Piiieks! Autsch, das tut weh! Wenn (wie hier im Bild) eine Honigbiene zusticht, gelangt ihr Gift in den Körper und verursacht Röttungen und schmerzhafte Schwellungen. Foto: dpa

Sommerzeit – Wespenzeit. Für die meisten sind Stiche von Bienen und Wespen harmlos. Doch wer allergisch reagiert, sollte sehr vorsichtig sein. Wir klären die wichtigsten Fragen zu Insektenstichen.

Stuttgart - „Sieben Hornissenstiche töten ein Pferd, drei einen Menschen“, sagt der Volksmund. Auch wenn diese Lebensweisheit äußerst beängstigend klingt, ist sie dennoch falsch. Denn wie viele Stiche einer Honigbiene, Wespe oder Hornisse für einen Menschen tödlich sein können, ist sehr unterschiedlich.

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In der amerikanischen Kleinstadt Douglas wurde im vergangenen Jahr ein Mann beim Rasenmähen von einem riesigen Bienenschwarm angegriffen. Nachdem er mehr als 100-mal gestochen wurde, verstarb er. Der Autor, selbst Imker, wurde vor einigen Tagen rund 30-mal gepiekst. Abgesehen von starken Schwellungen an der rechten Hand und am rechten Arm sowie zahlreichen Rötungen an anderen Körperstellen hat er es unbeschadet überstanden. Doch das ist nicht immer so. Schon ein einzelner Stich einer Honigbiene kann – an der richtigen Stelle platziert – üble Folgen haben und im schlimmsten Fall tödlich enden.

Allergiker, Vorsicht!

Am häufigsten sind Reaktionen auf Stiche von Honigbienen und Faltenwespen. Für die meisten sind die Stechattacken harmlos. Rötungen, Schwellungen und Juckreiz verschwinden nach wenigen Tagen wieder. Atemnot, Schwindel, Übelkeit oder Herzrasen können jedoch die Folge sein, wenn man allergisch auf das Gift reagiert, wie Gösta Lotz von der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie der Universitätsklinik Frankfurt erklärt.

Von einer Insektenstich-Allergie sind bis zu drei Prozent der Bevölkerung betroffen. Jährlich werden mehr als 3000 Insektengiftallergiker durch Notärzte versorgt. Schätzungen zufolge sterben hier zu Lande jedes Jahr bis zu 20 Menschen infolge eines allergischen Schocks nach einem Stich durch eine Wespe oder Biene. In der Regel treten heftige Reaktionen in den ersten zwei Stunden nach dem Stich auf. Ob man allergisch gegen Insektengift ist, zeigt sich erst, wenn man gestochen wurde. Verlässlich vorher abklären lässt sich das nicht.

Was tun im Notfall?

Man muss nicht mit jedem Wespenstich gleich zum Notarzt rennen. Örtlich begrenzte Reaktionen des Körpers kann man mit kühlenden Umschlägen oder cortisonhaltigen Cremes selbst behandeln. Wie aber soll man im Ernstfall reagieren? So schnell wie möglich den Stachel entfernen. Sofort einen Arzt rufen (Notruf 112)! Beine hochlagern bei Herz-Kreislauf-Beschwerden, Herzdruckmassage bei Kreislaufstillstand und aufrechte Sitzposition bei Atemnot.

Allergiker sollten immer ein Notfall-Set dabei haben: ein Antihistaminikum, ein Kortisonpräparat und Adrenalin. Bei einem anaphylaktischen Notfall zuerst das Adrenalin in den Oberschenkelmuskel spritzen.

Wenn eine Biene oder Wespe um einen herumschwirrt, sollte man Ruhe bewahren. Auf gar keinen Fall darf man wild mit den Armen herumfuchteln oder versuchen das Insekt zu verscheuchen. Bienen, Hornissen und Wespen fühlen sich schnell angegriffen und wehren sich mit ihrem Giftstachel. Wer schon mal gestochen wurde, weiß wie weh das tun kann. Hummeln sind geduldiger, aber genauso Stachelbewehrt.

Hornissen, Wespen, Hummeln und Bienen

Hornissen sind deutlich größer als Bienen und andere Wespenarten, aber nicht gefährlicher. Um einen gesunden Erwachsenen ernsthaft zu gefährden, müssten sie einige Dutzend Male zustechen. Allerdings sollte das keiner ausprobieren. Eine solche Mutprobe könnte schnell auf der Intensivstation enden.

Wespengift ist weniger wirksam als Bienengift. Zudem ist die Giftdosis, die über den Bienenstachel in den Körper gelangt, rund zehnmal so hoch bei einem Wespenstich. Bei Hummeln können nur die Weibchen stechen – genauso wie bei Bienen. Das kommt bei den friedlichen Brummern aber äußerst selten vor.

Wespen können mehrmals zustechen, während Bienen nach dem ersten Stich, weil der Stachel einen Widerhaken enthält, der stecken bleibt und sich die Biene beim Rausziehen tödlich verletzt. Prekär wird es, wenn die tödlich verwundete Biene Artgenossen alarmiert, die ihrer Schwester zu Hilfe eilen.

Achtung bei Stichen in Hals- und Rachenraum!

Bei empfindlichen Stellen wie Atemwege, Schleimhäute oder Augenbereich sollte man ganz besonders vorsichtig sein. Angeblich soll es Menschen gegeben haben, die mehrere hundert Bienenstiche überlebt haben sollen. Aufgrund mangelnder empirischer Daten lässt sich diese Behauptung nur schwer überprüfen. Dagegen kann schon ein einziger Stich im Hals- und Rachenraum lebensbedrohend werden, wenn Erstickungsgefahr durch Zuschwellen der Atemwege droht.

Fazit: Keine Experimente mit Apitoxin

Ein Bienenstich kann für einen Menschen also genauso lebensgefährlich sein wie 50 oder mehr. Wer letzteres unbeschadet überstehen will, muss einen guten Tag erwischen, stecherprobt sein und an Apitoxin (medizinischer Name für Bienengift) gewöhnt sein.