30 Jahre habe der Bund der Selbstständigen in Ludwigsburg das Thema Stadtbahn aktiv und konstruktiv begleitet – nun sei das Fass übergelaufen. „Der Bau der Stadtbahn wird den Einzelhandel ruinieren“, geht unter anderem aus der Vorstands- und Beiratssitzung hervor.
Der Bund der Selbstständigen der Stadt Ludwigsburg (BSD) distanziert sich in einer Pressemitteilung öffentlich von dem Projekt Ludwigsburger Stadtbahn Lucie. „Das Fass zum Überlaufen gebracht hat die Tatsache, dass es der frühere Geschäftsführer des Zweckverbands Lucie, Frank von Meissner, nicht mal fertiggebracht hat, die Kosten-Nutzen-Untersuchung, die sogenannte Standardisierte Bewertung, fristgerecht erstellen zu lassen, damit es vorangeht“, schreibt der BDS. Darüber hinaus seien die finanziellen Mittel für dieses Projekt nicht vorhanden, auch wenn der viel gepriesene Zuschuss so hoch sein solle, wie er wolle.
Anfang Dezember war bekannt gegeben worden, dass sich die bis Ende 2024 erwartete Kosten-Nutzen-Rechnung verzögert und laut dem Geschäftsführer des Zweckverbands Stadtbahn, Michael Ilk, frühestens 2026 vorliege. 2027 könne man in die Planfeststellung einsteigen und Baurecht schaffen. Das Verfahren dauere eineinhalb bis zwei Jahre, anschließend müssten die Arbeiten ausgeschrieben werden, ehe die Bagger anrücken können. „Bis die Bahn fährt, wird es Anfang der 2030er-Jahre sein“, kündigte Ilk an und bezog sich damit nur auf das erste Teilstück nach Markgröningen. Laut Vorgänger Frank von Meissner konnte die Kosten-Nutzen-Rechnung von ihm noch gar nicht in Auftrag gegeben werden, weil es noch keine genauen Kosten und Fahrgastzahlen für die Stadtbahn gibt.
Folgekosten seien nie betrachtet worden
Ein Kritikpunkt des BSD: die Finanzierung. „Die Folgekosten sind nie richtig betrachtet worden. Der Bau der Stadtbahn durch das Herz unserer Stadt wird dieser den Dolchstoß verpassen und den Einzelhandel vollends ruinieren“, so der BSD. In den 30 Jahren habe sich technologisch so viel weiterentwickelt, dass es inzwischen auch als Anachronismus anmute, eine Transporttechnologie des ausgehenden 19. Jahrhunderts installieren zu wollen.
Der Bund der Selbstständigen fordere den sofortigen Stopp aller weiteren Aktivitäten zu Lucie. Man halte es dabei mit dem indianischen Sprichwort: „Wenn Du merkst, dass das Pferd, das Du reitest, tot ist – steig ab“.
Ausdrücklich befürworten würde der BDS weiterhin die Reaktivierung der Bahnstrecke von Markgröningen nach Ludwigsburg mit der Anbindung von Bosch in Schwieberdingen und über Möglingen zum Bahnhof. Dort solle dann aber Schluss sein. „Ebenfalls befürworten wir die Anbindung von Remseck nach Pattonville mit der Hochflurbahn. Aber das ist eine Angelegenheit der Stadt Remseck.“
Auch das Landratsamt Ludwigsburg sieht in dem Stadtbahn-Ast von Remseck nach Pattonville ein großes Potenzial. Zwischen Remseck und Ludwigsburg staue es sich regelmäßig, der Vorteil eines Schienenverkehrs liege auf der Hand. Noch unklar ist, ob dieser Abschnitt auch losgelöst von den anderen Teilstücken im geplanten Stadtbahnnetz rund um Ludwigsburg realisiert würde. Diese Frage müsse durch eine Standardisierte Bewertung geklärt werden.