Die Bedeutung von hälêngå. Foto: StN

"Heit isch's hälenga kalt", sagte Marianne Bitterling von Schorndorf zu ihrem Mann

"Heit isch's hälenga kalt", sagte Marianne Bitterling von Schorndorf zu ihrem Mann, als sie über den Marktplatz schlenderten. "Hälenga - ein Ausdruck", so berichtet sie weiter, "den ich aus meiner Kindheit kenne und den ich heute noch immer verwende. Heimlich - still und leise - fast etwas verstohlen oder hinterhältig, so könnte man hälenga definieren." Die Urschwäbin, wie sie sich selbst betitelt, fragt nach weiteren Auslegungen und nach der Herkunft dieses Begriffes.

Unsere Leserin hat die Bedeutung vom schwäbischen hälêngå bereits umfassend wiedergegeben, so dass wir besonders auf die Wurzeln dieses Wortes eingehen wollen. "hälêngå" kam schon im Althochdeutschen als hâlingun, im Mittelhochdeutschen als hælingen vor. Der Laut æ (= ä) hat sich bis in die heutige Zeit gehalten, obwohl das Stammwort "hehl", das im Mittelhochdeutschen als hæle gesprochen wurde, in der deutschen Sprache - wahrscheinlich wegen der Schreibweise mit "eh" - als hehl gesprochen wird, ganz im Gegenteil zu unserem schwäbischen hälêngå. Das alte "hehl" war zunächst ein Adjektiv in der Bedeutung "verborgen, geheim", woraus das Substantiv "Hehl" wurde, das heute nur in der Redensart "kein Hehl (= Geheimnis/Verheimlichung) daraus machen" gebraucht wird.

Das Wort hälêngå und auch die Nebenform hälêngs werden als Adverb benutzt, womit die Art und Weise des Geschehens beschrieben wird, wie in dem Beispiel: "Du, i will-dr äbbås hälêngå sagå." Eine in Fischers Wörterbuch erwähnte Redensart lautet: "Diå sênd hälêngå reich . . .", was bedeutet "Die tragen ihren Reichtum nicht durchs Dorf", wobei oft angefügt wird ". . . wiå d'Reitlêngr". Auch das Substantiv Hälêng ist im Schwäbischen vertreten: "Wa hênd iår zwuå fier å Hälêng?", kann die Dritte fragen, wenn sie dr Wõndrfitz (= Neugierde) besonders sticht.

Zum Schluss ein Zitat aus der Zimmer'schen Chronik, einem Geschichtswerk aus der Mitte des 16. Jahrhundert: "wie nun das (töchterlein) ersicht den herren am backen und bart streichen, sprucht es helingen zu dem frawenzimmer: dieser man hat leus im bart."