Von Petra Mostbacher-Dix
Der Preis gilt als Ritterschlag für Bauherren und Architekten und präsentiert sowohl das Potenzial der Branche als auch die Visionen der Kreativen im Großraum Stuttgart, den Regionen Heilbronn-Franken, Neckar-Alb, Ostwürttemberg sowie Nordschwarzwald. Doch was macht die Projekte so besonders, die Persönlichkeiten und Unternehmen dahinter zu Vorbildern der Branche für innovatives Bauen? Das zeigt ein Blick auf die Preisträgerinnen und Preisträger seit 2007. Zu viele, um sie aufzuzählen! Beispielhaft soll daher auf die Gewinner des Jahres 2023 eingegangen werden.
Da ging der Preis in der Kategorie „Quartier/Quartiersentwicklung“ an das „Plusenergie-Quartier P18“. Das Holzhausquartier in Stuttgart-Bad Cannstatt, das zu den größten seiner Art in Deutschland zählt, konzipierten die Architekten Werner Sobek und Max Mannschreck für die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft mbH(SWSG). Auf Basis der Sobek'schen Aktivhaus-Module entstand für das Personal des Klinikums Bad Cannstatt ein Meilenstein des nachhaltigen und seriellen Bauens.
Auch in Holzbauweise schufen in Calw die Architekten von and OFFICE für die Hoffnungsträger Stiftung bezahlbares, nachhaltiges, flexibles und hochwertiges Wohnen - und wurden dafür in der Kategorie „Wohnen“ ausgezeichnet. Die Jury würdigte neben dem klimaschonenden, kreislauffähigen und energieeffizienten Konzept die Campus-Lösung mit Spielplatz und Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche sowie einer frei nutzbaren Werkstatt zum Reparieren und Kreieren.
Mit ressourcenschonenden Baustoffen, etwa CO2-reduziertem Beton und zu 70 Prozent recyceltem Aluminium, energieeffizienten Technologien wie Wärmepumpe und Photovoltaik samt Batterie-Puffer-Speicher sowie digitalen Bauprozessen wurde das sechsgeschossige Innovation Center auf dem ZÜBLIN-Campus in Stuttgart errichtet. Es gewann in der Kategorie „Büro“. Mit MHM-architects aus Wien realisierten STRABAG Real Estate, ZÜBLIN-Direktion Stuttgart und die Zentrale Technik den Neubau - von der Planung über den Bau bis hin zum Betrieb. „Im gesamten Gebäude wurden „Cradle to Cradle“-zertifizierte Teppichfliesen verlegt, die komplett aus recyceltem Material bestehen und vollständig wiederverwertbar sind“, so die Bauherren.
Nachhaltig ist auch Bauen im Bestand: So verwandelten die Macher des Architekturbüros Goldbeck für ein Ludwigsburger Gesundheitsunternehmen eine Lagerhalle, angedockt an einen Neubau, mit externen Architektur- und Planungsbüros in eine moderne Produktionsstätte mit „Herzzone“. Letzteres ist ein einladender Loungebereich mit Kiosk mitten in der revitalisierten Halle. Bauzeit? Nur 14 Monate. Lohn? ImmobilienAward in der Kategorie „Gewerbe/Logistik“.
„Sondernutzung Gewerbeimmobilien“ ging wiederum an das Motorworld Village Metzingen als Eventlocation. Das Team aus Bauherr Motorworld Consulting GmbH & Co. KG und Architekturbüro Klarmann, Reusch, Rottmeier konnten mit ihrer Kombination aus konsequentem Bestandserhalt eines denkmalgeschützten Industrieareals, hochmoderner Technik und atmosphärischer Illumination punkten.
Für ihr Konzept in Sachen „Mischnutzung“ trugen die Objektgesellschaft Design Tower Stuttgart mbH und die Architekten der Bülow AG die Auszeichnung nach Hause für den Porsche Design Tower Stuttgart. Das Hochhaus mit 90 Meter Höhe gehört der Tower zu den höchsten der Stadt - beherbergt ein Restaurant im zehnten Obergeschoss, darunter Büroflächen und darüber in den oberen Stockwerken ein Hotel nebst zwei Techniketagen.
Ganz der Natur verpflichtet ist indes der Waldkindergarten Kokon in Heidenheim. Der Verein Ugental und die Merz Objektbau GmbH & Co. KG wurden dafür honoriert mit dem ImmobilienAward„Sondernutzung Sozialimmobilie“. Hatten die Kleinen zuvor einen Bauwagen als Schutz vor Wetterkapriolen, können sie es sich nun in einem barrierefreien Kokon aus Lärchenholz gemütlich machen. Ein Multifunktionsraum mit warmer, wohliger Atmosphäre, der die räumliche Wahrnehmung anregt und das Miteinander fördert. Vielseitig nutzbar kann er mit wenigen Handgriffen leicht umgewandelt werden. Dabei verschmelzen Innen- und Außenräume: Große Fensterflächen geben den Blick in die Natur frei.
JETZT BEWERBEN!
Wer sich um den ImmobilienAward Metropolregion Stuttgart 2025 bewerben will, schickt seine Unterlagen an award@iwsstuttgart.de. Bewerbungsschluss ist Mittwoch, 28. Mai 2025, um 12 Uhr. Teilnehmen können alle privaten und öffentlichen Bauherren, Entwickler, Architekten und Investoren. Voraussetzung: Der Teilnehmer hat sich mit seinen Projektpartnern abgestimmt, der Eigentümer hat die Teilnahme am ImmobilienAward genehmigt. Die feierliche Preisverleihung findet am 6. November 2025 in der Alten Reithalle in Stuttgart statt. peix
Bürogebäude als Lebensraum
Die Evolution der Arbeitswelt beeinflusst den Markt der Büroimmobilien.
Von Petra Mostbacher-Dix
Was ist mit Homeoffice? 68 Prozent der deutschen Top-Entscheidenden dächten laut KMPG-Studien, dass ihre Angestellten in den nächsten drei Jahren wieder Vollzeit ins Büro zurückkehrten, international 64 Prozent. „Nur jeder vierte kann sich weiterhin hybride Arbeitsmodelle vorstellen, nur drei Prozent glauben dauerhaft und ausschließlich an das Homeoffice“, so eine Studie des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG.
Viele CEOs wollten Homeoffice abschaffen, weil dies Produktivität und Innovationskraft beeinträchtige. Laut Studien sei dem nicht so, Innovationsprozesse würden nur marginal beeinflusst. „Homeoffice ist keine rein individuelle oder organisationsbezogene Entscheidung, sondern eine Teamentscheidung, die nach Kriterien wie Austausch, Interdependenz, Komplexität, Kreativität und Lernen am Modell getroffen wird“, heißt es bei KPMG. Führungskräfte seien also vermehrt herausgefordert, remote agierende Teams effektiv zu leiten und zu inspirieren. „Die Zukunft der Arbeit sollte als hybrides Modell betrachtet werden.“ Es biete viele Vorteile für das psychische Wohlbefinden und die notwendige Flexibilität, etwa bei der Betreuung von Kindern oder älteren Angehörigen. Das Hauptproblem: leer stehende Büroflächen, im Zweifel bereits teuer umgebaut. Rund 50 Prozent der Büroflächen in Deutschland waren 2024 ungenutzt. So ergäben sich für Unternehmen zwei Fragen: „Wie viel Bürofläche wird zukünftig benötigt? Wie sollte sie gestaltet sein, damit Mitarbeitende gerne und häufig ins Büro zurückkehren?“
Das unterstreicht die Studie „Future Office“ des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO im Auftrag von MOMENI Gruppe und Union Investment. Der Trend gehe zu „Flight to Quality“, zu nachhaltigem Design, attraktiver Architektur und Innenstadtlagen: „Attraktiver Standort schlägt Arbeitgeberloyalität urbane Qualität ist entscheidend“, also die Nähe zu öffentlichen Verkehrsmitteln, Freizeit- und Dienstleistungsangeboten, Gastronomie und Läden,
Und die KI? Künstliche Intelligenz könne Effizienzen steigern, so das IAO. Das reduziere nicht zwangsläufig den Flächenbedarf. Der Büroarbeitsplatz werde als zentraler Ort für Kommunikation und Zusammenarbeit auch in Zukunft unverzichtbar bleiben. Bei KMPG werden daher Immobilien als Plattformen bezeichnet für Technologieintegration, Arbeitsplatzgestaltung, Kollaborationsflächen, Flexibilität, Nachhaltigkeit, mit dem Mensch als Mittelpunkt.
„Eine erfolgreiche Arbeitsumgebung berücksichtigt nicht nur die physischen, sondern auch die sozialen und emotionalen Bedürfnisse der Mitarbeitenden.“ Unternehmen, auch der öffentliche Sektor, investierten vermehrt in Räume, die „Zusammenarbeit und Austausch fördern, Work-Life-Balance ermöglichen und eine innovative und produktive Arbeitskultur unterstützen“.