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„Ich möchte gerne wissen, woher das Wort Mauganescht stammt oder vielmehr: Was ist eine Mauge?“

„Ich möchte gerne wissen, woher das Wort Mauganescht stammt oder vielmehr: Was ist eine Mauge?“ Diese Anfrage kommt unter anderem von Leser Wolfgang Alberth aus Weil im Schönbuch/Neuweiler. Leserin Herta Pfau aus Leutenbach verweist dabei auf ihren Mann: „Er meint, das wäre ein heimliches Versteck – vielleicht, weil er in seinem Zimmer in einer Schublade immer Schokoladenvorräte zum Eigenbedarf aufbewahrt.“

Gleich zu Beginn sei der Hinweis erlaubt, dass die Recherche des Wortes „Maugånäscht“ in verschiedene Richtungen führt, da sich die Vergangenheit doch recht verwickelt präsentiert.

Beginnen wir mit dem Wort „Mauke“, schwäbisch gesprochen Mauge. Deutschlandweit ist es bekannt als Hauterkrankung bei Pferden, medizinisch Fesselekzem bezeichnet. Neben weiteren Bedeutungen versteht man unter Mauke auch „heimlich angesammelter Vorrat an Obst, Nüssen u. dgl.“ sowie „Ort, wo dies aufbewahrt wird, etwa im Heu, Stroh“ (nach Fischer), aber auch im und unterm Bett und in anderen geheimen Lagerstätten. Neben „Maugånäschtle“ kommen als Bezeichnungen auch vor: „Maugå(r)t, Maugåd(e), Maugåtse, Mauglåd(e), Mãõglåt, Mauchå(r)d(e), Mauchlåt“.

Im „Schwäbisches Wörterbuch“ von Johann Christoph von Schmid findet man den Begriff „Mutti, f.“ mit dem Vermerk „was Maukennest in maucheln“, und dort wiederum liest man „Ort, worin Kinder ihre Näschereien verstecken“. Die Wörter „maucheln“ sowie „maukeln, maunkeln, maukern . . .“ werden mit „verstecken; heimlich zu Werke gehen; betrügen“ erklärt. „Mutti“ dürfte eine verkürzte Form von „Muttich“ sein, das zusammen mit dem ebenfalls verkürzten „Mutch“ laut Grimm’schem „Wörterbuch“ ein weitverbreitetes Wort mit der Bedeutung „Haufen, Vorratshaufen“ ist. Beide Formen gibt es im Hessischen für „Verwahrung von Obst, Geld u. dgl.“. Auch im „Wörterbuch der deutsch-lothringischen Mundarten“ findet man „Muttich“ als Bezeichnung für „Ort zum Aufbewahren und Mürben von Obst“ und „Versteck zum Aufbewahren des Geldes“.

Im schweizerischen Sprachgebiet haben die Kinder ebenfalls einen Ort für ihren geheimen Obstvorrat. Sie legen ihn im Heustock an, wo sie das Obst mürbe werden lassen, weshalb dieses Versteck „Murbete“ oder „Murw-Näscht“ genannt wird. Doch auch „Mutti“ ist in der Schweiz zu Hause. Es ist eine Variante zu dem hier üblichen „Mutech“, erkennbar ist die Ableitung von „Muttich“. Die Bedeutung ist dieselbe wie bei Mauke.

Zurück zu Johann Christoph von Schmid. Er zeigt auf: Allen Wörtern mit dem Stammlaut „mau, meu, mu“ liegt der Begriff des Heimlichen, Verborgenen – es mag gut oder schlimm sein – zugrunde. Beispiele dafür sind „mauscheln“ (im Geheimen verhandeln), „munkeln“ (heimlich reden), „meucheln“ (heimtückisch verfahren). Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Leserin Irmgard Abt: „Was a Hägele (Haken) wer’a will, biagt sich beizeid – im Sinne von: Früh übt sich, was ein Meister werden will.“

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