Hallo, Essen ist da!

Die indische Küche ist so vielfältig, dass man im Grunde gar nicht von einer indischen Küche sprechen kann. Zwischen Nordindien und Südindien liegen größere kulinarische Welten als zwischen dem Piemont und Sizilien. Sivanantham Nalliah vom Restaurant Vinayaga an der Stadtbahnhaltestelle Bergfriedhof im Stuttgarter Osten weiß das. Und dennoch bietet er neben indischer Küche in seinem Restaurant auch die Küche Sri Lankas. Kein Wunder: Sivanantham Nalliah stammt aus Sri Lanka, poetisch auch Träne Indiens genannt, weil die wunderschöne Insel wie ein Tropfen an der Spitze des Subkontinents hängt.

Nalliah sieht sich deswegen ein wenig in der Rolle des Genussbotschafters im Auftrag der indisch-ceylonesischen Esskultur. Seit elf Jahren betreibt er das Vinayaga, davor hat er in anderen indischen Restaurants in Stuttgart gearbeitet.

Und er findet: Die Begeisterung für indisches Essen wächst. „Als ich mit einem Freund damals ein Restaurant in Stuttgart eröffnete, kannten die Gäste diese Küche kaum“, erinnert er sich. „Mittlerweile gibt es in Stuttgart über 15 indische Restaurants und die Menschen sind mit den Gerichten vertraut.“ Duftende Gerichte wie Chicken Tikka Masala bleiben ein Klassiker, wandern weiterhin fleißig an die Tische des liebevoll dekorierten Restaurants.

„Die vegetarischen und veganen Gerichte werden aber immer stärker nachgefragt“, weiß Nalliah. Für Vegetarier oder Veganer ist die indische Küche ein echter Gewinn: Viele Gerichte sind von Natur aus vegetarisch. „In meiner Heimat gibt es viele Menschen, die haben ihr ganzes Leben noch kein Stück Fleisch gegessen.“

Diese Heimat, das ist der Norden Sri Lankas, weitgehend unberührt und nicht so touristisch wie der Süden. Obwohl: Seit er Sri Lanka 1991 mit erst 17 Jahren verließ, war er nur einmal dort. „Stuttgart ist meine Heimat“, sagt er und steht auf, um eine Bestellung entgegenzunehmen. Es ist vergleichsweise ruhig an diesem Abend. Im Hintergrund läuft Hindi-Pop, an mehreren Tischen genießen Pärchen ein spätes Abendessen.

Das Restaurantgeschäft ist längst nur noch ein Pfeiler für Sivanantham Nalliah. „Mit dem Liefern haben wir erst während Corona angefangen“, berichtet er. „Als wir unser Restaurant nicht öffnen durften, mussten wir einfach etwas ändern.“

Seither hat sich viel getan: Mindestens 50 Prozent des Umsatzes macht das Vinayaga mittlerweile mit Lieferungen. „Wir liefern nach Untertürkheim, aber auch in alle Innenstadtbezirke. Drei, vier Fahrer kümmern sich um die schnelle Lieferung.“ Besonders stark sei der Sonntag. „An einem solchen Tag bringen wir 130 Gerichte in 60 oder 70 Bestellungen raus.“

Dann fährt auch der Chef selbst das Essen aus. Ansonsten sieht er natürlich am liebsten in seinem Restaurant nach dem Rechten. Das bestellte Essen - drei Hauptgerichte - geht nach Wangen, die Fahrt ist kurz. Wie die meisten anderen Bestellungen kam auch diese Order über Lieferando rein. Trotz mittlerweile zahlreicher Alternativen. Für Sivanantham Nalliah ist das ein notwendiges Übel. „Lieferando kostet mich eine Menge Geld. Wir müssen auf jede Bestellung eine Gebühr zahlen, aber eigene Verpackung, eigene Fahrzeuge und eigene Fahrer stellen.“

Es kommen aber eben zu viele Bestellungen über Lieferando um darauf zu verzichten. Der junge Fahrer bringt die Speisen geschwind an den Zielort, um diese Uhrzeit ist der Verkehr angenehm. „Ich finde es schön, dass wir mit unserem Chef reden können und er auch mal selbst fährt“, meint er unterwegs. „Das habe ich auch schon anders erlebt.“ Die Bestellung wird rasch und problemlos abgeliefert, flugs geht es zurück zum Ursprungsort.

Das sei nicht immer so. „Die meisten unserer Kunden sind respektvoll und freuen sich, wenn wir ihnen das Essen bringen“, sagt der Fahrer. „Es kommt aber leider immer wieder vor, dass wir eine falsche Adresse bekommen oder niemanden antreffen.“ Zurück im Restaurant ist dann bereits die nächste Bestellung eingetroffen. So ist das eben: Erst passiert mal gar nichts. Und dann haben alle gleichzeitig Hunger. Doch das Auto steht schon bereit.