Der Tunnel bei Gruibingen auf der A 8 vor dem Albaufstieg in Richtung München: Auf dem Foto fließt der Verkehr, doch immer wieder schaltet die Ampel auf Rot und sorgt für Stau Foto: Max Kovalenko

Der sechsspurige Autobahnausbau am Ende des Kreises Göppingen hat den Verkehrsfluss Richtung München nicht wirklich verbessert. Der Lärmschutz­tunnel sorgt sogar für zusätzliche Staus. Vor allem jetzt am Wochenende.

Gruibingen/Stuttgart - Viel Verkehr auf der A 8, doch noch geht es voran. Plötzlich aber springen die Ampeln an der Einfahrt des 540 Meter langen Tunnels bei Gruibingen (Kreis Göppingen) auf Rot. Alles drückt auf die Bremse, steht auf dem frischen Asphalt eines Autobahnabschnitts, dessen sechsspuriger Ausbau im Dezember 2012 abgeschlossen wurde. Der Stillstand dauert meist „drei bis vier Minuten“, weiß der Göppinger Polizeisprecher Rudi Bauer, teilweise aber auch um die 20 Minuten. „92 Sperrungen verteilt auf 13 Tage gab es im Januar“, sagt Thomas Bucher, der Leiter der Straßenverkehrszentrale in Stuttgart-Feuerbach.

Besonders schlimm war es am 18. Januar, einem Freitag. 32-mal standen die Ampeln auf Rot. Am 25./26. Januar kam es zu 24 Sperrungen. Und an diesem Wochenende, wenn die Faschingsferien beginnen, dürfte es ähnlich aussehen. Vor allem an diesem Freitagnachmittag und am Samstagvormittag ist mit viel Rotlicht auf der A 8 in Fahrtrichtung München zu rechnen. Sind beim Bau des 84 Millionen Euro teuren Autobahnprojekts grobe Fehler gemacht worden?

Nein, meint Peter Zaar, der Sprecher des Regierungspräsidiums Stuttgart (RP), dessen Behörde den sechsspurigen Ausbau des 3,8 Kilometer langen A-8-Abschnitts von Gruibingen bis Mühlhausen verantwortet. Dazu gehört der Lärmschutztunnel, in dem es möglichst keine Staus geben soll. Aus Sicherheitsgründen, denn „wenn etwas passiert, kommen Leute nicht raus und Rettungskräfte nicht rein“, sagt Zaar. Und so hat das RP gemäß der Richtlinie für Ausstattung und Betrieb von Straßentunneln (RABT) dafür gesorgt, dass Lastwagen und Autos vor dem Tunnel zum Stehen kommen.

Sperrung wegen Kontaktschleife

Das freilich hat fatale Folgen für den Verkehrsfluss. Und gesperrt wird offenbar länger als notwendig.

Die Ampeln am Tunneleingang springen automatisch auf Rot, wenn es am Albaufstieg bei Mühlhausen stockt. Ausgelöst wird die Sperrung durch eine Kontaktschleife. Sie liegt etwa 350 Meter hinter dem Tunnel unter der Fahrbahn. Wenn Pkw oder Laster mit weniger als zehn Stundenkilometer darüber schleichen, wird der Tunnel dicht gemacht. So geschah es im Januar 92-mal.

Genauso oft ist auch die zum Regierungspräsidium Tübingen gehörende Straßenverkehrszentrale Baden-Württemberg ins Spiel gekommen. Thomas Bucher und sein Team überwachen von Feuerbach aus die Autobahntunnel im Land. Springt die Ampel bei Gruibingen auf Rot, ist die Verkehrszentrale am Zug. Per Knopfdruck wird von hier die Fahrt wieder freigegeben. Allerdings erst, wenn die Autobahnpolizei mit Sitz in Mühlhausen hingefahren ist und nachgeschaut hat, ob der Tunnel auch wirklich frei ist.

„Wegzaubern können wir die Staus nicht“

Die Kontrollen haben die Regierungspräsidien mit der Polizei vereinbart. Doch deren Sinn wird inzwischen bezweifelt. Denn gerade sie kosten Zeit, lassen Auto- und Lastwagenfahrer vor dem Tunnel verharren, obwohl die Fahrt frei wäre. Der Chef der Autobahnpolizei hat kürzlich gegenüber der örtlichen Zeitung kräftig geschimpft. Man könne in Stuttgart ja wohl mit 13 Kameras durch den Tunnel hindurchblicken, wird er zitiert. Mit der öffentlichen Kritik hat er sich bei den Behörden offenbar keine Freunde gemacht. Gegenüber unserer Zeitung jedenfalls wollte er sich jetzt nicht mehr äußern. Die Botschaft des Leiters der Autobahnpolizei scheint aber angekommen zu sein. „Die Ampel muss schneller auf Grün geschaltet werden, wenn sich der Stau dahinter aufgelöst hat“, meint der Stuttgarter RP-Sprecher Zaar. „Es wird überlegt, wie der Zustand verbessert werden kann“, sagt Bucher. Ein erstes Gespräch der Beteiligten gab es in dieser Woche. Ergebnis: Es werde nun geprüft, wie die Tunnelsteuerung optimiert werden kann, berichtet Zaar.

„Wegzaubern können wir die Staus nicht“, macht Bucher Autofahrern aber wenig Hoffnung auf großartige Verbesserungen. Diese Staus entstehen meist am Nadelöhr der Autobahn Stuttgart–München, dem Albaufstieg von Mühlhausen nach Hohenstadt. Bei Mühlhausen wird die mit täglich rund 70 000 Fahrzeugen belastete Strecke zweispurig. Bei Mühlhausen befindet sich auch eine Auffahrt. Ein sogenannter Einfahrkeil, ohne Beschleunigungsspur. Wenn hier Lastwagen aus dem Stand anfahren müssen und nur allmählich auf Touren kommen, bremsen sie den Verkehr aus.

„Wir schließen bauliche Maßnahmen nicht aus“, sagt Zaar. So soll, ein weiteres Ergebnis des Gesprächs, analysiert werden, ob die Auffahrt maßgeblich zu den Tunnelsperrungen beiträgt. Freilich könnte die Stuttgarter Behörde den Bau eines Einfädelungsstreifen nur vorschlagen. Genehmigen und bezahlen müsste die nach heutigen Vorschriften mindestens 250 Meter lange Spur der Bund. Gleiches gilt für eine Verkehrsbeeinflussungsanlage, deren möglicher Nutzen nun ebenfalls geprüft werden soll.