Alkohol“, bestätigt Michael Wilhelmer, den genauen Anteil von alkoholfreiem Bier im Schwabenwelt-Festzelt kann er jedoch nicht beziffern. Vor allem in seinen Restaurants bekommt der Multi-Gastronom die Zurückhaltung zu spüren. „Es geht auf die Geselligkeit“, sagt er über die Wirkung der neuen Trinkgewohnheiten: während die Gäste früher länger bei einem zweiten Glas Wein sitzen geblieben sind, gehen viele heute auch früher nach Hause. Auf dem Wasen scheint die Zeit aber stehen geblieben zu sein: „Im Festzelt trinken die Menschen gerne nach wie vor ihre Maß oder einen Wein“, berichtet Michael Wilhelmer. Alkoholfreies Bier spiele „nicht so eine Rolle“, der Anteil sei noch gering. Ein Angebot muss es seiner Meinung nach aber geben – und zwar in der Maß, damit alle am Tisch miteinander anstoßen können.

Im Festzelt Beim Benz ist das alkoholfreie Bier von Stuttgarter Hofbräu zunächst kaum vom alkoholhaltigen zu unterscheiden. „Der Zitrusgeschmack vom Pils kommt gut heraus“, findet Christian Goldemann, Noten von Hopfen und eine leichte Würze schmeckt er heraus. Allerdings flacht es hinten schnell wieder ab. Was die anderen Brauereien mit Malzsüße ausgleichen, kann der Hopfen allein nicht liefern, analysiert der Biersommelier. Aber für ihn ist es trotzdem „eine gute Alternative“. Diese Alternative wählen laut Alexa Neidhard vom Benz-Festzelt genau fünf Prozent der Gäste. „Signifikante Steigerungen in den vergangenen zwei Jahren können wir nicht belegen“, hat ihre Datenrecherche außerdem ergeben. Sowohl beim Frühlingsfest als auch beim Volksfest seit dem Jahr 2023 waren nur fünf Prozent aller Bierbestellungen alkoholfrei.

Christian Goldemanns Top Ten der alkoholfreien Biere

Für alle, die nach dem Wasen auf Alkohol verzichten wollen, verrät Christian Goldemann noch seine Top Ten der alkoholfreien Biere, die in Stuttgart erhältlich sind:

1. Maisel and Friends IPA alkoholfrei

Bekommt man in allen Benz Märkten in und um Stuttgart und auch beim Dachtler Markt sowie in der Kornwestheimer Getränkehandlung Heinrichs 3000.

2. Störtebeker Atrlantic Ale alkoholfrei

Bekommt man beim Heinrichs 3000 und in allen Gefako Getränkemärkten einschließlich Supermärkten.

3. Schimpf’s Höpfle Bio alkoholfrei

Ebenfalls erhältlich in den Gefako Märkten

4. Nittenauer alkoholfrei

Nur im Heinrichs 3000 oder online

5. Berg Bier Cyriakus

Bekommt man in den Getränkemärkten, die Berg Bier führen.

6. Riedenburger Ur-Hell alkoholfrei

Erhältlich in den meisten Biomärkten.

7. Insel Brauerei Snorkelers

Bekommt man in den Getränkemärkten, die Inselbrauerei führen, oder in Supermärkten mit gutem Getränkemarkt wie Rewe und Edeka.

8. Neumarkter Lammsbräu Bio Dunkel alkoholfrei

Bekommt man bei Denn’s Bio Märkten.

9. Clausthaler Extra Herb

Die bundesweit vertretene Marke ist fast überall im Verkauf.

10. Jever fun

Das norddeutsche Bier ist auch in fast allen Supermärkten erhältlich.