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Nachhaltige Geschäftsmodelle gefragt

Die Situation wird fast bizarr: Schwaches Wirtschaftswachstum auf der einen und neue Höchstständen im DAX auf der anderen Seite. Professionelle Vermögensverwaltung steht da vor Herausforderungen. Digitale Tools und nachhaltige Strategien bieten sich als Alternativen.

Foto:m.mphoto-stock.adobe.com/
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Die Herausforderungen könnten kaum größer sein: Während die deutsche Wirtschaft stagniert und teils sogar schrumpft, überrascht der DAX hingegen mit Rekordständen von bis zu knapp 20.000 Punkten. Diese Diskrepanz zwischen schwächelnder Konjunktur und starkem Aktienmarkt verlangt moderne Ansätze in der Vermögensverwaltung und hat weitreichende Auswirkungen auf die Anlagestrategien privater und institutioneller Investoren.

Ein schwieriges wirtschaftliches Umfeld

Quartal wieder einen Rückgang. Für 2024 wird nach Angaben des Statistischen Bundesamts insgesamt ein Rückgang des BIP um 0,2 Prozent prognostiziert, während die Arbeitslosenquote steigt und die Investitionen stagnieren. Gründe sind hohe Energiekosten, die Nachwirkungen der Pandemie sowie der zunehmende globale Wettbewerb, in erster Linie aus China.

Unternehmen aus der Region

In der Eurozone ein ähnliches Bild: Obwohl das BIP leicht wächst, bleibt die Wirtschaft insgesamt verhalten. Die Europäische Zentralbank (EZB) hält an ihrem Ziel einer Inflation von um die zwei Prozent fest, plant jedoch kurzfristig keine Zinssenkungen. Auch die globalen Aussichten sind gemischt: Die USA verzeichnen ein langsameres Wachstum, während China mit strukturellen Problemen kämpft.

- 0,2
Prozent: Laut Prognose der Bundesregierung wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2024 um den oben genannten Wert gegenüber dem Vorjahr sinken.

Die Lage in Europa scheint sich moderat zu stabilisieren, was deutschen Anlegern die Aussicht auf langfristige Sicherheit gibt, wenn auch das Wachstumspotenzial nur begrenzt sein könnte, wie es aus Branchenkreisen heißt. Angesichts dieser Rahmenbedingungen zeigt der DAX eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit. Der deutsche Leitindex hat in den vergangenen Wochen einen Höchststand nach dem anderen erreicht. Trotz der wirtschaftlichen Schwäche und hohen Energiepreise, die viele Unternehmen, vor allem in Schlüsselbranchen wie Chemie oder Maschinenbau massiv belasten.

Zu den wichtigsten Faktoren für diese positive DAX-Entwicklung gehören das robuste Exportgeschäft und die gestiegene Nachfrage nach deutschen Industriegütern, vor allem aus den USA und Asien. Die Schwäche des Euro gegenüber dem Dollar unterstützt die Exporte deutscher Unternehmen zusätzlich und stärkt deren Wettbewerbsfähigkeit. Gleichzeitig bleibt der DAX durch eine breite Diversifikation relativ stabil: Unternehmen aus verschiedenen Branchen tragen zu der Robustheit bei, und die Verunsicherung durch geopolitische Spannungen (Stichworte Nahost-Konflikt und Ukraine-Krieg) sowie hohe Energiepreise hat nicht zu einem massiven Einbruch geführt.

Digitalisierung erlebt Aufschwung

Vor dem Hintergrund dieser Unsicherheiten erlebt zurzeit die Digitalisierung im Wealth Management einen Aufschwung, wie Experten beobachten. Die Nachfrage nach personalisierten digitalen Lösungen wächst, da Anleger nach flexiblen, kosteneffizienten und datengetriebenen Beratungsmöglichkeiten suchen.

Digitale Plattformen bieten automatisierte Beratungsdienste, die durch künstliche Intelligenz und sogenannte Robo-Advisors unterstützt werden, und ermöglichen die sofortige Anpassung an Marktveränderungen. Nicht zuletzt sind hybride Beratungsmodelle, die digitale Tools mit persönlicher Beratung verbinden, weiter auf dem Vormarsch.

In der Vermögensverwaltung spielt die Personalisierung eine zunehmend wichtige Rolle. Durch den Einsatz von Daten und Algorithmen können Anlagestrategien präzise auf die individuellen Risikoprofile und Ziele der Kunden zugeschnitten werden. So gelingt es Vermögensverwaltern, maßgeschneiderte Portfolios zu erstellen, die sowohl kurzfristige Sicherheit als auch langfristige Wachstumschancen bieten. Die Einhaltung strenger gesetzlicher Vorgaben und der Schutz sensibler Kundendaten sind dabei wesentliche Herausforderungen.

ESG-Investments: Nachhaltigkeit als Anlagekriterium

Neben der Digitalisierung setzt sich ein weiterer Trend fort: Die Nachfrage nach nachhaltigen Investments wächst. Vermögensverwalter sehen sich vermehrt mit der Erwartung konfrontiert, ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) in die Strategien zu integrieren. Anleger, die nachhaltig investieren, erwarten von Vermögensverwaltern, dass sie ESG-konforme Produkte anbieten und so zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks beitragen.

Diese Umorientierung zu mehr Nachhaltigkeit zeigt sich auch in der Auswahl der Vermögenswerte. Viele Investoren setzen auf Fonds und Anleihen, die in erneuerbare Energien, umweltfreundliche Technologieunternehmen oder sozial verantwortungsvolle Projekte investieren. Große Vermögensverwalter bieten mittlerweile ESG-Fonds und ähnliche Produkte an, die ethische und ökologische Werte mit finanziellen Renditeerwartungen vereinen. ESG-konforme Investments bieten in Krisenzeiten oft eine stabile Alternative, da Unternehmen mit nachhaltigen Geschäftsmodellen langfristig widerstandsfähiger gegen wirtschaftliche Schocks sind.

Alternative Anlageklassen: Immobilien, Private Equity und mehr

In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten suchen Anleger zunehmend nach Alternativen zu volatilen Aktienmärkten. Immobilien, Private Equity und Infrastrukturprojekte bieten immer noch stabile Renditen. Die Alternativen sind in Deutschland beliebt, die Nachfrage nach Immobilien als Anlageform ist unverändert hoch, wobei institutionelle Investoren ebenso wie private Anleger in Immobilienfonds und REITS (Real Estate Investment Trusts) investieren. Private Equity und Infrastrukturprojekte ermöglichen Investitionen in Unternehmen oder Projekte, die nicht börsennotiert sind. Diese Anlageformen bieten einerseits Stabilität und andererseits eine höhere Rendite als die Standard-Anleiheklassen. Viele Vermögensverwalter erweitern daher ihre Angebote um solche Investments, die eine attraktive Ergänzung zu traditionellen Anlageklassen darstellen.

Deutsche Anleger setzen auf Internationalisierung

Die wirtschaftlichen Unsicherheiten in Deutschland haben dazu geführt, dass viele Anleger auf ausländische Märkte setzen. Die USA und die Schweiz zählen zu den beliebtesten Investitionszielen, da sie als stabilere Alternativen gelten. Die Risiken des deutschen Marktes, insbesondere in energieintensiven Branchen, sind für viele Investoren ein Anlass, ihr Kapital ins Ausland zu verlagern und damit auf stabilere Regionen zu setzen.
red


Wichtige Abkürzungen

DAX Deutscher Aktien-Index - er misst die Wertentwicklung der 40 größten und liquidesten Unternehmen des Aktienmarktes.

NYSE New York Stock Exchange - die größte Wertpapierbörse der Welt.

Nikkei Abgekürzt für Nikkei Heikin Kabuka (etwa: Nikkei-Aktienpreis-Durchschnitt).

FTSE 100 Index Financial Times Stock Exchange Index - der wichtigste britische Aktienindex.

NASDAQ Akronym für National Association of Securities Dealers Automated Quotations.