
Unzählige in aufwendiger Handarbeit ausgeblasene, mit niedlichen Osterhasen, filigranen Blüten, Schmetterlingen und vielen anderen frühlingshaften Motiven bemalte Ostereier und bunte Bänder schmücken seit einigen Tagen den Erbsenbrunnen in der Marktstraße. Der Anblick des farbenfrohen Wasserspiels zaubert vielen Passantinnen und Passanten ein Lächeln ins Gesicht. Das freut die Mitglieder des „Bürgerlichen Schützencorps von Cannstatt“, eine Abteilung des Cannstatter Volksfestvereins, die am vergangenen Samstag den steinernen Brunnen im Herzen der Altstadt zum Osterfest aufgeputzt haben.
Osterbrunnen haben eine lange Tradition. Mündliche - nicht gesicherte - Überlieferungen berichten vom ersten Osterbrunnen um das Jahr 1909 in Aufseß in der Fränkischen Schweiz. Von der Gegend um Bayreuth aus hat sich der Brauch, in der Zeit vor Ostern öffentliche Dorfbrunnen als Osterbrunnen zu schmücken, seit den 1980er Jahren auch in weiten Teilen Süd-, Mittel- und Ostdeutschlands verbreitet. Als besonders schön geltenden Osterbrunnen sind beliebte Ausflugsziele, etwa der im baden-württembergischen Schechingen, der Touristen und Busreisegruppen aus München, Dresden, Stuttgart und anderen Großstädten anlockt.
In Bad Cannstatt hatte vor vielen Jahren der Volksfestverein die Tradition des Osterbrunnens übernommen. Seit sechs Jahren, nach der Wiedergründung des „Bürgerlichen Schützencorps von Cannstatt“, hat sich dieser der ehrenvollen Aufgabe angenommen. Die Mitglieder, die aus allen Bereichen des Lebens kommen, hätten Interesse an der Historie, der Heimat- und Brauchtumspflege und der Kameradschaft, erklärt „Hauptmann“ Stephan Kahlen. Denn das „Schützen“ komme von beschützen - und das gelte auch für gute alte Traditionen wie den Osterbrunnen in Bad Cannstatt, das wegen seines Mineralwassers ohnehin eine besondere Beziehung zum Wasser habe.
Das Bürgerliche Schützencorps ist - bislang zumindest - eine reine Männerangelegenheit. Bei den Vorarbeiten für das österliche Brunnenschmücken bekommen die männlichen Mitglieder jedoch weibliche Unterstützung. „Vor allem bei den filigranen Arbeiten, wie dem Ostereier bemalen“, erklärt Stephan Kahlen. Und fürs nächste Jahr verspricht der „Hauptmann“ eine Überraschung. „,2026 werden wir den Cannstatter Osterbrunnen noch etwas anders gestaltet.“