Am 1. Juni sollen die Bürger Pleidelsheims (Kreis Ludwigsburg) entscheiden, wer die Gemeindeverwaltung anführen wird. Am Donnerstagabend haben sich die Bewerber offiziell vorgestellt.
Die 700 Plätze in der Pleidelsheimer Sporthalle waren am Donnerstagabend fast bis auf den letzten Stuhl besetzt. Das zeugt von großem Interesse an der Bürgermeisterwahl am 1. Juni. Drei qualifizierte Personen möchten Bürgermeister Ralf Trettner folgen, der nach 24 Jahren nicht mehr zur Wahl antritt: die 37-jährige Sabrina Lee, der 57-jährige Frank Wohlfahrt und der 29-jährige Georg Zimmer. Alle drei haben unmittelbar nach Beginn der Bewerbungsfrist ihre Unterlagen beim Rathaus eingeworfen.
Inhaltlich waren die drei ebenfalls dicht beieinander. Was auch daran gelegen haben mag, dass alle im Vorfeld intensive Gespräche mit den verschiedenen Pleidelsheimern geführt haben – einfach an der Haustür normaler Bürger oder auch mit Vertretern von Vereinen, Kirchen, Kindergärten, Unternehmen und anderen, die das Leben in der 6000-Einwohner-Gemeinde am Neckar prägen. Und offenbar haben sie dabei und auch bei verschiedenen Terminen im Ort, an denen sie teilgenommen haben, immer wieder ähnliche Punkte zu hören bekommen, die der Bürgerschaft wichtig sind.
Lee und Wohlfahrt kennen die Themen auch ein Stück weit aus eigener Erfahrung. Wohlfahrt lebt seit 2019 in der Spargelgemeinde, Lee seit 2020. Beide fühlen sich dort nach eigenem Bekunden sehr wohl und haben Wurzeln geschlagen. Zimmer hingegen lebt im benachbarten Freiberg am Neckar.
Das sind die wichtigsten Themen, für die sich die Bewerber einsetzen möchten:
Neue Mitte/Nahversorgung:
Alle plädierten für einen raschen Baubeginn auf der Brache, die die neue Mitte werden soll, alle sehen dort einen Lebensmittelmarkt als wichtiges Element an. Zimmer und Lee wollen aber auch den lokalen Einzelhandel stärken, Lee möchte sich zudem für die Wiedereröffnung eines Hofladens einsetzen. Um die Fläche zu bebauen, hält sie ein Gesamtkonzept für nötig, sonst drohten Stillstand und höhere Kosten. Zimmer geht davon aus, dass man keinen einzelnen Investor findet, und plädierte für kleinere Bauabschnitte.
Wirtschaft
Einigkeit herrschte auch darin, die heimische Wirtschaft stärken zu wollen. Zimmer will bestehende Unternehmen starkmachen, zeigte sich aber auch offen für junges Gewerbe. Lee will Unternehmen bei Innovationen in Produktion, Technik und Umwelt unterstützen und setzt weiter auf einen guten Branchenmix. Wohlfahrt hat sich Bürokratieabbau und Verlässlichkeit auf die Fahnen geschrieben, um Unternehmen optimale Rahmenbedingungen zu bieten, und schloss eine Erhöhung der Gewerbesteuer aus.
Nachhaltigkeit/Finanzen/Breitband:
Die drei Bewerber unterstützen das Projekt der Neckarwärme zur Nahwärmeversorgung. Lee mahnte, damit sich das wirtschaftlich rechne, müsse es aber auch genügend Interessenten für die Anschlüsse geben. Um die Finanzen zu stabilisieren, will jeder bei Investitionen priorisieren, die Energieeffizienz kommunaler Gebäude verbessern, aber auf keinen Fall an Freiwilligkeitsleistungen sparen. Auch für schnelles Internet wollen sich die Kandidaten einsetzen und teils Druck machen, teils für mehr Anschlüsse werben.
Bezahlbarer Wohnraum:
Hier setzen alle auf Nachverdichtung im Innenbereich und auf Sanierung. Das genaue Wahlprogramm der Kandidaten ist auch auf ihren jeweiligen Homepages zu finden.
In der den Vorstellungsreden folgenden Fragerunde fühlten die Bürger Lee, Wohlfahrt und Zimmer genauer auf den Zahn. Ein Mann wollte wissen, wie man es schaffen wolle, dass die Gemeinde Pleidelsheim weiter genügend Mitarbeiter habe. Auch da Übereinstimmung: Wichtig seien Wertschätzung und gute Arbeitsbedingungen. Lee plädierte dafür, beispielsweise bei Kitas die Bedeutung von Quereinsteigern nicht zu unterschätzen, Wohlfahrt hält es für wichtig, auch Wohnraum anbieten zu können.
Ein anderer Zuhörer fragte Lee, ob sie mit ihrer „Super-Ausbildung“ Pleidelsheim nicht nur als Sprungbrett für höhere Ziele betrachte. Sie entgegnete, sie trete für einen Marathon an und nicht für einen Sprint. Von Zimmer wollte ein Mann Details über sein derzeitiges Team wissen. Es seien 20 Mitarbeiter, entgegnete Zimmer: fünf in der Verwaltung, der Rest im Bauhof und in der Reinigung.
Pfiffe gab es, als ein Fragesteller von Lee wissen wollte, ob sie in Elternzeit gehen werde, wenn sie einmal Nachwuchs bekomme. Die Kandidatin entgegnete, offenbar hätten manche Männer auch 2025 noch Probleme mit Kinderbetreuung und Elternzeit. „Vielleicht hat sich mein langjähriger Partner deshalb mit meiner Kandidatur fürs Bürgermeisteramt verflüchtigt.“ Es gebe aber viele gute Beispiele, dass das prima funktioniere.