Einst im Jahr 1837 in Winzerhausen gegründet, zog der traditionsreiche Betrieb in den Siebziger Jahren nach Oberstenfeld. Im Jahr 2002 hat sich bei dem damaligen Generationswechsel der Holzbau vom Handel mit Holz ausgegliedert und auf eigene Beine gestellt.
Am 1. April steigt mit Sohn Leo die siebte Generation bei Holzbau Schäfer ins Unternehmen ein. Damit können die Kunden aus Oberstenfeld, dem Bottwartal und der Region weiterhin Holzbau mit höchster Qualität erwarten - natürlich mit Holzbau Schäfer.

„Dieses Mal feiern wir krumme Zahlen. Der Einstieg unseres Sohnes Leo ist doch ein schöner Anlass für einen Tag der Offenen Tür und ein großes Fest“, sagt Seniorchef Bertram Schäfer. Er und seine Frau Andrea sind beide mit Überzeugung und Leidenschaft im Unternehmen. Dabei gab es keinen Druck oder gar Zwang auf Sohn Leo, die Familien- und Unternehmenstradition fortzuführen. „Jeder kann bei uns seinen Beruf frei entscheiden. Mein Bruder hat sich bei seiner Berufswahl übrigens nicht für einen Holzberuf entschieden“, sagt Bertram Schäfer. Daher freut er sich umso mehr über den Einstieg von Sohn Leo in den Familienbetrieb.
Anders als Vater Betram hat Sohn Leo Praktikum und Ausbildung bewusst nicht im elterlichen Betrieb gemacht und schon im Jahr 2022 die Ausbildung erfolgreich beendet. Zur Zeit bereitet er sich auf seinen Meisterbrief vor und ist damit für den Einstieg bestens vorbereitet. „WIR L(I)EBEN HOLZ“ ist das Firmenmotto und das Versprechen an die Kunden. Doch auch im Handwerk der Zimmerer geht es längst modern zu. Es wird digital kalkuliert und Stücklisten errechnet. Schon heute surren Drohnen über die Kundendächer, erfassen Aufmaße und machen damit den traditionellen Beruf des Zimmerers nicht nur schneller und besserer, sondern auch sicherer.
188 Jahre Firmentradition: das bedeutet, mit der Zeit zugehen, sich auf neue Kundenanforderungen einzustellen und flexibel zu reagieren. Der Neubau von Häusern ist zurückgegangen. Heute wird mehr renoviert, um-, und ausgebaut oder Dachstühle aufgestockt. „Unsere Vielseitigkeit ist unsere Stärke und macht und krisensicher“, ist sich Seniorchef Bertram Schäfer sicher. Denn: „Wir stehen nicht nur auf zwei, sondern auf zehn Beinen.“

In dem traditionell geführten Familienunternehmen scheint es sich gut arbeiten und leben zu lassen. Wenn jemand das Unternehmen verlässt, dann meist nur aus gesundheitlichen Gründen, oder wenn er in den wohlverdienten Ruhestand geht. Zur Zeit besteht die 9-köpfige Belegschaft aus einigen langjährigen Mitarbeitern, Meister, Gesellen und Auszubildenden - eine gute Mischung aus Alt und Jung. Die Erfahrung und das Know-how wird an die Jüngeren im Team weitergegeben.
„Der Büroalltag wird häufig von der Zeit fressenden Bürokratie bestimmt“, sagen Senior und der zukünftige Juniorchef Leo unisono. Die Wartezeit auf Baugenehmigungen sind aus Sicht des Handwerks zu lang. Und weiter: „Oft warten wir ein halbes Jahr oder noch länger“, sagen. Vater und Sohn „Der Bürokratieabbau ist im Handwerk noch nicht angekommen.“ Hier könnte die Regierung ansetzen handeln und Handwerks- und Familienbetrieben wieder mehr Zeit für Kunden und ihre wesentlichen Aufgaben verschaffen, so die beiden Zimmerer.
Und noch etwas hat sich geändert: Während sich früher junge Menschen für die Ausbildung bewarben, scheint es heute eher umgekehrt zu sein. Seniorchefin Andrea geht regelmäßig auf Bewerber- und Absolventenmessen an Schulen und wirbt für ihren Holzbaubetrieb. „Das hat sich stark gewandelt“, sagt Andrea Schäfer. Doch das Thema Holz und die Arbeit damit reizt junge Menschen nach wie vor sehr. Oft verliere man sehr gute, junge ausgelernte Mitarbeiter gleich nach Ausbildungsende an die Industrie. Lebenslanges Lernen, sich beruflich durch weitere Qualifikationen abzusichern, ist schon längst Realität im Handwerk. „Laptop, Drohne und die traditionelle Kleidung des Zimmererhandwerks sind kein Widerspruch. Das Handwerk ist längst in der Zukunft angekommen.
Wie wird die Zukunft? „Ich hoffe, es wird manches besser. Auf jeden Fall wird alles digitaler“, bringt das Leo Schäfer auf den Punkt. Vielseitig, solide, qualitativ hochwertig, gut ausgebildet, motiviert und bei einem guten Betriebsklima: Holzbau Schäfer hat die Grundlagen, um die Firmentradition weiter fortzuschreiben.
Von Ingo Nicolay