Am Aidlinger Ortsausgang Richtung Dagersheim sollen für rund 900 000 Euro 370 Meter Radweg neu entstehen. Der Kreistag gab jetzt mehrheitlich grünes Licht – unter Vorbehalt.
Die sogenannte „Kehle“ ist bei Radfahrern berüchtigt. Am Ortsausgang von Aidlingen geht es in Richtung Dagersheim einige Meter ordentlich bergauf. Während die Autofahrer den Höhenunterschied gleichmäßig bewältigen, zieht sich der nebenan verlaufende Radweg über eine steile Kuppe. Die 17-Prozent-Steigung verlangt den Radlern bergauf einiges ab. Umgekehrt geht es in einer rasanten und nicht ganz ungefährlichen Schussfahrt Richtung Aidlingen. Das ist seit Jahrzehnten so, doch nun will der Landkreis Böblingen das Streckenprofil ändern.
Um den Höhenverlauf für die Radfahrer zu entschärfen, soll über eine Distanz von 370 Metern ein neuer Radweg direkt an der Straße mit einer nur siebenprozentigen Steigung gebaut werden – beginnend kurz nach der Abzweigung nach Ehningen und bis etwa 200 Meter vor dem Abzweig „Darmsheimer Steige“. Die Route sei eine wichtige Verbindung im kreisweiten Radwegenetz, und der Abschnitt erfülle in seiner jetzigen Form „grundsätzliche Anforderungen an eine sichere und alltagstaugliche Radverbindung“ nicht, wie das Landratsamt begründet.
Doch die Kosten sind hoch, mit 915 000 Euro rechnet die Kreisbehörde. Um den Radweg zu bauen, muss viel Hang abgegraben werden – doch der besteht zum Großteil aus Erdmaterial von früheren Straßenbauarbeiten und ist mit krebserregenden Stoffen belastet. Die gesonderte Entsorgung treibt den Preis nach oben. Zudem ist eine Natursteinmauer mit einer Höhe von bis zu 4,50 Meter auf einer Länge von etwa 180 Metern vorgesehen, um den Radweg zum Hang hin abzugrenzen. Hier werde derzeit aber eine günstigere Lösung geprüft, heißt es von Seiten der Landkreisverwaltung.
Sowohl im zuständigen Verkehrsausschuss wie auch im Kreistag am Montag gab es einigen Redebedarf und etliche kritische Stimmen. Doch überwiegend wurde die Maßnahme als sinnvoll erachtet – zumal ein hoher Zuschuss vom Land winkt. Am Landkreis Böblingen würden dann nur knapp 100 000 Euro hängen bleiben. Um die Fördergelder zu bekommen, ist aber Eile geboten. Denn dafür muss das Vorhaben bis Jahresende ausgeschrieben sein.
Unter dem Vorbehalt, dass der Landeszuschuss tatsächlich fließt, stimmte der Kreistag am Montag mehrheitlich für das Vorhaben und bevollmächtigte die Landkreisverwaltung, die Planung für den Neubau abzuschließen und die Bauleistung auszuschreiben. 16 Gegenstimmen kamen aus den Fraktionen von AfD und FDP, zudem gab es sechs Enthaltungen.
Geplant ist nun, dass die Arbeiten noch im Oktober ausgeschrieben und bis Ende des Jahres vergeben werden. Laut Landkreisverwaltung könnte das Projekt dann bis Herbst 2026 abgeschlossen sein. Eine Vollsperrung der Straße sei für die Bauarbeiten nicht notwendig, heißt es. Abschnittsweise halbseitig zu sperren und den Verkehr dann per Ampel zu regeln, sei ausreichend.