Links, zwo, drei, vier...

Wo gerade noch ein buntes Gewimmel von fröhlichen Gesichtern und gut gelauntes Stimmengewirr herrschte, ist es jetzt plötzlich ruhig. Das Foyer der ADTV Tanzschule Burger-Schäfer hat sich geleert. Dafür dringt nun aus den verschiedenen Tanzsälen leise Musik. Dort, wo die mattierten Glaswände den Blick auf die Füße freigeben, bewegen sich Sneaker, Sandalen und Slipper im Takt: die Kurse haben begonnen. Die Konzentration der tanzenden Menschen ist spürbar - und wird oft von fröhlichem Lachen unterbrochen. Genau das ist das Ziel von Jörg Galitz, der seit 2013 die traditionsreiche Tanzschule im Herzen Stuttgarts leitet und ihr schon wesentlich länger angehört. "Freude haben sollen die, die kommen. Bei uns darf jeder sein, wie er ist“, sagt er. Und das gilt für alle - auch für die, die unterrichten.

Tanzangebote gibt es für die Kleinsten ab drei Jahren bis hin zu Senioren - die Generationen begegnen sich ganz selbstverständlich. Wer möchte, kommt als Paar, aber es gibt auch Solokurse. In der Tanzschule kann man das reformierte Welttanzprogramm erlernen, Ziel ist indes vor allem das Erlernen von Tanzbausteinen - und natürlich von Körpergefühl und einem Sinn für Bewegungsqualität. „Uns geht es nicht darum, sture Schrittfolgen zu vermitteln. Es geht um Bewegung“, unterstreicht Jörg Galitz. Kleidervorschriften gibt es nicht, auf die Einhaltung guter Umgangsformen wird allerdings Wert gelegt - Galitz ist dafür ausgebildeter Experte. „Respekt, Wertschätzung und Toleranz erleichtern das Miteinander“, findet er. „Das ist wichtig, auch in Schülerkursen, weil es hilft: auch im echten Leben!“ Mehrmals im Jahr veranstaltet die Tanzschule Burger-Schäfer große Bälle an unterschiedlichen Orten. „Das ist wie ein Spielplatz, auf dem man das alles einmal ausprobieren kann: den offiziellen Umgang und auch, wie das alles in offiziellerer Garderobe funktioniert.“

Bei den Kursen und den regelmäßigen Tanzpartys steht allerdings der Spaß im Vordergrund. Die Paare im Goldstarkurs von Tanzlehrerin Anna freuen sich oft schon die ganze Woche auf ihren Abend. Sie zeigt präzise, wie genau die führende Person Partnerin oder Partner „aufklappen“ muss, damit klar ist, welcher Schritt nun an der Reihe ist, und Tom-Luca übernimmt dabei seinen Part, weil zum Paartanzen eben immer zwei gehören - nicht zwangsläufig Mann und Frau, aber eben zwei. Bei aller Ernsthaftigkeit in der Sache findet Anna auch Gelegenheiten zu lachen. Nach dem Foxtrott ist Pause, denn Tanzen macht durstig. Die Paare gehen zum Plaudern und Durstlöschen ins angenehm kühle Foyer.

Daniela (48) kommt gerne mit ihrem Mann hierher. „Wir wollten einfach mal wieder etwas für uns tun“, sagt sie fröhlich. „Anna macht das so locker, das ist wirklich klasse!“ Ihre älteste Tochter hat alle Kurse bis zum Tanzkreis gemacht, die mittlere ist gerade im Bronzekurs. „Und die jüngste ist auch schon ganz heiß drauf“, verrät sie lachend. Nadine (25) und Mirko (29) haben nach der Pandemie mit dem Tanzen begonnen und sind noch immer begeistert dabei. Sie gehen oft auf die Tanzpartys am Wochenende und schätzen die Videos, mit denen man sich über die Tanzschul-App das Gelernte wieder in Erinnerung rufen und üben kann. Für Mirko ist es wichtig, dass er die Schritte selbst kombinieren und durch richtiges Führen während des Tanzens steuern kann.

Verena (28) und ihr Mann Leo haben sich übers Tanzen kennengelernt und im vergangenen Jahr geheiratet. „Das hat uns einfach nicht losgelassen“, erzählen sie. Als Hochzeitstanz hatten sie sich die Samba ausgesucht. Schnell trinken die Paare ihre Gläser aus - die Tanzpause ist zu Ende. Der langsame Walzer wartet - und im Foyer kehrt wieder Ruhe ein.