In Unterensingen hat sich offenbar ein Familiendrama abgespielt. Foto: SDMG

Die beiden toten Kinder, die am Freitagvormittag in Unterensingen gefunden wurden, sind nach den Erkenntnissen der Polizei von ihrem Vater umgebracht worden. Anschließend hat er sich selbst getötet.

Unterensingen - Ein Vater hat nach den bisherigen Erkenntnissen der Polizei am Freitag in Unterensingen seine zwei Kinder getötet und anschließend sich selbst. Er, ein erfolgreicher Selbstständiger, der aus einer bürgerlichen Familie kommt, seine Partnerin eine Frau, die in einem sozialen Beruf tätig ist. „Eine Bilderbuchfamilie“, sagen die Nachbarn. Das Mädchen war acht Jahre alt, der Bub vier Jahre.

„Zur Todesursache der beiden Kinder können wir nichts sagen“, erklärt der Polizeipressesprecher Christian Wörner, hier soll eine Obduktion weitere Erkenntnisse bringen. Der 45-jährige Vater hatte sich kurz nach der Tat vom Aichtalviadukt gestürzt, einer Brücke auf der B 27 über die Aich. Eine Frau hatte den Mann um 6.45 Uhr am Brückengeländer stehen sehen und sofort die Polizei verständigt. Bevor die Rettungskräfte eintrafen, war er jedoch schon in den Tod gesprungen. Der Grund für die Tat waren vermutlich Probleme in der Beziehung. Der Mann ließ sich darüber im Internet aus.

Kurz nach 6.45 Uhr traf ein weiterer Notruf bei der Leitstelle ein: In der Wohnung des Vaters würden die beiden Kinder leblos liegen. Als die Rettungskräfte eintrafen, konnte der Notarzt nur noch den Tod der beiden Kinder feststellen.

Das Haus liegt direkt im Ortszentrum von Unterensingen. Den Vormittag über waren die Einsatzkräfte der Polizei vor Ort, Krankenwagen und ein Notfallseelsorger. Die Gassen und Straßen bei der Unterensinger Kirche waren mit weißrotem Band abgesperrt, die Polizisten wehrten Schaulustige ab. Wagen der Spurensicherung parkten direkt vor dem Gebäude, während jeweils zwei Polizeibeamte der Kriminalpolizei von Haus zu Haus gingen, um die Nachbarn zu befragen.

Tötungsdelikt mit anschließendem Suizid

Der Notfallseelsorger, kenntlich an der weinroten Weste, hat die Angehörigen der jungen Familie betreut. Die Ermittlungsfäden laufen allein über die Staatsanwaltschaft und das Polizeipräsidium in Reutlingen. Im Unterensinger Rathaus, das nicht weit weg vom Tatort ist, kann der stellvertretende Bürgermeister nichts zu der Tat sagen, der Bürgermeister Sieghart Friz ist noch im Urlaub.

Von Zeit zu Zeit gehen Nachbarn zum Absperrband und versuchen in Erfahrung zu bringen, was sich zugetragen hat. Doch sie bekommen auch nur das Stichwort „Familiendrama“ zu hören. Gemeinhin spricht man bei einer solchen Tat von einem „erweiterten Suizid“. Ein Begriff, „der Blödsinn ist“, sagt dazu der renommierte Polizeipsychologe Adolf Gallwitz von der Polizeihochschule Villingen-Schwenningen. Er spricht von einem Tötungsdelikt mit einem anschließenden Suizid, denn die Kinder seien ja getötet worden und hätten sich nicht selbst getötet. Solche Taten kämen bei Männern und Frauen gleichermaßen vor, erklärt der Psychologe, allerdings sei die Motivlage sehr unterschiedlich.

Partner auf schlimmstmögliche Art bestrafen

Frauen, die ihre Kinder mit in den Tod nähmen, seien meist depressiv und wollten die Kinder „nicht alleine in der ,bösen Welt’ oder bei dem ,bösen Mann’ zurücklassen.“ Bei Männern sei es grundsätzlich anders, erklärt der Polizeipsychologe. Sie wollten ihre Partnerinnen wegen eines Fehlverhaltens auf die schlimmstmögliche Art bestrafen, indem sie ihnen das Liebste nähmen, was sie hätten: ihre Kinder. Oft seien diese Tötungsdelikte regelrecht inszeniert, damit möglichst viele Menschen von dem angeblichen Fehlverhalten erführen, wie es ja auch in diesem Fall geschehen ist – durch die Veröffentlichung im Internet.