Im Laufe von 30 Jahren hat sich die Firma Birtat in Murr zur größten Dönerfabrik in Baden-Württemberg entwickelt. Jetzt haben die Mitarbeiter sich einen Betriebsrat erkämpft.
Schmecken wird man den Unterschied wohl nicht. Für die Mitarbeiter handelt es sich aber durchaus um eine neue Rezeptur: Beim Dönerhersteller Birtat in Murr hat die Belegschaft einen Betriebsrat gegründet. Sieben Mitglieder hat er, zwei Frauen, fünf Männer. 114 von 127 Beschäftigten hätten sich an der Wahl beteiligt, teilte die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) in Stuttgart mit. Das entspreche einer Wahlbeteiligung von fast 90 Prozent.
Anfang des Jahres sei der Wunsch nach einer eigenen Vertretung aus der Mitte der Belegschaft laut geworden. „Insgesamt hat es neun Monate gedauert, die Wahl zuerst im Hintergrund und dann offiziell vorzubereiten“, sagte die Stuttgarter NGG-Geschäftsführerin Magdalena Krüger. Schwierig sei es auch aufgrund der vielen unterschiedlichen Sprachen im Betrieb gewesen. Bei Birtat arbeiten neben Deutschen und Türken, die meist schon lange hier leben, auch viele Kollegen aus Rumänien und Bulgarien. Das Beratungsnetzwerk „Faire Mobilität“ habe deshalb unterstützend zur Seite gestanden.
Und was denkt der Chef?
Mehr als 400 000 Kunden lassen sich jeden Tag einen Döner des Produzenten Birtat schmecken. Damit ist das Unternehmen eine der größten Dönerfabriken in Deutschland und nach Einschätzung der Geschäftsleitung wohl auch die erste mit Betriebsrat. Er sei anfangs von der Idee nicht begeistert gewesen, räumte der geschäftsführende Direktor Adem Isbir ein. Jetzt begrüße man aber die Gründung. „Wir versuchen, gut miteinander zusammenzuarbeiten“, sagte Isbir. Die Löhne seien gut, die Arbeitsbedingungen auch. „Da werden sie nicht gleich anfangen zu streiken.“
Nach einer Mitte September veröffentlichten Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) scheitere fast jede zweite Betriebsratsgründung an aktiver Behinderung durch den Arbeitgeber.