Das Thema Berufswahl ist für Schulabsolventen kein leichtes: Lediglich 37 Prozent von 1.666 Befragten schätzen die Unterstützung bei ihrer beruflichen Orientierung als ausreichend ein. Das zeigt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung aus den Vorjahren. Bestätigt werden die Unsicherheiten im Berufsbildungsbericht, der auf Daten des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) beruht: Diesem entnimmt man, dass rund jeder vierte Ausbildungsvertrag vorzeitig gelöst wird. Was kann man tun, um die Situation zu verbessern?


Den Interessen folgen
„Zuerst einmal sollten Einsteiger sich darüber im Klaren sein, dass jeder Beruf ganz viele Möglichkeiten und vor allem Chancen birgt“, so Steven Klepke, Recruiter bei Siemens.
„Ich empfehle jedem, der sich mit seiner beruflichen Zukunft beschäftigt, nicht sofort nach einer konkreten Stelle zu suchen, sondern erst mal zu überlegen, welche Tätigkeiten man sich für sein späteres Leben vorstellen kann, und so an die Berufswahl heranzugehen.“ Viele wissen grob, dass sie beispielsweise gerne „irgendwas mit IT“ oder „irgendwas mit Klimaschutz“ machen wollen. Siemens etwa hat auf der Webseite ausbildung.siemens.com dazu diverse Erfolgsstorys bereitgestellt. Diese zeigen anhand verschiedener Fälle jeweils exemplarisch auf, welche Berufe überhaupt zu einer Wunschtätigkeit passen könnten. In manchen Fällen ist auch nicht die Berufsausbildung der erste Schritt in den Traumjob, sondern ein duales Studium.
Hier lernt man die Arbeit in der Praxis genauso kennen wie den akademischen Hintergrund an einer Hochschule oder Universität.
Wichtig: der Rat der Eltern
Laut der Bertelsmann-Studie zählen fast drei Viertel der Befragten auf den fachkundigen Rat von Mama und Papa. Allerdings haben sich etliche Berufe im Laufe der Zeit gewandelt; es sind in den letzten Jahren ganz neue Tätigkeiten hinzugekommen und dafür sind einige komplett ausgestorben.
Keine Ängste schüren
So sei es auch für Eltern wichtig, sich vor dem Gespräch mit dem Kind gut zu informieren. Ängste, dass im Rennen um einen Ausbildungsplatz nur die Schulnoten alleine zählen, brauche allerdings niemand schüren. „Noten sind nicht alles. Uns ist wichtig, dass wir motivierte Menschen in unsere Teams holen“, sagt Klepke. „Und wenn dann die schulischen Leistungen noch okay sind, haben wir ein Match!“
Von der Redaktion
Vertriebstalente sind gefragt
Online-Tools für die Berufswahl nutzen - Lieber Ausbildung oder doch lieber ein Studium?
Mit Online-Tools wie Check-Uvon der Bundesagentur für Arbeit können Schulabsolventinnen und Schulabsolventen herausfinden, welche Ausbildung oder welches Studium zu ihren Stärken und Interessen passt.
Wer gut mit Menschen umgehen kann, zuhört und eine Affinität zu Zahlen hat, für den kann zum Beispiel eine Ausbildung als Kaufmann oder Kauffrau für Versicherungen und Finanzanlagen das Richtige sein. Bundesweit gibt es tausende Geschäftsstellen, für die Versicherer Nachwuchskräfte suchen. „Jedes Mal, wenn die Tür im Büro aufgeht, weiß ich, mich erwartet ein neuer Typ Mensch. Meine Herausforderung dabei ist, mich auf den Menschen einzustellen“, erzählt Flamur Kastrati.
Der junge Mann hat sich nach einem Praktikum bei der DEVK für eine Ausbildung beworben: „Ich hatte dort ein tolles Praktikum, daher habe ich mich auch bei der Versicherung für eine Ausbildung beworben. Aber ehrlich gesagt hat mich auch das Geld gereizt.“ Neben einem kommunikativen Auftreten sollte man für den Vertrieb Motivation und Zielstrebigkeit mitbringen. Die Chancen auf eine Übernahme nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung sind sehr gut. Vertriebstalente sind gefragt. Für sie ist vieles möglich: eine angestellte Tätigkeit in einer Geschäftsstelle, die selbstständige Leitung einer eigenen Agentur oder eine Führungsposition im Außendienst.
Nach dem Abitur studieren ist ein Muss das dachte Gizem Caliskan zuerst. Während des Studiums entdeckt die junge Frau, dass ihre Stärken eher im Vertrieb liegen. Sie beendet vorzeitig ihr Studium und beginnt eine Ausbildung.
Die Entscheidung hat die junge Frau nicht bereut, die Ausbildung macht ihr großen Spaß: „Ich bin stolz darauf, dass am Ende des Tages meine Kunden zu mir sagen,Ich vertraue Ihnen. Das ist ein sehr schönes Gefühl und motiviert mich“, erzählt sie.
Auch die vielseitigen Ausbildungsinhalte gefallen Gizem: „Von der Kundenberatung über die Angebotserstellung bis hin zum Verkauf werden wir in vollem Umfang in die Arbeitsabläufe einbezogen.“ Die Auszubildenden haben direkten Kontakt zur Kundschaft, sie nehmen Außentermine wahr und beraten Kundinnen und Kunden auf Wunsch zu Hause.
Und während der gesamten Ausbildung erfahren sie eine individuelle und praxisnahe Begleitung; interne Qualifizierungsangebote vermitteln ihnen zudem das nötige Rüstzeug für den Beruf. djd/sel