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Beruf&Karriere

Wie Schulfächer bei der Berufswahl helfen können

Was nur werden? Diese Frage dürften sich viele künftige Schulabsolventinnen und -absolventen stellen. Ein Blick auf die Lieblingsfächer in der Schule kann helfen.

Wie Schulfächer bei der Berufswahl helfen können

Chemie als Lieblingsfach? Wer nicht weiß, welche Ausbildung es werden soll, kann sich auch an den Interessen in der Schule orientieren. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-tmn

Mit guten Deutschnoten Journalismus studieren oder das Interesse an Genetik für ein Biologiestudium nutzen? Hat man Fächer oder Themen, für die man sich schon in der Schule interessiert, kann das die Berufsorientierung erleichtern.

Dafür sollte man sich zunächst fragen: „Was genau finde ich an diesem Fach so interessant?“, rät Petra Wegenast, Beraterin bei der Agentur für Arbeit Freiburg, in einem Beitrag auf „abi.de“. „Das können zum Beispiel bestimmte Teilbereiche sein, die Art zu denken oder dass klare Strukturen herrschen.“

Ist das Lieblingsfach Mathe, begeistert vielleicht die Suche nach Anwendungsmöglichkeiten für den Alltag besonders. Dann könnte womöglich ein ingenieurwissenschaftliches Studium interessant sein. Wen im Fach Wirtschaft vor allem der Umgang mit Gesetzen reizt, könnte ein Studium der Rechtswissenschaften in Betracht ziehen.

Fächerinhalte und Ausbildung nicht gleichsetzen

Studien- oder Berufsfelder, die infrage kommen könnten, lohnt es sich dann genauer anzusehen - und zu recherchieren, ob die als spannend empfundenen Themen dort tatsächlich vorkommen.

Fächerinhalte in der Schule und im Ausbildungs- oder Studienalltag sollte man allerdings nicht unbedingt gleichsetzen. Mathematik in der Schule ist etwa nur bedingt mit der Mathematik im Mathestudium vergleichbar. Was an der Hochschule gebraucht wird, bekommen Studierende oft im Grundstudium gelehrt. Wichtig seien aber Interesse und Neugier für das Fach, rät Wegenast in dem Beitrag

Übrigens: Den Wunschberuf als alleiniges Kriterium für die Kurswahl in der Oberstufe heranzuziehen, ist hingegen nicht immer eine gute Idee. Zum einen kann sich dieser noch ändern. Zum anderen sind rund 40 Prozent aller Studiengänge zulassungsbeschränkt, erfordern also einen bestimmten Notendurchschnitt. Bei der Wahl von Leistungskursen kann es daher sinnvoll sein, sich die Fächer auszusuchen, an denen man zwar Interesse hat, aber auch die meisten Punkte erzielen kann, so Wegenast. dpa


Ausbildung in Teilzeit?

Kinderbetreuung, gute Gründe für eine Teilzeit-Ausbildung. Sport oder Pflege: Es gibt viele Doch wie lässt sich diese umsetzen?

Statt drei Jahre Ausbildung vier oder sogar viereinhalb Jahre lernen, dafür aber mehr Freizeit. Den Zwang zur 40-Stunden-Woche in der Ausbildung gibt es nicht mehr. Wer mehr Freiraum braucht, kriegt ihn, sofern der Chef einverstanden ist.

Eine gute Möglichkeit zum Beispiel für alle, die nebenbei ihre Deutschkenntnisse noch verbessern müssen oder mehr Zeit zum Lernen des Schulstoffs benötigen. IHK-Ausbildungsberater Jakob Schmachtel gibt einen Überblick über das Modell Teilzeitausbildung.

Wer darf eine Teilzeit-Ausbildung machen und wie finde ich einen Ausbildungsplatz?

Jakob Schmachtel:
Seit 2020 darf jeder, der möchte, eine Teilzeit-Ausbildung machen. Der besondere Grund, der bis dahin vorliegen musste, wie etwa Pflegetätigkeit, Leistungssport oder Kindererziehung, fällt seitdem weg.

Stellen mit reduzierter Stundenzahl werden aber so gut wie gar nicht ausgeschrieben. Deshalb gibt es nur eine Möglichkeit: nachfragen. Entweder vor der Bewerbung, im Anschreiben oder im Bewerbungsgespräch. Grundsätzlich sind Bewerber in einer guten Position. Wegen des Azubi-Mangels können sich Unternehmen heute oft deutlich mehr Modelle vorstellen, als in eine Stellenausschreibung passt - es lohnt sich, die Wünsche anzusprechen.

Kann ich mich während der Vollzeit-Ausbildung entscheiden, Stunden zu reduzieren?

Schmachtel: Eine Ausbildung in Teilzeit ist eine Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Sind sie sich einig, können die Stunden reduziert werden. Allerdings nur im gegenseitigen Einvernehmen. Ein Recht auf Teilzeit gibt es nicht.

Leider lässt sich nicht alles auf Teilzeit reduzieren: Es gibt fast keine Angebote in den Berufsschulen. Das sollten Bewerber wissen. So hören sie entweder Themen doppelt oder sind, wenn sie die schulische Ausbildung schon vor Ende der praktischen Ausbildung absolviert haben, bei der Prüfung eine Weile raus aus dem Stoff. Einfach einen halben Tag in die Schule gehen - das geht leider nicht.

Welche Kompromisse muss ich mit einer Teilzeitausbildung eingehen?

Schmachtel: Am Ende sollen Voll- und Teilzeit-Lehrlinge gleich gut ausgebildet sein. Die Ausbildungszeit verlängert sich also mit reduzierter Stundenzahl. Wer statt 40 Stunden 30 arbeitet, der muss ein Jahr länger in die Lehre gehen. Theoretisch können die Stunden noch weiter reduziert werden. Insgesamt darf die Ausbildung laut dem Gesetzgeber allerdings nicht länger als das 1,5-fache der Zeit der Vollzeit-Ausbildung dauern.

Die Vergütung kann gekürzt werden, muss aber nicht. Festgelegt ist aber, dass sie jährlich steigen muss. Wer länger in Ausbildung ist, kriegt also öfter Lohnerhöhungen. Am Urlaubsanspruch ändert sich im Normalfall nichts. So wie bei einer Vollzeit-Ausbildung haben Azubis unter Umständen auch Anspruch auf staatliche Unterstützung wie Ausbildungsbeihilfe. dpa


Mehr BO in Lehrplänen

Die Wirtschaft lechzt nach qualifizierten Arbeitskräften, doch rund ein Viertel bricht die Ausbildung oder das Studium ab.

Zur Bekämpfung des Fachkräftemangels fordert der Aktionsrat Bildung, Berufsorientierung konsequent im Bildungssystem zu etablieren. „Die Studien- und Berufsorientierung muss frühzeitig, altersgerecht und fächerübergreifend erfolgen und flächendeckend im Lehrplan verankert werden“, fasste der Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, Wolfram Hatz, das Kernergebnis des diesjährigen Gutachtens zusammen. 

Zwar sei die freie Berufswahl im Grundgesetz garantiert, sagte Gutachten-Autorin Bettina Hannover. Doch sei die Berufswahl in Wirklichkeit oftmals keine freie Entscheidung: Studien zeigten, dass schon Kindergartenkinder bestimmte Berufsgruppen aufgrund von Geschlechterstereotypen für sich ausschlössen. Schülerinnen und Schüler müssten befähigt werden, die Berufswahl selbstbestimmt und kompetent zu treffen. Nur so lasse sich die Abbrecherquote senken. 

Schulen sollten Berufsorientierung auf jeden Fall frühzeitig, breit und flächendeckend im Unterricht verankern. Dazu sollte eine für die Förderung der beruflichen Souveränität zuständige Fachkraft ernannt werden. Und nicht zuletzt benötige es modularisierte, standardisierte Weiterbildungsmöglichkeiten und lebensbegleitende Beratungsangebote. dpa