Maria Reiche (1903-98) erforschte als erste die prähistorischen Nazca-Linien in Peru. Foto: Landesmuseum/Ana Maria Cogorno

Beim Stichwort Archäologie denken die meisten an Männer. Aber es gab zu allen Zeiten auch Frauen, die Forschung betrieben. Wurden sie vergessen, weil sie nicht taugten? Eine Schau stellt wichtige Forscherinnen vor.

Vermutlich unterstellten ihr einige Herren, dass sie doch nur abkupfere, was andere, männliche Geister bereits zu Papier gebracht hatten. Schließlich war Johanna Mestorf nur Autodidaktin. Aber nein, entgegnete sie selbstbewusst, sie sei zu eigen, als dass sie in ihre Texte „fremdes Machwerk einfließen“ lasse. Schließlich würde sie in einer Handarbeit ja auch keinen Stich von „fremder Hand“ dulden.

 

Johanna Mestorf hat es weit gebracht. Die 1828 geborene Archäologin durfte zwar nicht studieren, man ließ sie nicht mal als Gasthörerin zu. Trotzdem wurde sie die erste Museumsdirektorin in Preußen – und erhielt von der Universität Kiel schließlich nicht nur die Ehrendoktorwürde, sondern auch den Titel „Professor“. So steht Mestorf in einer Reihe mit weiteren Wissenschaftlerinnen, die die Archäologie voranbrachten und von deren Sammlungen bis heute große Museen im Land profitieren. Kennen aber tut man sie nicht mehr.

Archäologie war nie eine reine Männerdomäne

Im Landesmuseum Württemberg wird nun in einer kleinen Wanderausstellung ein weiteres Kapitel der Geschichte geradegerückt und mit dem Mythos aufgeräumt, dass Archäologie lange eine reine Männerdomäne gewesen sei. Das Forschungs- und Vermittlungsprojekt „AktArcha“ hat gezeigt, dass es schon früh Frauen gab, die in den Altertumsvereinen präsent waren, die forschten, reisten und auch Vorträge hielten. Einige von ihnen kann man nun kennenlernen in der Ausstellung „Ein gut Theil Eigenheit“.

Die einen nahmen selbst Ausgrabungen vor – wie Ida von Boxberg (1806-1893), die etwa Getreideproben aus Schweizer Pfahlbauten untersuchte und 1880 im Landkreis Bautzen Belege fand für einen Rastplatz eiszeitlicher Jäger. Sibylle Mertens-Schaaffhausen konzentrierte sich dagegen auf die reine Wissenschaft, verglich Funde, dokumentierte und katalogisierte sie. Die 1797 geborene Rheingräfin, wie sie genannt wurde, war eine kluge Netzwerkerin, in ihrer Villa in Bonn trafen sich renommierte Altertumsforscher und Professoren – bis sie nach Rom zog. Sibylle Mertens-Schaaffhausen gilt heute als erste Archäologin Deutschlands.

Studierende hätten die Forschung fortsetzen können

Dass die Frauen in der Archäologie noch erfolgreicher aus der Geschichte gestrichen wurden als etwa die Künstlerinnen, hat viele Gründe. Julie Schlemm brachte 1908 das „1. Wörterbuch zur Vorgeschichte“ heraus, ein hoch gelobtes Standardwerk. Die Männer machten es ihr bald nach und verdrängten das Werk der Berliner Volkskundlerin. Da Frauen aber lange nicht studieren und lehren durften, konnten später auch keine Studenten ihre Forschung weitertragen. Margarete Bieber wurde trotzdem vergessen wie all ihre Vorgängerinnen in der Archäologie. Sie war die zweite Professorin im Land, wurde 1933 aber schon wieder von den Nazis entlassen. Immerhin unterzeichneten 47 Studenten einen offenen Brief: „Seien Sie, liebe Frau Professor, überzeugt, dass wir allezeit mit Freude und Stolz uns Ihre Schüler nennen werden.“

AusstellungEin gut Theil Eigenheit – Lebenswege früher Archäolginnen“, Landesmuseum Württemberg, Altes Schloss, Stuttgart, bis 9. März 2025, geöffnet Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr.