Kfz-Mechanikerin Anna Matuschek vor ihrer Halle in Remseck-Aldingen Foto: factum/Weise

Maximal sieben Teilnehmerinnen lernen in den Kursen von Anna Matuschek, wie man beispielsweise bei einer Panne am besten selbst helfen kann. Männer sind dabei nicht erlaubt. Sobald ein Kerl dabei sei, trauten sich die Frauen nicht mehr, Fragen zu stellen – so ihre Erfahrung.

In ihren Kursen bringt Anna Matuschek den Teilnehmerinnen bei, wie man sich zum Beispiel bei einer Panne am besten selbst helfen kann. Männer sind übrigens unerwünscht. Sobald ein Kerl dabei, trauten sich die Frauen nicht mehr, Fragen zu stellen, so ihre Erfahrung. Stuttgart - Frau Matuschek, zwei Frauen, die über Autos quatschen: Mancher Mann würde das als schlechten Chauvi-Witz bezeichnen.
Echt? Die meisten Männer, die ich kenne, finden das schwer interessant und sehr sexy. Oft sind sie dann auch noch überfordert, wenn es sich um ein Fachgespräch handelt – die gehen dann lieber weg und lauschen dem Gespräch aus der Ferne.
Wie sind Sie zur Schrauberei gekommen?
Über mein Mofa. Mit 15 habe ich meine Mofa-Prüflizenz gemacht, mein Vater hat mir ein schönes Peugeot 103 geschenkt. Das war immer kaputt. Ich habe es mehr geschoben, als das ich gefahren bin. Weil ich aber gern mobil war, musste ich mir selbst beibringen, das Ding wieder zum Laufen zu bringen. Außerdem fuhr mein Vater Oldtimer – und ich bin eingefleischter Schwabe: Ich überlege immer, wie ich Geld sparen kann. Und wenn ich mein eigenes Auto reparieren kann, spare ich viel Geld in der Werkstatt.
Und deshalb bieten Sie nun einen Schrauberkurs für Frauen an?
Genau. Ich habe damals bei VW und Audi meine Ausbildung zur Kfz-Mechanikerin absolviert und dort am Tag der offenen Tür Schnupperkurse angeboten. Ich hab den Mädels ein bisschen über Öl und Wasser checken erzählt – aus den angesetzten zehn Minuten pro Kurs wurden dann drei Stunden, weil die Frauen so viele Fragen stellten. Die Erkenntnisse aus dieser Zeit nutze ich jetzt für meine neuen Kurse.
Männer sind keine zugelassen?
Nein! Das ist ganz komisch: Sobald nur ein Mann dabei ist, trauen sich die Teilnehmerinnen nicht mehr zu fragen. Weil sie Angst vor dummen Kommentaren haben. Ich denke nicht, dass es bei jeder Frau so ist, aber ich will, dass sich alle bei mir wohl fühlen und etwas lernen. Bei den Kursen herrscht striktes Männerverbot.
Welche Erfahrungen bringen die Frauen mit?
Häufig schlechte. Ganz viel Werkstattärger und passierte Pannen. Die meisten kommen, weil sie sich von den Werkstätten übers Ohr gehauen fühlten oder von den Mechanikern nicht ernst genommen wurden.
Haben die Teilnehmerinnen zumindest schon ein wenig Ahnung von der Materie?
Da gibt’s einen enormen Unterschied, je nach Alter. Die Generation 60-Plus hat meist deutlich mehr Erfahrung als die jüngeren Teilnehmerinnen. Gerade bei den älteren Autos sind die älteren Damen ziemlich fit.
De Frauen lernen bei Ihnen an Oldtimern?
Ja und nein. Ich habe für jeden Kurs drei Autos da: Einen Oldtimer, einen Youngtimer und einen Gebrauchtwagen. Im ersten Kurs waren es ein Ford Falcon, ein VW Käfer und ein Fiat Panda. Es ist wichtig, dass sie mit möglichst verschiedenen Konzepten in Berührung kommen. Das nimmt die Furcht und schafft Vertrauen für den Fall, dass sie mit ihrem eigenen Auto eine Panne haben.
Aber eine Ölstandskontrolle ist doch überall gleich. . .
Dazu musst du aber erst einmal an den Motorraum rankommen. Also zeige ich immer als erstes, wie sie die Motorhaube öffnen. Das funktioniert bei meinen drei Vorführwagen unterschiedlich, und so vergehen nur für dieses Thema schon mal zehn Minuten.
Das sind wirklich die absoluten Grundlagen. Was vermitteln Sie den Teilnehmerinnen sonst noch?
Ganz klar, Öl- und Wasserkontrolle. Ein großes Thema ist auch der Reifenwechsel. Da traut sich niemand ran. Nicht wegen des Ab- und Aufziehend der Reifen, sondern wegen des Anziehens der Schrauben. Ich gebe ihnen dann ein Gefühl für den richtigen Anzugsdrehmoment – also den Zeitpunkt zwischen fest und ab –, beschrifte die Muttern mit den Anfangsbuchstaben der Namen und knack’ die anschließend mit dem Drehmomentschlüssel nach. Bis jetzt war noch niemand dabei, der es nicht richtig gemacht hat. Es gibt dann immer großen Applaus; das schafft das nötige Selbstvertrauen.
Das klingt nicht nach einem großen Kurs.
Stimmt. Die ersten Schraub!Mädchen-Kurse zeigen: Am besten sind vier, maximal sieben Frauen – was dann schon viele wären. Trotzdem dauert der Kurs etwa vier Stunden, weil wir uns für jede Frage Zeit nehmen. Das muss auch sein, damit meine Mädels anschließend wirklich was gelernt haben.
Sieben Frauen, vier Stunden und trotzdem nur 15 Euro Gebühr? Das klingt eher nach einer Mission als nach einem Geschäftsmodell!
(lacht) Ja, das ist es auch. Ich habe einfach Spaß daran, den Leuten was beizubringen, und sehe den Bedarf. Außerdem mögen 15 Euro für uns nicht viel sein, für andere aber schon. Einmal hatte ich eine Verkäuferin dabei – eine alleinerziehende, zweifache Mutter, die sich den Samstagnachmittag extra freigenommen hatte für den Kurs.
Sie haben bereits zwei Kurse gehalten. Wie sind die Rückmeldungen?
Durchweg positiv. Die Mädels sind dankbar und sagen immer wieder, wie viel Spaß ihnen der Kurs gemacht hat. Am Ende gehen sie als Freundinnen auseinander.
Und wie geht es weiter?
Das Interesse ist ziemlich groß. Mich schreiben Frauen aus ganz Deutschland an: Können Sie nicht zu uns die Region kommen? Im Sommer soll ich zum Beispiel nach Berlin und in einem Autohaus unterrichten. Ein Oldtimersammler will mir für einen Termin seine Sammlung zur Verfügung stellen, damit ich mit meinen Mädels daran schrauben kann. Darüber hinaus biete ich meinen Schraub!Mädchen-Kurs für Frauengruppen ab vier Personen an, so nach dem Motto: „Freundin schenkt Freundin einen Kurs und die ganze Clique macht mit.“
Und dann fahren Sie da hin und schrauben in der Garage von Freundin Nummer eins?
Nein, dann kommen die Damen her und wir schrauben in unserer Halle wie bei jedem meiner Kurse. Außerdem möchte ich noch was für Fortgeschrittene anbieten. Dann aber nicht mehr exklusiv für Frauen. Aber dazu muss ich mir mal meinen Terminkalender ansehen, schließlich arbeite ich ja nebenbei auch noch...