Der Mann für die italienischen Momente in der Schleyerhalle: Eros Ramazzotti Foto: Timo Deiner

Eros Ramazzotti gab sich in der Schleyerhalle die Ehre - Hier sehen Sie die Bilder des Abends!

Stuttgart - Töchter, Mütter, Omas, Träumer und Realisten, Yuppies und Sandalenträger, Schwaben und viele, viele Italienerinnen sind gekommen, um Eros aus Bella Italia zuzujubeln. Pünktlich um halbneun betritt der 46-jährige Sänger die Bühne: Leger gekleidet mit Jeans und T-Shirt. Mit einem vielsagenden Lächeln und gefühlsbeladener Stimme begrüßt er sein Publikum - und jedes Mädchen, jede Frau fühlt sich ganz persönlich von ihm angesprochen.

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Eros Ramazzotti bietet mit seiner siebenköpfigen Band von Beginn an eine pralle Auswahl an Hits, eingebettet in jede Menge Bühnentechnik. Zum Auftakt schwebt er in einer riesigen Holzkiste vom Himmel. Die Videoleinwand im Bühnenhintergrund zeigt ihn überlebensgroß, eingefangen von diversen Kameras, die ihm auf den Fersen bleiben.

In all dieser Inszenierung bewegt sich Signor Ramazzotti immer noch erstaunlich unprätentiös. Mal zeigt er sich in cooler James-Dean-Pose, mal als sensibler Kuschelbär, der die einsamen Gefühlsmomente am eigenen Leib verspürt hat. Dabei gleicht seine Musik keinem Vulkanausbruch, eher einem dahinfließenden Lavastrom, der durch kleinere Eruptionen unterbrochen wird. Natürlich hat er einige Anmachposen und Gesten drauf, mit denen sich viele andere Männer bei jeder Frau eine vollendete Abfuhr holen würde.

Doch Eros Ramazzotti braucht nur mit den Hüften zu wackeln, schon brandet der Jubel auf. Glücklich, wer als Italiener geboren wurde und auch noch so aussieht. Und wer dann noch eine so formvollendete Musik darbietet, dem liegt das weibliche Universum zu Füßen. Songs wie "L'ombra del Gigante", "Musica e"' und "Terra Promessa" reißen von Anfang an mit. Diese kompakte Mischung aus Rock und Schlager gelingt vermutlich nur in Südeuropa in solcher Perfektion.

Dazu ist der Mann auch als Musiker ausgesprochen talentiert. Bei "Stella Gemella" greift er zum ersten Mal in die Saiten seiner E-Gitarre. "Cose della vita", der Song, den er schon mit Tina Turner sang, entwickelt durch sein ungestüm-virtuoses Gitarrenspiel einen regelrechten Sog. Und spätestens ab "Un' Emozione per sempre" ist auch der anfänglich etwas basslastige Sound brillant abgemischt.

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Als Eros Ramazzotti dann noch abwechselnd mit seinen drei Backgroundsängerinnen die Ballade "I belong to you" zum Besten gibt, kennt die Begeisterung in der Schleyerhalle keine Grenzen mehr. Am eindrücklichsten zeigt der Römer in Songs wie "Se Bastasse una Canzone" oder "Adesso tu", was ihn etwa von seiner Landsmännin Gianna Nannini unterscheidet: Sie rockt mit Leidenschaft, er umgarnt das Publikum mit seiner charmanten Art.

Ein kleiner Trost bleibt dem deutschen Durchschnittsmann, der ob so viel italienischer Grandezza allzu leicht im Abseits steht: Um die Hüften herum ist Eros Ramazzotti ein wenig fülliger geworden, und auf den Wangen sprießen längst ein paar ergraute Bartstoppeln.