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Die Herkunft des Wortes „Gosch(e)“ sucht Leserin Eva Schumann. Es hat keine Ähnlichkeit mit „Mund“.

Stuttgart - Die Herkunft des Wortes „Gosch(e)“ sucht Leserin Eva Schumann. Sie rätselt über die Etymologie dieses Begriffs, zumal die europäischen Vokabeln für „Mund“ völlig anders klingen.

Unsere Leserin hat recht, die Herkunft von „Gosch“ liegt im Nebel. Im Grimm’schen Wörterbuch erfährt man, dass ein Zusammenhang mit der indogermanischen Wurzel „gheu-“ (= gähnen, klaffen) nicht nachzuweisen ist, und gleich danach kommt der Hinweis, dass seit der Mitte des 16. Jahrhunderts in ober- und mitteldeutschen Schwänken und Satiren alle Anwendungen des Wortes auftauchen. Mit anderen Worten: Vor dem 16. Jahrhundert finden sich keine Spuren von „Gosch“.

In erster Linie bezieht sich „Gosch“ auf das Maul von Tieren, insbesondere des Rindes und auch des Frosches wegen dessen besonderer Breite des Maules, wie es im oben genannten Wörterbuch heißt. Dazu ein Zitat: „da war ein hochstudirter frosch mit runzlichter stirn und breiter gosch“. Bezogen auf den Menschen ist „Gosch“ keine sachliche Bezeichnung des Mundes, sondern wird vielmehr in derber und grober Weise gebraucht. „Halt dãê (fräche) Gosch!“, hört man oft, wenn man den Gegenüber zum Schweigen bringen will, weil er vielleicht lästert oder unangenehme bzw. beleidigende Aussagen von sich gibt. Und wenn derselbe nicht aufhört, wird ihm mit „Griågsch glei Gosch vol!“ gedroht. „Etz hêgt-se wiedr iårå Gosch ra“, sagt man von einer schnell beleidigten, weinerlichen Person. Und wenn eine Person viel und dazu noch schnell spricht, denken die Zuhörer oder sagen es sich anschließend „Hòt diå å Gosch!“. Abgeleitet von „Gosch“ ist das Verb „goschå“, das benutzt wird, wenn jemand schimpft, mault, freche Redensarten führt.

Im Gegensatz zu „Gosch“ wird die Verkleinerungsform „Göschle“, gesprochen Geschle, nicht in derber Sprache verwendet, sondern als Kosewort Kindern oder jungen Mädchen gegenüber gebraucht. „Hòt diå å Geschle!“ hört man, wenn ein Kleinkind schon recht viel und schnell erzählen kann, und für einen Verliebten ist der Mund seiner Verehrten å siåß Geschle.

Im Laufe der Zeit haben sich auch originelle Zusammensetzungen wie Goschåfliggr (Zahnarzt) und Goschåhobl (Mundharmonika) im Volksmund entwickelt. Dazu gehören auch der Goschåfriedr und der Goschåmarde – Personen, die in alles dreinreden und überall ihre Meinung durchsetzen wollen. Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Leserin Helga Bäuerle. Sie schreibt: „Wenn jemand einen zu großen Wunsch hat oder beleidigt ist, weil er im Spiel verloren hat, dann zitiere ich immer die Worte meiner Mutter: ,Des oine merkscht dr, en Gedanka fahret Bettelleit Schesa‘ (Pferdegespann).“

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