Sie mussten bitten und kämpfen – und bekamen trotz gestrichener Zuschüsse des Bundes ein Programm zusammen. Die Aktionswochen gegen Rassismus feiern Jubiläum und suchen einen Neuanfang.
Das Programm sieht anders aus. Notgedrungen. Die Aktionswochen gegen Rassismus in Stuttgart mussten ausgerechnet im zehnten Jahr des Bestehens abspecken. Waren es in den Vorjahren noch 90 Veranstaltungen mit 60 Partnern, lädt man nun zu einer Handvoll Werkstätten ein.
Kampf ums Geld
Bevor man sich mit dem Retten der Demokratie und dem Kampf gegen Rassismus beschäftigt, ist also über das Geld zu reden. In der Vergangenheit wurden die Aktionswochen über das Bundesprogramm „Demokratie leben“ gefördert. Verantwortlich ist das Bundesfamilienministerium, bislang noch von den Grünen geführt. Jährlich gab es 125 000 Euro. Nach langem Hin und Her gab es dann Ende 2024 die Nachricht aus Berlin: Sorry, wir haben kein Geld mehr für euch. Man setze neue Schwerpunkte mit einer Neuausrichtung vermehrt auf innovative Projekte – insbesondere in strukturschwachen Regionen oder zum Thema Hass im Netz sowie Verschwörungsdenken. Weil mehr als 2000 Projekte eingereicht worden seien, sei für Stuttgart nichts mehr übrig.
Hilfe von der Stadt
Zwar sprang die Stadt dann ein, erhöhte die Förderung von 15 000 Euro auf 125 000 Euro. Doch das geschah erst vor zwei Monaten, sodass der Stadtjugendring, das Deutsch-Türkische Forum und das Forum der Kulturen improvisieren mussten. In der kurzen Zeit ließ sich kein so umfangreiches Programm wie bisher zusammenstellen.
Nun will man aus der Not eine Tugend machen – und anlässlich des zehnten Geburtstags überlegen, wie es es weitergehen soll. Deshalb wird man sich in Werkstätten zusammensetzen und über den künftigen Kurs diskutieren. Auch weil absehbar ist, dass die Stadt sparen muss und man auch künftig um die Finanzierung ringen muss.
Wie geht es weiter?
Der Auftakt findet am Montag, 17. März, von 18.30 Uhr an in den Räumen des Jungen Ensembles Stuttgart an der Eberhardstraße neben dem Tagblattturm statt. Mit Musik, Fastenbrechen und Gesprächen. Der Eintritt ist frei. An diesem Montag gibt es von 13 bis 17 Uhr eine Werkstatt „Powership und Allyship, Macht teilen, Veränderung gestalten“ im Hospitalhof, Büchsenstraße 33. Man merkt schon an der Ausdrucksweise: Das richtet sich an Menschen, die diese aufgeplusterte Sprache gewohnt sind, Verantwortliche von Trägern, Institutionen, Behörden, Wirtschaft. Am Freitag, 28. März, gibt es eine Werkstatt zu „Rassismuskritischer Bildungsarbeit in Stuttgart“ im Katholischen Bildungswerk und am 25. April im Hospitalhof eine Werkstatt zum Thema: „Wie kann Empowermentarbeit aussehen?“ Am Samstag, 29. März, diskutiert man von 11 Uhr an im Jugendhaus Degerloch. Dort werden die ersten Ergebnisse zusammengeführt und ein Ausblick gewagt, wie das Programm künftig aussehen könnte.