Essenslieferdienste bieten älteren Menschen nicht nur eine praktische Lösung für den Alltag, sondern unterstützen auch ihre Gesundheit.
Essenslieferdienste ermöglichen älteren Menschen mehr Autonomie und helfen ihnen idealerweise dabei, sich gesund zu ernähren. Dennoch zählt bei der Auswahl nicht nur die Qualität der Speisen. In erster Linie geht es darum, sich auf den älteren oder vielleicht sogar pflegebedürftigen Menschen einzustellen. Manchmal hat man im dritten oder vierten Lebensabschnitt nochmals ganz andere Bedürfnisse, auch gesundheitsbedingt.
Mangelernährung und Gewichtsverlust im Alter müsse man vorbeugen, betont auch Professor Dorothee Volkert vom Institut für Biomedizin des Alterns an der Uni Erlangen-Nürnberg. „Die Gefahr besteht vor allem dann, wenn die Personen gebrechlich oder krank sind und sich nicht mehr richtig selbst versorgen können.“
Der ältere Körper braucht zwar eher weniger Essen. Denn es sei weniger Muskulatur vorhanden, und Senioren bewegten sich meist weniger, sagt Volkert. „Dennoch brauchen wir gleich viele Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente.“ Man müsse also noch mehr auf hochwertige, nährstoffreiche Lebensmittel achten. Diese Anforderung gilt entsprechend auch für Essenslieferdienste. Insbesondere nach einer Krankheit oder einem Krankenhausaufenthalt können sie helfen, die Versorgung sicherzustellen und ermöglichen es Senioren, länger zu Hause zu wohnen. Aber wie findet man einen Anbieter mit fairen Preisen und guter Produktqualität?
Probeessen sollte möglich sein
Informationen über Anbieter von „Essen auf Rädern“ in der Umgebung finden sich online oder bei Seniorenbüros, Wohlfahrtsverbänden, Kirchengemeinden und Pflegeberatungen, zählt Theresa Stachelscheid von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) auf. „Vertrauen Sie außerdem auf Empfehlungen von Freunden oder aus der Familie“, rät Katrin Böttner von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Die Expertinnen empfehlen ein Probeessen, das einige Anbieter auch kostenlos im Programm haben. „In erster Linie muss es ja schmecken“, sagt Ernährungsforscherin Volkert. Es sollte außerdem ein Erstgespräch geben, in dem spezielle Anforderungen, Unverträglichkeiten oder andere Wünsche besprochen werden. Interessenten sollten allerdings betonen, dass sie nur probehalber essen und noch keinen Vertrag anschließen möchten, empfiehlt Böttner. Denn ein Vertrag könne auch bereits am Telefon zustande kommen, deshalb sei es wichtig, dass keine Missverständnisse entstehen.
Abwechslungsreiches Menü
Zudem sollte man sich die Speisepläne der vergangenen Wochen zeigen lassen und prüfen, wie oft sich Speisen wiederholen. Ein Plan ist laut abwechslungsreich, Böttner, wenn sich in vier Wochen kein Gericht wiederholt. Ebenfalls wichtig: Gibt es ausreichend oft vegetarische Angebote und frisches Obst? Wie viele Menüs gibt es zur Auswahl?
Orientierung gibt auch eine Zertifizierung der DGE. Deren Qualitätsstandard legt unter anderem fest, welche Lebensmittel wie häufig im Angebot sein sollten, damit das Essen nicht nur schmeckt, sondern auch die Gesundheit fördert.
Laut DGE sind derzeit sechs Einrichtungen und sieben Caterer mit einem Angebot von „Essen auf Rädern“ zertifiziert, allerdings nicht flächendeckend in Deutschland. Sie seien an dem „Fit im Alter“-Logo erkennbar und -zumindest zum Teil - auf der DGE-Webseite abrufbar. Dort seien die Anbieter aufgeführt, die damit einverstanden waren, ihre Kontaktdaten zu veröffentlichen, erklärt Stachelscheid.
Die Qualität des Essens ist sicherlich wichtig, sollte aber nicht der alleinige Entscheidungsgrund für oder gegen einen Anbieter sein. Auch andere Facetten sind wichtig - zum Beispiel die Frage: Wie schnell lässt sich der Vertrag wieder kündigen?
Nicht nur der Geschmack zählt
Manche Anbieter sähen keinen schriftlichen Vertrag vor, was einen Nachteil für die Kunden darstelle, erläutert Verbraucherschützerin Böttner. So könnten sie nicht nachschauen, was vereinbart wurde. Je nach den persönlichen Bedürfnissen empfiehlt sie, auf vermeintliche Kleinigkeiten zu achten: Liefert in der Regel derselbe Fahrer? Hat derjenige auch mal Zeit, Fragen zu beantworten oder beim Auspacken zu helfen? Erfolgt die Lieferung immer ungefähr zur gleichen Uhrzeit?
Zudem dürfen die Warmhaltezeiten nicht zu lang sein. Mehr als drei Stunden sollten es nicht sein, betont Böttner. Für Allergiker sollte es immer ein alternatives Angebot geben, ebenso müssten religiöse oder kulturspezifische Essgewohnheiten im Zweifel berücksichtigt werden, führt DGE-Expertin Stachelscheid aus.
Welche Preise sind fair, welche Aufschläge okay?
Die Preise unterscheiden sich je nach Region und Anbieter. Nach Böttners Schätzung liegen sie bei 4,50 Euro für eine kleine Portion und gehen bis zu sieben Euro. „Manchmal gibt es teurere Premium-Menüs.“ Es ergebe durchaus Sinn, das zu vergleichen, denn es sei schon vorgekommen, dass Anbieter Essen von ein und demselben Hersteller zu unterschiedlichen Preisen verkauft hatten.
Manche Anbieter verlangten zudem Aufschläge fürs Wochenende. Wer sich den Service nicht leisten kann, hat die Möglichkeit, bezuschusst zu werden - das Sozialamt ist hier der richtige Ansprechpartner.
Grundsätzlich könnten ältere Menschen als Alternative zum festen Lieferdienst auch bei verschiedenen Restaurants bestellen, meint Böttner. Allerdings seien die Rahmenbedingungen und der Service beim „Essen auf Rädern“ eben speziell auf die Zielgruppe abgestimmt. Und für Angehörige sei deren Sicherheit wichtig.
„Mit einem Restaurant hat man eben kein Vertragsverhältnis“, meint die Verbraucherschützerin in der Regel zumindest. Mehr ins Gewicht dürfte aber fallen, dass das Bestellen in einem Restaurant auf Dauer oftmals mehr kostet als das Angebot beim „Essen auf Rädern“.
Offene Mittagstische als Alternative
Eine weitere Möglichkeit der Versorgung sind offene Mittagstische, wie sie manche Seniorenheime oder Begegnungsstätten anbieten - auch für Gäste. Hier können Seniorenberatungsstellen, Wohlfahrtsverbände oder Kirchengemeinden ebenfalls weiterhelfen.
Teils gibt es dabei laut Stachelscheid organisierte Fahrdienste, sodass Menschen, die nicht mehr mobil sind, zu Hause abgeholt und zum Mittagstisch gebracht werden können - auf Rädern zum Essen quasi. Während der Corona-Pandemie mussten die Fahrdienste bekanntlich werden. Mittlerweile laufen solche eingeschränkten Transportangebote aber wieder problemlos.