Jochen Haar im Kreis seiner Kollegen. Foto: Werner Kuhnle

Schulleiter Jochen Haar wechselt nach zwölf Jahren an der Matern-Feuerbacher-Realschule in Großbottwar ans Regierungspräsidium.

Großbottwar - Die Matern-Feuerbacher-Realschule (MFR) in Großbottwar steht vor Veränderungen. Besonders deutlich merkte das, wer Schulleiter Jochen Haar dieser Tage in seinem Büro aufsuchte. Denn der Weg in den ersten Stock führte durch ein leer geräumtes Schulhaus. Nur im Zimmer des Rektors war alles an Ort und Stelle. Was sich jetzt mit den Ferien ebenfalls ändert. Denn es wird nicht nur die Sanierung des Realschulgebäudes I in Angriff genommen, sondern Jochen Haar verlässt nach zwölf Jahren die Schule. Er wechselt zur Schulverwaltung beim Regierungspräsidium in Stuttgart. „Für die letzten Tage wollte ich nicht mehr umziehen“, sagt Haar lachend.

Mit einem Stationslauf wurde der 51-Jährige am Dienstag und Mittwoch – zu seiner Überraschung – verabschiedet. Nach und nach von Schülern, Lehrern, Mitarbeitern, Eltern und Co. – so feierlich das zurzeit eben möglich ist. Auf einen würdigen Abschied wollte man nicht verzichten, war die Verbindung zwischen dem Leiter und der MFR doch ausgesprochen eng. Zwar ist Jochen Haar nicht der Typ Mensch, der es mag, wenn ihm der rote Teppich ausgerollt wird. „Ich weiß so was aber sehr zu schätzen und kann es auch genießen“, sagte er bereits vorab mit Blick auf seine Würdigung durch Stadt und Gemeinderat.

Arbeit mit Schülern wird ihm fehlen

Vermissen werde er nun vor allem die Arbeit mit Schülern, sagt Haar, der auch unterrichtete. Zudem hätten es die Eltern „gerockt“, und er habe die „beste Verwaltung“ um sich gehabt. Die Aussicht aus dem Büro werde er ebenso vermissen, überblickt man von dort doch einen Großteil des Schulzentrums. „Großbottwar ist ländlich geprägt, und das merkt man den Schülern an. Viele sind sehr positiv eingestellt.“ Wegreden wolle er Probleme aber nicht. Auch an der MFR gebe es, wie an jeder Schule, Mobbing, Drogen und Gewalt. Eine Verbindung zu den Schülern war ihm stets wichtig. „Und bei Problemen ging es darum, wie wir es im Sinne der Schüler und Lehrer ändern.“ Lösungen zu finden, ist ein Credo von Jochen Haar. Und Angebote schaffen. Projekte wie der Triathlon und die Musicals kamen gut an, ebenso die Austauschprogramme mit Schulen in Tschechien, Ungarn und Dänemark.

Es sei ihm wichtig gewesen, eine gute Schulkultur zu haben, sagt Haar. „Schließlich ist das sehr viel Lebenszeit von Schülern und Lehrern, für die ich Verantwortung trage.“ Wobei er bewusst keine Wohlfühlatmosphäre mit einer reinen Alle-haben-sich-lieb-Mentalität wollte. „Ich bin da ehrgeizig und verlange auch von Schülern wie Lehrern viel. Mein Anspruch ist hoch.“ Die insgesamt überdurchschnittlich guten Zeugnisse, die es an der MFR gebe, geben ihm Recht. Auch die Kooperationsschulen in Ludwigsburg würden das bestätigen, freut sich Haar über den „guten Ruf“ der Schule.

Nicht nur einfache Zeiten

Ein Ruf, den es zu verteidigen galt. Denn die Landespolitik hatte zwischenzeitlich den Eindruck vermittelt, als laufe die Gemeinschafts- der Realschule den Rang ab. Und sie schaffte die bindende Grundschulempfehlung ab, was dazu führte, dass im Laufe der Zeit mehr Schüler vom Gymnasium an die MFR wechselten. „Diesen Schülern haben nicht nur Erfolgserlebnisse gefehlt, sondern auch Lebenszeit“, ist Haar von der damaligen Schulpolitik enttäuscht. Auf die Veränderung reagierte die MFR mit Plus-Klassen für Schüler mit Gymnasiumsempfehlung. Es sei für ihn auch nicht in Frage gekommen, die Schulart in Großbottwar zu verändern. „Ich bin von ganzem Herzen an der Realschule, auch weil ich sie früher selbst besucht habe.“ Froh sei er, dass sich die Lage beruhigt habe und beide Schularten gefördert werden.

Eine weitere Herausforderung sei die Entwicklung zur Ganztagsschule gewesen. Die „ganze Gegend“ habe aber tatkräftig mitgeholfen. So kam ein umfassendes AG-Angebot zusammen. „Das Schulleben hat sich verändert, es wurde aber vor allem bereichert.“

Den Motor – den guten Zustand der MFR – am Laufen zu halten, sei dennoch ins Stocken geraten, so Haar. Das habe er bei sich gemerkt. „Ich mag es auch nicht, wenn Menschen zu lang an ihrem Job kleben“. Deshalb entschied er sich für eine Veränderung. Während die Rektorstelle derzeit ausgeschrieben ist, freut sich Haar darauf, am 2. August bei der Dienst- und Fachaufsicht zu starten. Wenn auch „mit einem weinenden Auge“.

Stimmen zum Abschied

Bürgermeister Ralf Zimmermann
bedankte sich in der jüngsten Gemeinderatssitzung. „Auf Ihr Wort war immer Verlass. Sie und die MFR waren zwölf Jahre lang eins – und sie haben es geschafft das Motto ‚Gemeinsam stark fürs Leben’ mit Leben zu füllen.“

Thomas Stigler
erinnerte im Namen des Gemeinderats an die schwierige Ausgangsposition mit Thomas Schwarz als Vorgänger. „Wir fragten uns damals: Packt’s der Neue? Und ja, das hat er. Mit eigenen Fußspuren in ordentlicher Größe.“ Auch der Umgang mit Corona sei nun „erstklassig“ gewesen.