Bei einem Termin in Dürrlewang spricht sich Stadtoberhaupt Frank Nopper für eine Abkehr vom starren Parkraummanagement aus. Er weckt Hoffnung, verweist aber auf den Gemeinderat.
Dürrlewang, am Rande von Stuttgart-Vaihingen, erinnert ein Stück weit an das gallische Dorf von Asterix und Obelix. Anfang Mai wurde dort das Anwohnerparken eingeführt. Seitdem regt sich Widerstand. Gut, seit der Einführung des Parkraummanagements – so der sperrige Begriff für die strenge Regelung der Stadt – im Jahr 2011 gab es schon viele Beschwerden. Größere Änderungswünsche wurden bislang jedoch kategorisch abgelehnt, auch im Bewusstsein der Signalwirkung auf andere Stadtteile. Die tapferen Dürrlewanger könnten aber erstmals Erfolg haben.
Mitte September hat die Interessengemeinschaft Osterbronnstraße rund 2700 Unterschriften an Oberbürgermeister Frank Nopper im Rahmen seiner Sommertour durch Vaihingen überreicht. Auf Wunsch von Bezirksvorsteher Marcel Wolf und Stadtrat Jürgen Sauer (CDU) machte er auch in Dürrlewang halt. „Das Stadtoberhaupt hat viel Verständnis gezeigt und seine Unterstützung signalisiert“, sagt Bernd Pfeiffer, Sprecher der Initiative.
Dass der Oberbürgermeister in Aussicht stellte, die Zahl der Kurzzeitparkplätze vor den Läden zu erhöhen, ist wohl nur eine Randnotiz. Schließlich hatte eine Mitarbeiterin des Amts für öffentliche Ordnung schon im Juli vor Ort betont, dass das Gebiet, in dem die Brötchentaste gilt, bei Bedarf ausgeweitet werden kann. Es handelt sich um einen üblichen Prozess nach Einführung des Anwohnerparkens. Von größerer Bedeutung ist die Haltung Noppers zum zweiten Wunsch der Interessengemeinschaft. Notwendige Parkplatzlösungen für Mitarbeiter, insbesondere im Schicht- und Nachtdienst, findet auch er sinnvoll.
Bäcker können nicht auf Bus und Bahn setzen
Bislang werden mehrere Parkausweise in Stuttgart nur an Unternehmen ausgegeben, deren Mitarbeiter viel unterwegs sind und ihre Fahrzeuge zwingend nötig in unmittelbarer Nähe eines Einsatzortes parken müssen – zum Beispiel Pflegedienste, Heizungsbauer oder Elektroinstallateure. Einzelhändler bekommen nur einen Parkausweis für ihren Betrieb, wenn keine betriebseigene Parkmöglichkeit vorhanden ist. Mehrere sind nicht möglich. Konkret hatte sich der ortsansässige Bäckermeister Holger Bausch beschwert. Er hat sieben Mitarbeiter, die in den frühen Morgenstunden anrücken, um frische Brötchen und Brezeln zu backen, und daher nicht auf Bus und Bahn setzen können.
Durch das Engagement von Bezirksvorsteher Wolf und Stadtrat Sauer konnten für die Bäckerei Bausch Parkplätze auf einem Privatgrundstück gefunden werden. OB Nopper betonte jedoch, dass er gerne eine generelle Lösung für örtliche Betriebe mit ähnlichen Problemen schaffen würde. Zugleich merkte er an, dass der Gemeinderat diese Lösung im Rahmen des vom Gremium beschlossenen Grundkonzepts des Stuttgarter Parkraummanagements mehrheitlich neu beschließen müsse. Als Oberbürgermeister verfüge er auch nur über eine Stimme. Er sei jedoch „offen für unterschiedliche Regelungen zur Parkraumbewirtschaftung in den Innen- und Außenstadtbezirken“.
Im übrigen Stadtgebiet wird man die Entwicklung in Dürrlewang aufmerksam verfolgen, beispielsweise Untertürkheim. Dort forderte der Industrie-, Handels- und Gewerbeverein im Sommer 2021, kurz nach der Einführung des Anwohnerparkens im Lindenschulviertel, abweichende Parkregelungen für Arbeitnehmer. Die Verwaltung lehnte den Vorschlag ab, Parkausweise für Mitarbeiter ortsansässiger Betriebe und Lehrer auszustellen, die nur zwischen 7 und 18 Uhr gültig sind. Sie verwies auf die stadtweit einheitlichen Regelungen.