Barrierefreiheit bedeutet Sicherheit und Selbstständigkeit - das gilt immer mehr Menschen. Derzeit gelten über sieben Millionen Menschen in Deutschland, also fast zehn Prozent der Bevölkerung, als schwerbehindert. Aber auch der restliche Teil gilt zeitweilig als eingeschränkt bewegungsfähig: Eltern mit Kinderwagen, mit dem Einkaufsroller oder nach einem Unfall.
Spätestens mit dem Blick aufs Altwerden stellen sich alle die Frage: Wie kann ich mein Zuhause möglichst barrierefrei gestalten? Der Verband Fenster Fassade (VFF) rät: „Fenster und Türen sind essenziell, um ein Gebäude zugänglich und komfortabel zu machen. Eine gute Planung hilft, unnötige Hürden zu vermeiden und erhöht die Lebensqualität“, so Frank Lange, Geschäftsführer des VFF.
Stolperfallen an Türen entschärfen
Wer mit dem Rollstuhl, Rollator oder einem Kindergarten das Zuhause betreten möchte, für den kann schon die Türschwelle ein Hindernis darstellen. Ist die Schwelle zu hoch, lässt sie sich nur mühsam überfahren. Für Menschen, die nicht trittsicher sind, wird die Türschwelle mitunter auch zur gefährlichen Stolperfalle.
Doch wie werden die Stolperfallen am besten entschärft? „Hier kommt es auf den Einzelfall an. Mit welchen baulichen Maßnahmen die Wohnung barrierefrei wird, ist vertraglich zwischen Kunden und dem ausführenden Unternehmen zu vereinbaren“, erklärt Branchenexperte Lange. Darauf gilt es zu achten: Türen sollten idealerweise mit niveaugleichen Übergängen eingebaut werden. Sind Türanschläge oder Schwellen unvermeidbar, sollte die Höhe der Schwelle maximal einen Zentimeter betragen. In diesem Fall ist es wichtig, dass Hindernisse leicht überrollbar sind und keine Stolperfalle mehr darstellen. Das erreicht man, indem Schwellen und Türanschläge abgeschrägt oder sanft abgerundet werden.
Fallen Schwellen oder Absätze an Außentüren weg, kann möglicherweise Schlagregen über die Schwelle nach innen gelangen. Aber hier lässt sich leicht konstruktiv vorbeugen. Das können beispielsweise Vordächer, Entwässerungsrinnen, niveaugleiche Sonderschwellen mit integrierter Entwässerung und Abdichtung oder feuchteresistente Innenböden sein.
Wie werden Fenster barrierefrei?
„Wer Türen und Fenstertüren barrierefrei und niveaugleich gestalten möchte, sollte sich unbedingt an einen Fachbetrieb oder einen spezialisierten Planer wenden“, empfiehlt Frank Lange. „Sie können in jedem Einzelfall beraten und individuelle Lösungen entwickeln, die Barrierefreiheit und Schutz vor Feuchtigkeit optimal miteinander verbinden.“
Wenn die Körperkraft nachlässt oder man im Rollstuhl sitzt, wird die Bedienung der Fenster zum Kraftakt. Das gilt umso mehr, je höher und größer ein Fenster oder eine Tür ist. Ein typisches Beispiel sind gläserne Terrassentüren, die sich„auf Kipp“ stellen lassen. Aus dem Rollstuhl heraus lässt sich eine solche gekippte Tür gar nicht oder nur mit großem Kraftaufwand wieder schließen. Sie gelten daher auch nur bedingt als „barrierefrei“.
Soll die Wohnung barrierefrei werden, dürfen also die Fenster nicht vergessen werden. Erste Maßnahme ist, die Fenstergriffe möglichst unten am Rahmen anzubringen, damit man sie auch aus dem Sitzen bequem erreichen kann.
Motorkraft schafft Barrieren ab
Doch wie lassen sich Fenster gestalten, damit sie auch mit geringer Kraft zu bedienen sind? „Halbes Fenster, halbe Kraft“, erklärt Lange. „Es bietet sich daher eine Aufteilung der Fensterfläche in zwei Flügel an. Kleinere Fensterflügel sind leichter und lassen sich auch mit weniger Kraft bequem öffnen.“
Eine moderne und komfortable Lösung für den Neubau und die Nachrüstung ist die Motorisierung von Fenstern und Türen durch elektrische Antriebe. Entscheidend ist dabei, dass sich die Systeme einfach und unkompliziert steuern lassen. Frank Lange rät: „In vielen Fällen ist die Bedienung über einen Taster ratsam. Aber es kommt auf den Einzelfall an: Nutzen die Bewohner wie selbstverständlich ein Smartphone, bietet sich die Steuerung über ein Smart-Home-System an. Mit der App lassen sich dann nämlich nicht nur Fenster und Türen steuern, sondern auch andere Wohnungseinrichtungen für ein barrierefreies Leben organisieren. So kann das Smart Home zum Beispiel bei einem Unfall die Rettungskräfte alarmieren oder mit einem Sicherheitssystem verbunden werden.
Planung ist das A und O
„Barrierefreies Bauen erfordert eine genaue Planung und Abstimmung zwischen den Gewerken“, betont Lange. „Vom Architekten bis zum Fensterbauer müssen alle zusammenarbeiten für das beste Ergebnis.“ Ob Neubau oder Renovierung - eine barrierefreie Gestaltung von Fenstern und Türen lohnt sich für alle Altersgruppen. Mehr Informationen bietet das ift Rosenheim auf seiner Website oder der Leitfaden zur Montage von Fenstern und Haustüren der Gütegemeinschaft Fenster, Fassaden und Haustüren.
Siesta sollte nicht länger als 30 Minuten dauern
Guter Schlaf ist einer der wichtigesten Faktoren für die Gesundheit. Übertreiben sollte man es aber auch als Senior nicht.
Na, gut geschlafen diese Nacht? „Nein“, antworten da viele ältere Menschen und halten das für ganz normal. Schließlich schläft man im Alter halt schlechter, oder?„Das ist ein weit verbreiteter Irrtum“, sagt der Neurologe Professor Peter Young. Er ist Vorstandsvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM).
Wie viel Schlaf ein Mensch braucht, ist individuell verschieden und genetisch festgelegt. Die einen brauchen fünf, andere zehn Stunden. „Dieser Bedarf verändert sich im Alter nicht zwangsläufig“, betont Young. Eine mögliche Ursache für geringe Schlafqualität sind zum Beispiel Erkrankungen. „Wer häufig nachts aufstehen und Wasser lassen muss, empfindet nur selten seinen Schlaf als erholsam“, sagt Hans Christian Blum. Er ist leitender Arzt der Somnolab-Privatklinik für Schlafmedizin.
Das verleitet Betroffene häufig dazu, ein Schlafmittel zunehmen.„Damit ist aber die Ursache der Schlafstörung nicht aus der Welt“, betont Young. Nach seinen Angaben gibt es 80 verschiedene Schlafstörungen, die alle gut therapierbar sind.
Wer länger als vier Wochen schlecht schläft und sich morgens nicht erholt fühlt, sollte seinen Hausarzt aufsuchen. Er überweist den Patienten gegebenenfalls an einen Schlafmediziner. Um zu einer genauen Diagnose zu kommen, lässt der Arzt den Patienten von seinen Gewohnheiten erzählen. So können etwa psychosoziale Faktoren die Nachtruhe beeinträchtigen. „Vielen Älteren fehlt nach dem Eintritt in die Rentenphase eine Tagesstruktur“, erklärt Roland Popp. Er ist Wissenschaftler am Universitären Schlafmedizinischen Zentrum des Bezirksklinikums Regensburg.
Überlegen, den Mittagsschlaf wegzulassen
Hinzu kommen geringere soziale und körperliche Aktivitäten. Das kann den Schlaf-Wach-Rhythmus beeinträchtigen. Zudem neigen viele Ältere dazu, sich weniger im Freien aufzuhalten. „Das Tageslicht ist aber einer der wichtigsten Faktoren, um den Tag-Nacht-Rhythmus zu erhalten“, so Popp. Wer sich weniger im Freien aufhält, kann eine Lichttherapie bei einem Facharzt in Erwägung ziehen. „Diejenigen, die nachts nicht ausreichend zur Ruhe kommen, sollten in jedem Fall den Mittagsschlaf weglassen“, so Blum weiter. Hält jemand die Siesta für unverzichtbar, aus welchen Gründen auch immer, dann sollte sie nicht länger als etwa 20 bis 30 Minuten dauern.
Ein weiteres Problem: Viele ältere Menschen gehen tendenziell früh am Abend ins Bett, mitunter sogar gegen 20 Uhr. „Dann müssen sie sich aber auch nicht wundern, wenn sie morgens um drei oder vier Uhr wach werden und nicht mehr einschlafen können“, erklärt Young. Denn zu dem Zeitpunkt sei das Schlafpensum oft schon erfüllt. In einem solchen Fall kann es helfen, wenn Ältere ihre Gewohnheiten ändern und später ins Bett gehen - „und zwar dann, wenn sie auch wirklich müde sind“, sagt Blum.
Damit das Einschlafen gelingt, sollte das Schlafzimmer dunkel und die Umgebung ruhig sein. „Wer schnell durch Lärm etwa von der Straße oder durch andere akustische Reize wach wird, sollte nachts Ohrstöpsel tragen“, rät Popp. Auch regelmäßige Zubettgeh- und Aufstehzeiten fördern einen gesunden Schlaf selbst dann, wenn man nicht mehr jeden Tag zur Arbeit geht. Generell gilt aber: „Bitte etwas mehr Gelassenheit“, sagt Blum. Es sei völlig normal, dass man mal besser und mal schlechter schläft. Immer schlecht zu schlafen, ist aber auch im Alter nicht normal. dpa