Vermeintlicher Beleg: Auch auf Facebook tut bigFM so, als sei die Abwerbeaktion seiner neuen Kollegin Gröger von Dasding live gewesen. Foto: Screenshot/Facebook

Eigentlich wollte die Landesstiftung gemeinsam mit dem privaten Radiosender bigFM eine Veranstaltung gegen Falschmeldungen für Erstwähler bestreiten. Doch weil ein Moderator seine Hörer selbst täuschte, gibt es nun Ärger.

Stuttgart - Für den 16. September plant die Baden-Württemberg Stiftung eine Veranstaltung gegen Fake News, Falschmeldungen und vorgetäuschte Informationen – ein sogenanntes Fake-off-Camp für Erstwähler und junge Erwachsene. Eigentlich hatte die Stiftung dafür den privaten Radiosender bigFM als medialen Kooperationspartner vorgesehen, weil dieser die Zielgruppe anspricht. Doch nun gibt es Ärger, weil bigFM-Moderator Rob Green in seiner Sendungen am frühen Morgen die Hörer täuschte. Die Landesstiftung hat die Medienpartnerschaft für die Veranstaltung daher aufgekündigt.

Der Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung, Christoph Dahl, sieht in dem fragwürdigen Vorgang eine Verletzung der Vorbildfunktion eines Jugendradiosenders. „Gerade im Zusammenhang mit unserer Veranstaltung, bei der es explizit um die Problematik von Fake News geht, müssen wir uns von Partnern distanzieren, die die Grenzen zwischen Wahrheit und Täuschung bewusst verwischen“, sagte der frühere Regierungssprecher.

Angebot live via WhatsApp?

bigFM-Moderator Green hatte am vergangenen Montag vorgegaukelt, Kollegin Marlen Gröger aus einer Livesendung des SWR-Jugendsenders Dasding abzuwerben – mit einem Angebot über den Nachrichtendienst WhatsApp. Wenn sie das Studio sofort verlasse, noch in der Sendung, sagte Green, bekomme sie einen Job in „Deutschlands biggster Morningshow“. Gröger tat so, als lese sie die Nachricht und verlasse umgehend – vermeintlich live – das öffentlich-rechtliche Studio.

Tatsächlich wechselte Gröger zum September hin vom SWR zum privaten Radiosender bigFM. Dass die Abwerbeaktion in der Show am Montag inszeniert war, klärten Green und Gröger jedoch nie auf. Es blieb dadurch der Eindruck bei den Hörern, als sei alles wirklich so abgelaufen. Was die Landesstiftung dazu bewegte, zu reagieren und den Privatsender beim Fake-off-Camp wieder auszuladen.

Radiosender verteidigt die Aktion

bigFM bedauerte die Absage der Landesstiftung für die Veranstaltung – nicht aber die unseriöse Aktion als solche. Es sei letztlich nur darum gegangen, „eine neu gewonnene gute Journalistin prominent einzuführen“, sagte ein Sprecher unserer Zeitung: „Ein Jugendsender kann sich das erlauben.“

Nach eigenen Angaben sucht die Landesstiftung nun nach einem Freiberufler, der am übernächsten Samstag im IHK-Gebäude, Jägerstraße 30, durch das Programm mit Youtube-Star Mirko Drotschmann, dem „MrWissen2Go“, Polizistin Adrienne Koleszár und Politikberater Martin Fuchs führen soll.