Ein Kriminaltechniker sichert Spuren am Tatort in der Wenzelstraße in Stuttgart-Mühlhausen Foto: 7aktuell.de/Adomat

Ein tödliches Ehedrama erschüttert den Stadtteil Mühlhausen: Die Leichen eines 46 und 50 Jahren alten Paares wurden am Mittwoch in einer Wohnung gefunden. Ausgerechnet die Kinder machten die grausige Entdeckung.

Stuttgart - Ein angesehenes Ehepaar, zwei Kinder, ein Hund, eine schöne Doppelhaushälfte in einem ruhigen Wohngebiet am Ortsrand von Mühlhausen: Die heile Welt einer Stuttgarter Familie liegt seit Mittwoch um 13.45 Uhr in Trümmern. Ein 46 und 50 Jahre altes Ehepaar ist am Mittwoch tot in einem Wohnhaus in Stuttgart-Mühlhausen gefunden worden. Beide kamen durch Stichverletzungen ums Leben. „Offensichtlich hat ein Ehedrama stattgefunden“, sagt Polizeisprecher Jens Lauer, „es gibt keinerlei Anhaltspunkte, die auf ein Fremdverschulden hindeuten.“

Demnach dürfte der 50-Jährige erst seine Frau, dann sich selbst getötet haben. Die Ermittlungen hierzu dauern an. Wann sich die Bluttat abspielte, ist noch unklar. Womöglich im Laufe des Vormittags – das aber wird noch von den Beamten der Mordkommission ermittelt. Fest steht, dass die Kinder im Alter von neun und zwölf Jahren nach Hause kamen – und anschließend aufgelöst bei den Nachbarn klingelten. Die wiederum verständigten um 13.45 Uhr die Polizei.

Spekulationen um Ehestreit und psychische Probleme

Rettungskräfte konnten für das Ehepaar, das blutüberströmt im Badezimmer gefunden wurde, nichts mehr tun. Der Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen. Die Leichen wiesen mehrere Stichverletzungen auf. Ein Gerichtsmediziner soll die genauere Todesursache feststellen. Über den Tatablauf machte die Polizei keine Angaben. Die mutmaßliche Tatwaffe, ein Messer, soll am Tatort gefunden worden sein.

Das Motiv der Tat ist unklar. Im Umfeld der Familie ist zu hören, dass es schon seit längerem Ehestreitigkeiten und offenbar ein Ende der Beziehung gegeben haben soll. Außerdem hat sich im Umfeld herumgesprochen, dass der Mann angeblich wegen einer psychischen Erkrankung stationär behandelt worden sein soll. Man habe sich in diesem Zusammenhang noch gewundert, heißt es, dass der Mann bereits nach acht Tagen wieder zurückgekehrt sei. Womöglich könnte hier eine Erklärung für die Hintergründe der Tat zu finden sein.

Dabei schien es das Leben mit der Familie sehr gut zu meinen. Der 50-Jährige, der in Zuffenhausen aufwuchs, war Ingenieur und Geschäftsführer einer Firma für Umwelttechnik, die 1975 gegründet wurde und in Feuerbach angesiedelt ist. Vor etwa zehn Jahren zog die Familie in die Doppelhaushälfte in der Menzelstraße nach Mühlhausen um. Die 46-jährige Frau war im Stadtteil im Norden Stuttgarts bekannt. Von dem dramatischem Ereignis tief betroffen sind beispielsweise die Mitglieder eines 35 Sänger starken Chors im örtlichen Gesangverein, bei dem sie mitgewirkt hatte.

Das Drama steht in einer Reihe mehrerer Familientragödien in der Region. Erst am Montag hat das Landgericht einen 53-jährigen Familienvater aus Riedenberg verurteilt, der im Oktober seine Ehefrau und seinen Sohn in der Wohnung mit mehr als 80 Messerstichen getötet hatte. Wegen zweifachen Totschlags wurde der vermindert schuldfähige Mann mit einer offenbar psychische Erkrankung vom Gericht zu 15 Jahren Haft verurteilt. Das Motiv seiner Tat blieb bis zuletzt unklar.

Eine weitere Bluttat spielte sich im März in einem Wohnhaus im Stuttgarter Osten ab, wo ein 31-Jähriger seine gleichaltrige Freundin mit einem Messer lebensgefährlich verletzte – und deren 61-jährige Mutter tödliche Stichverletzungen beibrachte. Im April erschoss ein 47-Jähriger seine 38-jährige Partnerin und sich selbst in einem Wohnhaus in Esslingen. Anfang des Jahres tötete in Ludwigsburg ein Mann seine Frau – der Tatverdächtige ist 76.