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Bad Cannstatt & Neckarvororte

Katzenparadies im Schrebergarten

Seit über 20 Jahren füttert und versorgt Siegfried Schuster heimatlose Tiere – im Auftrag der Katzenhilfe Stuttgart. Ein Herzensprojekt voller Engagement und ein sicherer Ort für Samtpfoten

Lilly und Rocky lassen sich gerade nicht an der Futterstelle für Streunerkatzen blicken. Fotos: Eva Herschmann
Lilly und Rocky lassen sich gerade nicht an der Futterstelle für Streunerkatzen blicken. Fotos: Eva Herschmann

Die schwarze Katze Lilly und Tigerkater Rocky lassen sich nicht blicken. Die beiden Neuzugänge sind noch scheu. Das Futter, das ihnen Siegfried Schuster jeden Tag in seinem Garten in Bad Cannstatt serviert, nehmen sie aber gerne und bereitwillig an. Der 79-Jährige ist einer von mehr als 100 Ehrenamtlichen, die im Auftrag der Katzenhilfe Stuttgart an rund 35 Futterstellen im Stadtgebiet und in zwei Katzengärten gut 350 heimatlose und zumeist auch recht wilde Samtpfoten betreuen.

Elke Reder, die stellvertretende Vorsitzende der Katzenhilfe Stuttgart, ist mit einer Tüte voll Futter in den vereinseigenen Garten nach Cannstatt gekommen. Die Kosten für das Essen der Streunerkatzen sowie für deren medizinische Betreuung trägt der Verein. Versorgt werden sie von Tierfreunden wie Siegfried Schuster, der schon seit mehr als zwei Jahrzehnten ein Herz für Katzen hat und die Essenslieferung für seine zwei Vierbeiner schon erwartet hat.

Katzenfreundin vermacht dem Verein das Stückle

Der rund sechs Ar große Schrebergarten unweit des noblen Wohngebiets Im Geiger, habe früher seiner Nachbarin gehört, die dort auch schon immer viele Katzen gefüttert habe, erzählt Schuster. Nach deren Tod hat er diese Aufgabe übernommen. Denn die Katzenliebhaberin hat ihr Stückle per Testament der Katzenhilfe Stuttgart vermacht, und der Verein den Garten an den früheren Bäcker verpachtet, der sich seit vielen Jahren mit großem Engagement und Herzblut um Katzen wie Lilly und Rocky kümmert.

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Die beiden noch jungen Samtpfoten wurden in Stuttgart-Freiberg eingesammelt. Anwohner, erzählt Miriam von Schwerin, die Vorsitzende der Katzenhilfe, hätten sie auf die Miezen aufmerksam gemacht. Nach einer mehrere Tage dauernden Einfangaktion wurden die Katze und der Kater zunächst beim Tierarzt auf Krankheiten gecheckt und, da beide rund ein Jahr alt sind, auch gleich kastriert. Dann kamen sie in die Obhut von Siegfried Schuster in den dicht bewachsenen Garten in Cannstatt, in dem es einen Katzenturm und eine geräumige Hütte mit Dachboden, Katzenklappe und Katzenleitern gibt.

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Die ersten Wochen wurden die beiden zunächst eingewöhnt.„Wenn wir sie nicht eine Weile einsperren würden, würden sie vermutlich wieder versuchen, an den alten Platz, in dem Fall nach Freiberg, zurückzukehren“, sagt die Vorsitzende. Zumal die schwarze Lilly dort wohl mal ein Zuhause hatte.„So viel uns erzählt wurde, ist ihre Besitzerin gestorben, und die Kleine saẞ immer auf der Wiese vor dem Haus“, so Miriam von Schwerin. Zum Glück hat sie, ebenso wie ihr tierischer Kumpel Rocky, nun eine neue dauerhafte Heimat gefunden. In dem Schrebergarten in Cannstatt können die beiden bis an ihr Lebensende bleiben.

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Hier wartet stets ein voller Futternapf auf die Samtpfoten

Längst sind die beiden verwilderten Katzen mit ihrer neuen Umgebung vertraut. Sie haben verstanden, dass in dem idyllischen Garten stets ein voller Futternapf auf sie wartet - und jemand, der sie liebevoll umsorgt. Also dürfen Lilly und Rocky ihr Umfeld auf eigenen Pfoten erkunden, was die beiden bei schönem Frühlingswetter ausgiebig nutzen. Nur zum Fressen und Schlafen kommen sie in den Katzengarten zurück. „Abends sind sie immer da“, sagt Siegfried Schuster mit einem zufriedenen Lächeln.

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Zurzeit betreuen die fast 100 freiwilligen Helferinnen und Helfer der Katzenhilfe, von denen viele, aber nicht alle Vereinsmitglieder sind, ungefähr 350 Katzen. Die Zahl der Tiere variiere allerdings stark, berichtet Miriam von Schwerin. „Es gibt ständig Neuzugänge, aber natürlich auch Sterbefälle“ Auch Siegfried Schuster hat schon einige Gräber für „seine“ Katzen im Garten ausheben müssen. „Oben neben dem Eingang liegt der schwarz-weiße Felix, er war ganz zahm und hat immer vorne am Tor auf mich gewartet“, erzählt der 79-Jährige. Im unteren Teil des Gartens haben Peterle und Pauli ihre letzte Ruhe gefunden, die unter der Obhut der Katzenhilfe und Siegfried Schuster viele Jahre lang ein freies und doch geschütztes Katzenleben hatten.

Anders als in dem zweiten Katzengarten auf den Fildern, den die Katzenhilfe gepachtet hat, und in dem sich derzeit viele Samtpfoten tummeln, leben Lilly und Rocky gerade alleine in Cannstatt. Doch bis zu zehn Streuner hat Schuster hier schon betreut. Und es können jederzeit wieder mehr werden. Bis dahin bekommen die beiden seine ganze Fürsorge und das reichlich vorhandene Futter. Vielleicht, so Siegfried Schuster, würden sie eines Tages ja auch so zahm wie Kater Felix.