Aichwald benötigt für das anvisierte Gelände am Ortseingang von Schanbach wegen der Streuobstwiesen eine Ausnahmegenehmigung des Landratsamts. Foto: Andreas Kaier

In Aichwald fehlen 60 Pflegeplätze. Die Gemeinde will ein Pflegeheim mit einem Vollsortimenter kombinieren.

Wie aus dem Bedarfsplan Pflege der Gemeinde Aichwald hervorgeht, fehlen im Ort derzeit rund 60 stationäre Pflegeplätze. Deshalb will die Schurwaldgemeinde neben dem bereits bestehenden Seniorenzentrum „Im Lutzen“, das von „Die Zieglerschen“ getragen wird und wo bereits 36 Dauer- und Kurzzeitpflegeplätze angeboten werden, ein zweites Pflegeheim bauen. Verbinden möchte Aichwald das Projekt mit der Ansiedelung eines Vollsortimenters. So jedenfalls der Wunsch der Verwaltung und des Gemeinderats.

 

Viele Landschaftsschutzgebiete engen den Spielraum ein

Ein rund zwei Hektar großes Gelände dafür ist bereits gefunden. Es befindet sich genau gegenüber dem heutigen Pflegeheim am Ortseingang von Schanbach. Das Problem: Die betreffenden Grundstücke sind in Privatbesitz und auf einem Teil von ihnen stehen Streuobstbäume. Deshalb ist derzeit offen, ob das Landratsamt in Esslingen für das Projekt eine Ausnahmegenehmigung erteilt, denn nach den Festsetzungen des Naturschutzgesetzes sind Streuobstwiesen besonders geschützt. In Vorgesprächen hatte die Untere Naturschutzbehörde der Gemeinde bereits signalisiert, dass sie für eine mögliche Ausnahmegenehmigung in einer detaillierten Standortanalyse nachweisen muss, dass kein anderes Grundstück für den Bau eines neuen Pflegeheims in Frage kommt. „Wir haben hier in Aichwald aber viele Landschaftsschutzgebiete und deshalb keine andere Option“, sagt Bürgermeister Andreas Jarolim. Mit der Standortanalyse hat die Gemeinde bereits ein Planungsbüro beauftragt und rechnet damit, dass die Ergebnisse schon bald vorliegen werden – ebenso wie die ebenfalls notwendige ökologische Bewertung der betreffenden Streuobstwiesen.

Aichwalds Hauptamtsleiter Stefan Felchle geht davon aus, dass auf Basis beider Untersuchungen noch vor den Sommerferien ein weiteres Gespräch mit Vertretern der beteiligten Ämter im Landratsamt stattfinden kann. Erst wenn von dort das Signal kommt, dass eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden kann, will die Schurwaldgemeinde die Grundstücke aufkaufen und den Flächennutzungsplan ändern. Anschließend soll das gesamte Grundstück geteilt und an Investoren verkauft werden. Geht alles reibungslos über die Bühne, gehen Jarolim und Felchle davon aus, dass die Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans und des parallel laufenden Bebauungsplanverfahrens mindestens zwei Jahre dauern werden. „Das ist aber optimistisch gerechnet“, sagt Felchle. Voraussetzung dafür ist, dass die Gemeinde alle Grundstücke reibungslos aufkaufen kann, es keine Einsprüche gegen das Projekt gibt und sowohl das Regierungspräsidium als auch die Region Stuttgart grünes Licht für die Ansiedlung eines Vollsortimenters geben.

Noch ist kein Träger für ein Pflegeheim in Sicht

Während es laut Jarolim im Hinblick auf einen möglichen Vollsortimenter bereits mehrere Interessenten gibt, ist er beim Pflegeheim und einem möglichen Träger skeptischer. „Die Zieglerschen“ haben bereits signalisiert, dass sie kein Interesse an der Trägerschaft einer zweiten Einrichtung haben, obwohl diese Lösung für den Aichwalder Bürgermeister „die beste“ gewesen wäre, wie er sagt. Jarolim vermutet, dass dabei vor allem die immer noch hohen Baupreise und das Problem, geeignetes Fachpersonal zu finden, eine Rolle spielen. In jedem Fall soll der Aichwalder Gemeinderat nach der Sommerpause über den Stand der Dinge informiert werden.