Geldbeutelwäsche in Freiburg Foto: dpa

„Alles hat ein Ende, auch die Fasnet“, schreibt unser Historiker und blickt in die Geschichte zurück

Stuttgart - „Alles hat ein Ende, auch die Fasnet“, schreibt unser Historiker Michael H. J. Zimmermann und blickt in die Geschichte zurück:. „Am Aschermittwoch sind die Taschen leer; das Hiddelegeld gar ist vertan. Unter herzzerreißendem Geheul werden die leeren Geldbeutel gewaschen im Ländle von Bad Cannstatt bis Freiburg, in Bräunlingen, Furtwangen, vielenorts.

Berühmt ist Wolfach für den seit 1865 nachzuweisenden Schlussbrauch nach dem Fasnetvergraben, den der Volksschriftsteller Heinrich Hansjakob verewigte. Im Trauermarsch ziehen die Beutelwäscher zur Klagemauer bei den Beutelschneidern (am Finanzamt) und von dort zum Stadtbrunnen. Auch in Schwenningen bewegt man sich seit 1899 zum Narrenbrunnen. Der Hohe Rat der Narrenzunft und ihre Mitglieder ziehen, begleitet von Leidfrauen, im Gänsemarsch durch die Straßen der Stadt, ganz in Schwarz gewandet; Frack, Zylinder und Leichenbittermiene sind am Platze. Die gewendeten Geldbeutel trägt die illustre Gesellschaft an langen Stangen vor sich her. Der Träger des letzten Wurstzipfels führt sie an, der dem Fischträger weichen wird, sind am Brunnen die Beutel erst ins Wasser getaucht. Doch noch schreitet dieser mit der Würde eines Amtmannes, der an einer langen Stange das Prachtexemplar einer Forelle oder eines Hechts baumeln lässt, mit dem Brezelträger dem Zuge hinterdrein. Die um die Vergänglichkeit aller Lebensfreude Trauernden stört nur ein mit Spielkarten behängter Narr, der von den Weltendingen nicht lassen will – auch wenn am äschrigen Mittwoch alles vorbei ist. Das Geld lässt er in der Kassette klimpern; hübsche Mädchen am Wegesrande möchte er gar zu gern zum Tanz (ver)führen.

Sind „die gewesenen Narren“ am Brunnen angelangt, verkündet der Nachtwächter, dass nun die Zeit der Stille angebrochen sei. „O jerum!“: Monoton ertönt der Chorgesang der ihn Umstehenden bei der Geldbeutelwäsche. Im Wechselgesang bringen die Kantoren vor, was sie beschwert. Das Kopfweh plage sie: „O, unsre leidgeprüften Leiber! – Und heut’ regiert das Volk der Weiber!“ Wie schon 1601, als der evangelische Pfarrer am Aschermittwoch eimerweise Wein an die Frauen auszuschenken hatte, weshalb dieser Tag auch „der lieben Weiber Sauftag“ heißt. Und wie einst werden kleine Sünden bekannt, Zum Schluss singt der Träger des Fisches, der als Symbol Jesu Christi die Abkehr vom Fest des Fleisches bezeugen mag, die Fürbitte für die Lebenden und Toten, ehe der Meister der 1886 gegründeten Narrenzunft zum Fischessen lädt.

Am Montag gefragt, am Dienstag schon die Antwort erhalten. Vielen Dank!: „‚’s Müaterle tuat Küachle bache . . .‘, wie geht dieses Gedicht weiter?“, wollte Leserin Margarete Weiß wissen. Nelga Noller aus Stuttgart-Gaisburg und Leserin Isabel Scheytt aus Großbettlingen wussten Rat. Hier das vollständige Gedicht:

’s Müaterle tuat Küachle bache,

s’ Fritzle gucket zua.

„Ei, wia guat dia Küachle riachert“,

hot er gsait, dr Bua.

Endlich aber zupft er d’ Muater

so emole drei

„Muater, wia, ja schwätz au ebbes!“

hot er gsait drbei.

„I hao jetzt koi Zeit zum Schwätza,

lass me doch en Ruah,

denn ich muaß die Küachle bache,

gang, du baiser Bua!

Doch mei Fritzle zupft bald wieder

so emole drei.

„Müaterle, wia, schwätz au ebbes.

’s ischt jo glei vorbei!“

„Hao jetz koi Zeit zum Schwätza!“

„Worom hosch kei Zeit?

Kascht net sage, ,witt a Küachle?‘,

des ist doch glei gsait!“ Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Leserin Maria Maser. In Zusammenhang mit der Debatte über Ex-Bundespräsident Wulff erinnerte sie sich an diesen Satz: „Der will mit de grauße Hond bronza – ond brengt d’ Fuaß et nuff.“