An der Haldenwang-Schule lernen Schüler mit einer geistigen Behinderung. Ein Spiel- und Sporttag ersetzt dort die Bundesjugendspiele.
Es ist der einzige Tag im Jahr, an dem sich fast alle der etwa 190 Schülerinnen und Schüler der Karl-Georg-Haldenwang-Schule (KGHS) auf dem Gelände des SV Leonberg-Eltingen in Leonberg treffen. Sie kommen von der Stammschule in Leonberg, aber auch die Kinder und Teenager der Kooperationsklassen an der Marie-Curie-Schule in Leonberg, der Friedrich-Schiller-Schule in Renningen, der Theodor-Heuglin-Schule in Hirschlanden sowie der Theodor-Heuss-Schule in Rutesheim freuen sich jedes Jahr auf diesen Tag. Wenn andere Schulen die Bundesjugendspiele veranstaltet, lädt die Karl-Georg-Haldenwang-Schule zum Spiel- und Sporttag ein.
„An diesem Tag stehen bei uns Spaß, die Freude an Bewegung und die Begeisterung für gemeinsame Aktionen an denen aller Schülerinnen und Schüler teilnehmen können, im Mittelpunkt“, sagt die Konrektorin Julia Meixner. „Alle fiebern mit und freuen sich schon Tage davor auf diese ereignisreiche Veranstaltung“, weiß die Pädagogin.
Die Schülerinnen und Schüler sind zwischen sechs und 18 Jahre alt und besuchen die Grund-, Haupt- und Berufsschulstufe. Die Schulzeit an der KGHS besteht aus einer vierjährigen Grundstufe sowie einer fünfjährigen Hauptstufe. Anschließend besuchen die Schüler in der Regel drei Schuljahre lang die Außenstelle Berufsschulstufe mit Berufsvorbereitender Einrichtung. Die Schule als solche ist eine öffentliche Schule für Kinder und Jugendliche mit einer geistigen Behinderung. Die Trägerschaft hat der Landkreis Böblingen.
Ein Lehrkräfte-Team plant die Wettkämpfe auf unterschiedlichen Niveaustufen, um es allen Schülerinnen und Schülern zu ermöglichen, an dem Spiel- und Sporttag teilzunehmen. „Nicht die Spitzenleistung steht im Vordergrund, sondern das gemeinsam Erlebte ist das Hauptelement“, sagt Sportlehrerin Hannah Steinheber. „Was nicht heißen soll, dass unsere Schülerinnen und Schüler nicht mit beispielhaftem Ehrgeiz bis an ihre Grenzen gehen und zeigen wollen, was in ihnen steckt.“ Sie hat federführend den Spiel- und Sporttag organisiert. „Aber ohne die zahlreichen Unterstützungs- und Begleitkräfte läuft nichts“, ist sie voll des Lobes für deren Einsatz.“
Allerdings ganz ohne Wettbewerb geht es auch nicht an so einem Tag. Zum zweiten Mal können die Schülerinnen und Schüler der KGHS das Deutsche Sportabzeichen machen. Die Wettkämpfe in den Kategorien Kraft (Weitsprung), Ausdauer (Langstrecke), Geschwindigkeit (Sprint) und Koordination (Zielwurf) statt. Nachdem im Vorjahr die Sache ein Riesenerfolg war und 33 Schüler von Klasse 3 bis 12 das Sportabzeichen errungen und der Schule einen Preis beim Landeswettbewerb beschert hatten, haben sich nun 36 Anwärter gemeldet – jetzt sogar auch aus Klasse 2. Wurden im Vorjahr die Leistungen noch von einem Team des Sportkreises Böblingen abgenommen, so machen es nun die Lehrkräfte. „Sie haben an einer Fortbildung teilgenommen und können jetzt selbst das Abzeichen abnehmen“, erläutert Hannah Steinheber.
Mitten im Wettbewerbsgeschehen kommt Theo Kuspel auf die Sportlehrerin zu. „Ich habe die ganze Woche trainiert, darum will ich das Sportabzeichen wieder machen und mich nicht auf der Goldmedaille vom vergangenen Jahr ausruhen“, begründet er seinen spontanen Entschluss. „Das ist mein letztes Schuljahr“, ist er ein wenig traurig. Der 19-Jährige wird zum Ende des Schuljahres die KGHS verlassen. Schnell ist er in die Teilnehmer-Liste aufgenommen und schon macht er sich auf in Richtung der Startlinie. „1500 Meter zu laufen ist viel, aber ich schaffe das“, ist der Jugendliche überzeugt.
Doch nicht alle wollen sich mit anderen messen. Für sie gibt es auf dem Gelände des SV Leonberg-Eltingen massenweise wettbewerbsfreie Angebote, die für ein abwechslungsreiches Programm sorgen. Da ist Eierlauf, Dosenwerfen oder Cornhole angesagt, wobei mehrere Spieler abwechselnd mit Mais gefüllte Säckchen auf eine Plattform mit einem Loch werfen. Wer will, kann an Schwungtuch-Spielen teilnehmen, oder durch Tunnels kriechen. Wer einfach seine Ruhe haben will, hängt in der Chill-Lounge ab. Zum Abschluss des Tages findet der traditionelle Staffellauf statt, bei dem die schnellsten Schülerinnen und Schüler gegen eine Mannschaft der Lehrkräfte antreten dürfen.
„Sport gehört an der Haldenwang-Schule, wie an anderen Schulen auch, mit vier Wochenstunden zum Bildungsplan, genutzt wird dafür die Sporthalle der Ostertag-Realschule“, sagt Tanja Ostertag. Sie ist ebenfalls Konrektorin an der Karl-Georg-Haldenwang-Schule. „Wichtig ist die Bewegung zu fördern, um den Kindern Spaß an der Bewegung zu vermitteln“, erläutert die Pädagogin.
Dabei freut sich die Konrektorin über die Unterstützung, die der Schule seitens des SV Leonberg-Eltingen zukommt. Seit Schuljahresbeginn findet immer montags ein gemeinsames Projekt der Schule und des Sportvereins statt. Eine Schülergruppe der Hauptstufe kann dabei die Sporthalle des Vereins nutzen. „Auch im Vorfeld des Spiel- und Sporttages hat uns der SV Leonberg-Eltingen unterstützt und der Hauptstufe unseres Leonberger Stammhauses das gesamte Gelände für zwei hintereinander veranstaltete Sportprojekttage zur Verfügung gestellt“, ist die dankbar.