Kurzes Vergnügen: Die Belgier gehen nach ihrer Ankunft ohne Umwege ins Schlosshotel. Foto: Simon Granville

Die Stadt Ludwigsburg hat die belgische Nationalmannschaft mit viel Euphorie am Schlosshotel Monrepos empfangen. Die Weltstars zeigen aber kein Interesse, am Ende sind vor allem die Kinder enttäuscht.

Für Momo und Adam ist es ein ganz besonderer Tag, gleich werden sie echten Fußball-Weltstars ganz nah sein. „Ich habe mich richtig gefreut, als ich eingeladen wurde, weil ich selbst Fußballer bin“, sagt Momo. Er ist eines von rund 50 Kindern der Sophie-Scholl-Grundschule und der Kita im Schlösslesfeld, die von der Stadt Ludwigsburg eingeladen wurden, die belgische Fußballnationalmannschaft mit Fahnen, Transparenten und Anfeuerungsrufen zu begrüßen.

 

Seine belgischen Lieblingsspieler seien Kevin De Bruyne, Koen Casteels und Romelu Lukaku, sagt Momo. Während der EM will er Belgien anfeuern, aber natürlich auch die deutsche Mannschaft. „Ich bin bei der EM für Belgien“, stellt Klassenkamerad Adam klar. „Ich hoffe, dass Belgien dann gegen Deutschland im Finale spielt.“

Am Flughafen gab es Autogramme

Mit der Ankunft der belgischen Nationalmannschaft im sogenannten Basecamp im Schlosshotel Monrepos am Mittwochmittag beginnen für Ludwigsburg aufregende EM-Wochen. Die Stadt hofft auf viele Besucher aus dem Ausland und eine besondere Stimmung in der Stadt. Der Auftakt war jedoch nicht besonders vielversprechend, die belgischen Kicker huschten an den Medienvertretern, Fans und Kindern vorbei ins Hotel.

Am Mittwochmorgen traf sich die belgische Mannschaft im Brüsseler Vorort Zaventem für den Abflug in Richtung Stuttgart. Dort wurden die Nationalspieler auf dem Rollfeld mit einem Wassersalut der Flughafenfeuerwehr und von drei Schulklassen des Königin-Olga-Stifts Stuttgart begrüßt. Die Belgier gaben den Jugendlichen Autogramme und posierten für Fotos – dann ging es mit dem Teambus in Richtung Ludwigsburg.

Dort versammelten sich schon eine halbe Stunde vor Ankunft der Mannschaft, Medien, Fans, Lokalprominenz wie Landrat Dietmar Allgaier und die rund 50 Kinder. Aber auch der historische Verein Königin Olga & Hochadel 1860 hatte sich die Kostüme übergestreift, um die Belgier zu begrüßen. „Wir wollen ein bisschen historischen Kontext bieten und die Gäste für die Geschichte Ludwigsburgs interessieren“, sagt Vereinsmitglied Klaus Ensinger. Die historischen Vereine gehören zur Stadt, das wolle man der Mannschaft und den Medien präsentieren.

„Es liegt heute eine Aufregung in der Luft“, sagte Oberbürgermeister Matthias Knecht. Die Stadt habe die belgische Fahne vor dem Rathaus gehisst, jetzt beginne die EM in Ludwigsburg so richtig. Die Stadt freut sich über den Medienrummel und die belgischen Besucher. „Wir haben natürlich die Hoffnung, dass etwas vom Glanz der belgischen Nationalmannschaft auf die Stadt Ludwigsburg abfällt“, so Knecht.

Um Punkt 12 Uhr bog dann der Teambus um die Ecke, die Medienmitarbeiter von ARD, Sky Sport und einem belgischen TV-Sender schulterten ihre Kameras, die Erwachsenen zückten ihre Handys und die Kinder stimmten Anfeuerungsrufe an. Die Spieler stiegen gemächlich aus dem Bus – und verschwanden dann auf direktem Weg im Hotel. Den Kindern, Fans und Medien, die an der Absperrung 30 Meter weiter warteten, schenkten sie keine Aufmerksamkeit.

Nachdem klar war, dass die Belgier im Hotel verschwunden sind, machte sich Ernüchterung breit. „Das hätte denen jetzt auch keinen Zacken aus der Krone gebrochen, kurz zur Absperrung zu kommen“, sagte Klaus Ensinger vom historischen Verein. „Das ist vor allem schade für die Kinder.“

Simone Eidel ist Lehrerin an der Sophie-Scholl-Schule: „Wir wussten, dass die Spieler nicht unbedingt zu den Kindern kommen, aber die Hoffnung war auf jeden Fall da, dass es Autogramme gibt.“ Sie habe schon während der Planung der Begrüßungsaktion bemerkt, dass die UEFA da alles ganz genau durch taktet und nichts dem Zufall überlässt. „Es gibt ganz strikte Absperrzonen und Zeitpläne“, sagt Eidel. Raum für spontane Autogramme und Selfies scheint da nicht drin zu sein.

Auch Schüler Momo zeigte sich nach der Begrüßung enttäuscht, „aber ich glaube, ich habe De Bruyne im Bus gesehen“. Er will die Hoffnung nicht aufgeben und glaube daran, die belgischen Spieler in den nächsten Wochen in Ludwigsburg noch zu sehen – und dann werde er seine Autogramme von Lukaku, Casteels und De Bruyne bekommen.