Von Philipp Contag-LadaSTUTTGART. Beim Wort Hacker zuckt nicht nur der Innenminister

Von Philipp Contag-Lada

STUTTGART. Beim Wort Hacker zuckt nicht nur der Innenminister zusammen. Die Bezeichnung umfasst allerdings längst nicht mehr nur vereinsamte Computercracks, die sich nächtelang in die Netzwerke weltweiter Geheimdienste einschleichen. Als Hacker bezeichnen sich auch immer mehr technikaffine Menschen, die eine ähnlich weit gefasste Definition pflegen wie Claus Wilcke. Der 46-jährige Texter ist Mitbegründer und eine der treibenden Kräfte hinter dem ersten Stuttgarter Hackerspace.

"Hacken ist der respektlose Zugriff auf die Technik", erläutert er. "Infrage stellen, auseinander bauen, lernen, neu wieder zusammenbauen", so bringt der 46-Jährige auf einen kurzen Nenner, was im Hackerspace getan wird. Hier baut man alles Elektronische, das es fertig in keinem Laden gibt. Im Grunde kommt die Idee aus den 50er Jahren, als ein paar Bastler sich einen Raum schaffen wollten, der als Werkstatt, Lager und Begegnungsstätte dienen sollte. Es war die Geburtsstunde von Open Source, der Entwicklungsphilosophie von Software und Technologie, die von vielen Freiwilligen immer weiterentwickelt wird und jedem offensteht.

Lernen durch Anfassen und Ausprobieren lautet das Motto. Doch vor das Löten, Programmieren und natürlich auch Chillen (das entspannte Nichtstun zur Förderung der Kreativität) hat das moderne Leben einige Hürden gestellt. Ein Raum kostet Miete, die soll durch Mitgliedsbeiträge gedeckt werden, Mitglieder wollen einen Raum. Henne und Ei in der modernen Variante. Wo also in Stuttgart ein Platz für diese Form des Lernens sein soll, ist dem frisch gegründeten Verein noch nicht ganz klar. Das Geld ist knapp und die Stadt nicht billig. So wird es erst einmal das Gründerzentrum H 7 am Hauptbahnhof, wo "Raum auf Zeit" vermietet wird und sich bereits die Kreativen der Stadt treffen. Ein gutes Vorbild für den Verein ist der wohl bekannteste Hackertreffpunkt, der New Yorker Club nycresistor. Der legendäre Haufen Nerds konnte am Samstag neue Räumlichkeiten beziehen, nachdem eine Spendenaktion unter Sympathisanten mehrere Tausend Dollars eingebracht hatte. Auch die Industrie unterstützt zunehmend die kleinen autonomen Hackerspaces. Denn nicht selten sind sie die Keimzelle für bahnbrechende Innovationen, und häufig machen die Erfinder moderner Technik ihre ersten Schritte in den Kellern und Hallen solcher Clubs.

Ob es das kleine Häuflein Computerfreaks und Elektronikbastler, die kürzlich in den Räumen des Stuttgarter Stadtjugendrings zur Gründung zusammengetroffen waren, auch so weit bringen wird, muss sich zeigen. Eines jedoch steht schon fest: Der Verein heißt shack e.V, und Gäste sind herzlich willkommen, sich umzusehen.

www.shackspace.de