René Zoller ist der neue Bahn-Betriebsleiter im Blühenden Barock. Foto: Simon Granville

Schneewittchen-Tunnel, frisch gestrichener Bahnhof und bequemere Waggons: Das „Blübähnle“ in Ludwigsburg erstrahlt in neuem Glanz. René Zoller hat die Anlage im Blühenden Barock wachgeküsst – und sich damit einen Kindheitstraum erfüllt.

Lange wurde ums Bähnle gebangt. Denn seit dem Jahr 2001 lässt es im Blühenden Barock Kinderherzen höher schlagen. Doch die langjährigen Betreiber der Junior-Bahn, Wolfgang und Marta Marx, kündigten für Ende 2022 an, altershalber aufzuhören. Es musste befürchtet werden, dass die Lokomotiven verkauft werden und die Anlage abgebaut wird. Doch so weit ist es nicht gekommen: In René Zoller wurde ein Nachfolger, ein neuer Betreiber gefunden. An der Blüba-Saisoneröffnung an diesem Freitag wird die Bahn also wieder im Einsatz sein – und fortan als „Blübähnle“ Jung und Alt auf die aufgepeppte Strecke mitnehmen. Der Pachtvertrag läuft zehn Jahre – bis 2033.

Ein Kindheitstraum geht in Erfüllung

Von einem „Kindheitstraum“ spricht der 25-jährige Zoller, der als Kind häufig zu Besuch im Blüba war. Während der Rest der Familie im Märchengarten unterwegs war, nahmen sein Vater und er auf einem der Waggons Platz. „Das ging auch mal den ganzen Tag so“, sagt Vater Jochen Zoller. Auch schon gleich am Eröffnungstag vor 22  Jahren. „Damals hatte ich mir einen Tag Urlaub genommen. Wir sind den ganzen Tag gefahren und René hatte leuchtende Augen. Das sind Momente, die vergisst du nicht.“ Umso glücklicher ist der Geschäftsführer der QMZ Managementberatung in Freiberg, den Kauf für seinen Sohn unter Dach und Fach gebracht zu haben. René verbindet mit der Kleinbahn viel. „Sie war ein Gute-Laune-Platz in meiner Kindheit. Das Atmen der Dampflok, die Atmosphäre, das war perfekt“, schwärmt er noch heute.

Als vor fünf Jahren ein Mitarbeiter für die Junior-Bahn gesucht wurde, versandete seine Bewerbung noch in den Weiten des Internets. Doch vor zwei Jahren tat sich eine neue Gelegenheit auf. Erneut wurde ein Mitarbeiter gesucht. René Zoller war erneut angefixt. Er war zwar berufstätig, konnte zu dieser Zeit wegen des Lockdowns aber nicht arbeiten. Also bewarb er sich – mit Erfolg. Seitdem wirkte er als Lokführer und Mechaniker in der Werkstatt mit.

Und: Relativ schnell, vor anderthalb Jahren, kam auch die Idee auf, als Betreiber nachzufolgen. Der Prozess, bis die Übernahme des Inventars besiegelt war, zog sich aber. Eine letzte Klärung bei der Bank gab es erst in dieser Woche. Fix war die Übernahme trotz der letzten fehlenden Details schon früher. So nutzte René Zoller, der nun hauptberuflich Betriebsleiter des Blübähnles ist, die Winterpause bereits, um die Strecke grundlegend aufzufrischen.

Der Tunnel wird zu Schneewittchens Zwergenmine

Der bislang braun-grüne Bahnhof wurde neu gestrichen, die Waggons zum Aufsitzen sind ebenfalls aufgefrischt. Besonders viel passierte im 25 Meter langen Tunnel, der ein einfacher Betonkasten mit Bildschirmen an der Wand war. Er wurde zu „Schneewittchens Zwergenmine“ mit Zwergen, Kristallen und Edelsteinen. Die Beleuchtung und Soundeffekte sind neu, auch wenn die Arbeiten noch nicht abgeschlossen sind. Angedacht ist, die Bildschirme an der Tunnelwand neu zu bespielen. So weit wird es wohl frühestens im kommenden Jahr sein. „Der Tunnel war bisher der größte Minuspunkt. Das wollten wir ändern“, sagt René Zoller.

Wegen der Tunnel-Gestaltung freut er sich umso mehr auf die Saisoneröffnung am Freitag. „Ich bin auf die Reaktionen der Kinder gespannt. Ich werde den Motor der Lok am Tunneleingang extra runterdrehen, damit die Soundeffekte besser zur Geltung kommen“, sagt der 25-Jährige.

Er ist glücklich, eine funktionierende Anlage übernommen zu haben. Eine Dampf- und zwei Dieselloks haben sein Vater und er bereits gekauft, bei den beiden weiteren Dampfloks aus dem Altbestand soll das noch folgen. „Wir brauchen so viele Bahnen, um im Falle eines Ausfalls einen Ersatz zu haben. Als Kleinbahn und wegen einer Ausfallversicherung haben wir klare Vorschriften“, so René Zoller. Das hat aber auch seine schöne Seite: „Die Kinder freuen sich, wenn nicht bei jedem Besuch dieselbe Bahn fährt.“

20 Mitarbeiter kümmern sich ums Blübähnle

Die Zahlen
Die Bahnstrecke ist 350 Meter lang und gleicht einer verschlungenen Acht. Der Der bisherige Fuhrpark soll erhalten bleiben, umfasst drei Dampf- und zwei Dieselloks. Geparkt und gewartet werden sie im drei Gleise umfassenden Betriebswerk. Der Mitarbeiter-Pool besteht aus 20 Personen.

Zeiten und Preise
Die Bahn fährt täglich zwischen 10 und 18 Uhr. Der Preis für die Einzelfahrt wurde von 1,50 auf 1,80 Euro angehoben, die Sechserkarte ist das neue Neun-Euro-Ticket, die Zehnerkarte kostet 15  Euro. Seit diesem Jahr kann auch mit Karte und kontaktlos bezahlt werden.