Von Eva Herschmann
Es gilt als verbürgt, dass in dem katholischen Ort Hofen schon seit dem 17. Jahrhundert in den Wochen vor Aschermittwoch Fasnet gefeiert wurde - und seit 40 Jahren sind die Scillamännle die Zeremonienmeister. Die heiße Phase der traditionellen Hofener Fasnet beginnt am 27. Februar, dem Schmotzigen Donnerstag, mit der Schülerbefreiung und dem Hemdglonker-Umzug, bei dem die Teilnehmer weiße Nachthemden und Nachtmützen tragen. Höhepunkt und zugleich Finale ist der große Fasnetsumzug durch die Straßen und Gassen am Faschingsdienstag, 4. März, Start ist um 13 Uhr, zu dem 80 Gruppen mit rund 2000 aktiven Teilnehmenden erwartet werden.
Hochburg der Fasnet
„Blüh-Auf“ und „Komma gschwomma“: Das katholisch geprägte Hofen ist eine der Hochburgen der schwäbischalemannischen Fasnet in Stuttgart. Dass die Fünfte Jahreszeit in dem Neckarvorort eine ganz besondere ist, ist der Narrenzunft der Hofener Scillamännle zu verdanken. Höhepunkt der Kampagne ist auch in diesem Jahr der große Brauchtums- und Maskenumzug am Faschingsdienstag. Denn anders als ihre Nachbarn, die Donner-Hexen aus Mühlhausen, die ihren Nachtumzug am Faschingsfreitag abgesagt haben, verzichten die Scillamännle nicht auf das traditionelle Narrentreiben.


Die Verantwortlichen der Hofener Scillamännle haben vor dem Endspurt in die tollen Tage das Gespräch mit Vertretern der Stadt, Feuerwehr und Polizei gesucht. „Nach einer Streckenbegehung ist der Umzug freigegeben worden“, sagt Sabine Schick-Kurfeß, die Pressewartin der Narrenzunft. Änderungen gibt es aber. So wurde der Start vom Kelterplatz in die Hartwaldstraße verlegt, und die Umzugsstrecke etwas gekürzt. An ein paar Stellen würden noch zusätzliche Absperrungen oder Poller aufgestellt, so Sabine Schick-Kurfeß. Zudem sind außer dem traditionellen „Goaswagen“ an der Spitze des Zugs, der mit dem gusseisernen Ofen an die Anfangszeiten erinnert, als die Scheune der Familie Strasser in der Hartwaldstraße mit einem solchen Ofen zum „Festsaal“ wurde, keine weiteren Kraftfahrzeuge zugelassen. Also werden Hexen, Teufel und wilde Fratzen aller Art am Faschingsdienstag in bester Fasnetstradition die Straßen und Gassen von Hofen bevölkern. Angeführt von den Scillamännle in ihren freundlichen, grünen und blauen Masken aus Lindenholz mit den hochgezogenen Augenbrauen, dem neugierigen Blick und lachenden Mund. Der Name Scillamännle kommt nicht von ungefähr. Unweit von Hofen blüht im Scillawald der unter strengem Naturschutz stehende Blaustern, der nirgendwo auf Stuttgarter Gemarkung in dieser Üppigkeit vorkommt. Dieses Zwiebelgewächs, lateinisch Scilla, ist ein erster Bote des Frühlings und diente als Vorlage für Masken und Häs. Das „Plätzlesgewand“ aus Filzstoff in den Erdfarben Grün und Braun, die Stängel und Blätter der Scillablume symbolisieren, müsse sich jeder Hästräger selber nähen, erzählt Thomas Baur vom Präsidium der Scillamännle.
Beim Fasnetstreiben 1985 in Hofen traten die Scillamännle erstmals öffentlich auf - und der Verein erblühte rasch. Schon seit 1986 tanzen die Mädchen als Scillablüten und Miniblüten in den Tanzgarden. 1988 wurden die Hofener Scillamännle eine vom Landesverband württembergischer Karnevalsvereine anerkannte Masken- und Brauchtumsgruppe und im gleichen Jahr stieg erstmals das Greadeffele - die Symbolfigur - aus des Burghofs dunklen Tiefen empor. 1990 gründete sich die Scilla-Musik, die sich längst landesweit mit ihrer Guggenmusik einen Namen gemacht hat. Seit dem Jahr 2014 gibt es die unheimlichen Hogamale, die sich ausschließlich bei der Auferweckung und Beerdigung des Greadeffele zeigen.
Inzwischen ist die Narrenzunft auf rund 300 Mitglieder angewachsen und aus der Fasnet nicht mehr wegzudenken. Auch wegen des großen Brauchtums- und Maskenumzugs, der einfach etwas Besonderes ist“, sagt Thomas Baur.