Nach jahrelangen Diskussionen über das Rot der Einsatzfahrzeuge, gibt sich die Stuttgarter Feuerwehr ein komplett neues Design. Und hat dieses auf spektakuläre Weise vorgestellt.
Alle Blicke gehen nach oben. Die Zukunft der Stuttgarter Feuerwehr schwebt vom Himmel. Zwei Höhenretter seilen sich am Donnerstagnachmittag vom Turm des Rathauses ab. Unten auf dem Marktplatz warten gespannt Hunderte Zuschauer. An der Fassade wird ein Transparent entrollt – und präsentiert das künftige Erscheinungsbild der Retter: ein aus vielen kleinen Dreiecken – ähnlich dem „Stuttgarter Dächle“ – zusammengesetztes Stuttgarter Rössle. Nicht steigend wie im Stadtwappen, sondern stilisiert und angedeutet galoppierend.
Das Rössle soll als Kernelement das neue Design der Stuttgarter Feuerwehr mit der Stadt verbinden. Es soll Dynamik und Zeitdruck symbolisieren, unter dem die Einsatzkräfte regelmäßig stehen. „Wir sind Teil der Stadt, das wollen wir auch nach außen tragen“, sagt Feuerwehrchef Georg Belge. Und fügt, angesichts einiger fragender Blicke, hinzu: „Es ist nicht das klassische Pferd, sondern neuer und moderner.“ Der eine oder andere wird sich wohl erst daran gewöhnen müssen.
14 Monate währender Prozess
Dann rollen drei Einsatzfahrzeuge auf den Platz. Sie sind in leuchtendem Rot gestaltet, mit weißen Elementen an den Seiten und gelben Leuchtstreifen auf den Rückseiten. Auch sie ziert in Weiß das galoppierende Rössle. Der Schwerpunkt ist bei der Gestaltung darauf gelegt worden, dass die Autos bei jedem Licht und bei jedem Wetter auffallen und damit größtmögliche Sicherheit bieten.
Das neue Erscheinungsbild hat eine Arbeitsgruppe erstellt, in der neben der Branddirektion auch die Kommunikationsabteilung der Stadt und die Agentur Design112 vertreten waren. Dabei ging es nicht nur um die Optik, sondern auch um zahlreiche Vorschriften, die beachtet werden mussten. 14 Monate hat all das gedauert. „Der lange Prozess war gut, es wurde intensiv diskutiert“, sagt Ordnungsbürgermeister Clemens Maier. Schließlich handle es sich um „einen Aufbruch in die Zukunft“. Das Design werde „auf Jahre und Jahrzehnte hinaus auf unseren Straßen zu sehen sein“. Es soll sich durch den kompletten Auftritt der Feuerwehr ziehen, auch im Internet oder auf Druckstücken.
Vorausgegangen war dem neuen Design und dem dazugehörigen Entscheidungsprozess eine heftige Diskussion innerhalb der Stuttgarter Feuerwehr. Denn in den vergangenen Jahren sind plötzlich Einsatzfahrzeuge bestellt worden, die vom bisherigen Leuchtrot abwichen. Sie sind deutlich dunkler und mit reflektierenden Streifen versehen. Innerhalb der Retter gab es einige Irritation darüber, dass dies ohne vorherigen Beschluss passiert. Zudem waren viele der Meinung, dass die neue Farbgebung gerade bei Dunkelheit schlechter zu sehen sei und deshalb Einsatzkräfte und Passanten gefährdeten. Schließlich wurde die Arbeitsgruppe eingesetzt.
Der Streit dürfte durch den neuen Markenauftritt nun erledigt sein. Doch es werden in Stuttgart auf absehbare Zeit weiter Feuerwehrautos in unterschiedlicher Optik zu sehen sein. Die Umstellung wird nicht auf einmal für die gesamte Fahrzeugflotte erfolgen, sondern aus Kostengründen nach und nach. Zunächst sind es nur die drei am Donnerstag gezeigten Autos, die Zahl wird sich jedoch demnächst erhöhen. Vor kurzem sind 34 neue Einsatzfahrzeuge bestellt worden. Sie werden allesamt das neue Design tragen. Dann galoppiert das Rössle nicht nur vom Himmel, sondern durch die Straßen.