Anzeige

Familie & Leben

Historische Hintergründe der Weihnachtsgeschichte

Jungfrau, Engel, Hirten ... Elf Fragen rund um Weihnachten werden hier kurz und knapp beantwortet.

Historische Hintergründe der Weihnachtsgeschichte

Zur Weihnachtsgeschichte gibt es immer wieder Fragen, auf die Antworten zu finden gar nicht leicht ist. Foto: angieconscious/Pixelio.de

Warum will Herodes den frisch geborenen Jesus töten? Was hat es mit den Hirten auf sich und mit Marias Jungfräulichkeit? Woher kommt der Weihnachtsbaum, und was heißt eigentlich „Jesus“? Hier gibt es die Antworten auf diese und andere Weihnachts-FAQs. 

1. Hat der Name Jesus eigentlich eine besondere Bedeutung?

Leo – der Löwe, Paul – der Kleine. Jesus -? Auch hinter diesem Namen verbirgt sich etwas. Jesus ist die griechische Version des hebräischen Namens Jeschua / Joshua. Am „J“ kann man noch den hebräischen Gottesnamen „Jahwe“ erkennen. Und damit ist man auch schon bei der Bedeutung: Der Name steht für „Jahwe/ Gott hilft/rettet.“ Zu Jesu Zeiten war das ein recht gebräuchlicher Vorname. 

2. Was hat es mit dem „Geschlecht Davids“ auf sich?

In der Bibel spielt die Frage der Abstammung eine große Rolle. Im Alten und Neuen Testament finden sich ganze Kapitel, die aufzählen, wer von wem abstammt. Wenn in der Weihnachtsgeschichte davon die Rede ist, dass Josef vom Geschlecht Davids war, dann ist damit gemeint, dass er ein Nachfahre des Königs David ist – und damit auch sein (Stief)sohn Jesus. Die Evangelisten Lukas und Matthäus zeigen in einer ausführlichen Abstammungsliste, dass Jesus’ Stammbaum bis auf diesen König zurückgeht. 

3. Was bedeutet, dass Josef sich „schätzen“ lassen soll?

Bei diesem Schätzen geht es um eine größere Volkszählung. In neueren Übersetzungen der Bibel kann man auch lesen „um sich in Steuerlisten einzutragen.“ Es geht also um eine vom römischen Imperium angeordnete Zählung der Menschen in Judäa. Tatsächlich ist so eine Zählung auch aus außerbiblischen Quellen bekannt, wird aber eigentlich auf 6/7. n. Chr. datiert. Ob der Evangelist Lukas sich da jetzt vertan hat, oder ob die außerbiblische Quelle ungenau ist – darüber streiten sich die Bibelwissenschaftler. 

4. Die Engel singen, dass Friede sein soll bei den Menschen „seines Wohlgefallens“?

Was heißt das? Tatsächlich ist das eine knifflige Frage. Lange übersetzte man diesen Vers auch „Menschen, die guten Willens sind.“ Das ist grammatikalisch möglich. Allerdings ist das griechische Wort eudokia, das eben mit Wohlgefallen, Gnade oder gutem Willen übersetzt wurde, in der Bibel immer mit Gott verbunden. Es geht darum, an wem Gott Wohlgefallen hat oder wem gegenüber er gnädig ist. Deswegen wäre es seltsam, wenn es in der Weihnachtsgeschichte anders wäre. Also: Frieden mit den Menschen, denen Gott gnädig ist. Oder wie die Genfer Übersetzung übersetzt: „und Frieden auf der Erde für die Menschen, auf denen sein Wohlgefallen ruht“. Die ersten Christen gingen dann selbstverständlich davon aus, dass alle Menschen, auch die weiter Außenstehenden, zum Glauben und zum Frieden mit Gott eingeladen sind. 

5. Warum sind die Hirten so wichtig?

Um das herauszufinden, muss man sich in die Zeit um das Jahr 0 zurückversetzen. Also: Die Hirten damals waren „Outlaws“: Sie waren nicht sesshaft und lebten von der Hand in den Mund; sie hatten nur Tiere und die Natur als Gesellschaft und galten als etwas geheimnisvoll. Die gute Botschaft von der Geburt Jesu und seiner Liebe sollte besonders zu den Menschen am Rand der Gesellschaft kommen. Darum hörten die Hirten auf den Feldern in der Nähe von Bethlehem als Erste von Jesu Geburt, noch in der Nacht. 

6. Hat es einen besonderen Grund, warum in der Weihnachtsgeschichte ausgerechnet ein Stall der Geburtsort Jesu ist?

Ein noch ärmlicheres Dach über dem Kopf für eine Niederkunft ist kaum vorstellbar – ganz gleich, ob es ein Holzstall (westeuropäische Krippentradition) oder eine als Tierunterstand dienende Felsenhöhle (Krippentradition am Mittelmeer) ist. Immer zeigt es: Gott ist in Jesus ein echter, zarter, verletzlicher Mensch geworden und ist so – im doppelten Sinn – „zur Welt gekommen“. Und das heißt: Gott wendet sich vor allen und vor allem den Armen und Leidenden zu – und das ist ein ganz wesentlicher Teil der christlichen Botschaft, die nicht nur an Weihnachten gilt. 

7. Was soll das mit der Jungfrauengeburt?

In vielen christlichen Traditionen ist damit die wortwörtliche Jungfräulichkeit Marias gemeint. Diese Unberührtheit betont Gott als Vater von Jesus und stellt seine Geburt als Wunder dar. Deutlich ist, dass die „Jungfräulichkeit“ mehr über die Bedeutung von Jesus aussagt als über die von Maria. Inzwischen haben Theologen herausgefunden: Im hebräischen Urtext der Bibel steht bei der alttestamentlichen Referenzstelle „junge Frau“. Maria war also lediglich unverheiratet. Bei der Übernahme des hebräischen Zitats in das griechische Neue Testament wurde daraus dann das theologisch stärker aufgeladene „Jungfrau“.

8. Was steckt eigentlich hinter dem Stern, dem die drei Weisen gefolgt sind?

Der biblische Stern könnte der Halleysche Komet gewesen sein oder eine besonders helle Konstellation der Planeten Jupiter und Saturn. Der Stern hat aber auch eine symbolische Dimension, weil die Geburt von Königen in der Zeit der Bibel oft mit Sternerscheinungen verbunden wurde. Vor allem bringt ein Versteil aus dem 4. Buch Mose den Stern von Bethlehem zum Leuchten: „Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Zepter aus Israel aufkommen.“ Und was bedeutet das? Dass es mit Jesu Geburt hell wurde – das Licht steht ja immer für Leben und Erkenntnis und: dass auch der östliche Teil der damals bekannten Welt sich von der Geburt Jesu faszinieren ließ. 

9. Warum ist Herodes der Feind von Jesus?

Herodes war der von Rom abhängige König in der Region. Er hatte die Aufgabe, die Macht des Kaisers Augustus in den besetzten Gebieten aufrechtzuerhalten. Als die drei Weisen angekommen waren, fragten sie, wo genau der „neugeborene König der Juden“ zu finden wäre. Davon hörte Herodes – und befürchtete einen Umsturz. Er ging davon aus, dass die jüdische Bevölkerung einen anderen Herrscher auserkoren hatte. 

10. Warum heißt Weihnachten „Weihnachten“?

In dem Begriff stecken die beiden mittelhochdeutschen Wörter „wihe“ (hochdeutsch: heilig, geweiht) und „naht (hochdeutsch: Nächte.) Es ist also die mittelhochdeutsche Form für „Heilige Nächte“. Der Plural weist darauf hin: Die Weihnachtszeit besteht aus mehreren „Nächten / Tagen“: Der weihnachtliche Vorabend am 24.12. mit der Christvesper (Vesper = Abendgottesdienst) und den beiden Weihnachtstagen am 25.12. und 26.12. Die ganze Weihnachtszeit dauert bis zum 6. Januar, dem Tag der Heiligen Drei Könige, auch Epiphanias genannt. Dann erst ist die Krippe quasi „komplett“. 

11. Was bedeutet der Weihnachtsbaum?

Den Weihnachtsbaum gibt es noch gar nicht so lange: Der Brauch ist wohl im ausgehenden Mittelalter entstanden. Dabei flossen verschiedene Traditionen zusammen, etwa die Darstellung der Geschichte von Adam und Eva – wofür man im Winter einen immergrünen Paradiesbaum brauchte. Hinzu kommt die ältere Tradition, im Winter immergrüne Zweige („Wintermaien“) im Haus aufzuhängen. Die Bedeutung ist klar: Mitten in der lebensfeindlichsten Zeit des Jahres hat man ein kraftvolles Symbol des Lebens im Haus, perfekt als Hintergrund der Geburt Jesu, der den Menschen die Verheißung ewigen Lebens gebracht hat. Redaktion