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IBA-Projekt „Neckarspinnerei“ in Wendlingen: Bauen anders denken

IBA-Projekt „Neckarspinnerei“ in Wendlingen: Bauen anders denken

Seit sechs Jahren bereitet das Team der IBA’27 die Internationale Bauausstellung Stuttgart 2027 intensiv vor. Schon jetzt gilt sie als Vorreiter für Innovationen.

Jürgen Brand

Das IBA-Projekt „Neckarspinnerei“ in Wendlingen soll beispielhaft für Wohnen, Leben und Arbeiten stehen. Foto: z

Jürgen Brand

Seit sechs Jahren bereitet das IBA’27- Team die Internationale Bauausstellung in Stuttgart für das Jahr 2027 intensiv vor. Die vielfältigen vergangenen und aktuellen Krisen gingen nicht spurlos vorbei, trotzdem gilt das Projekt schon jetzt als Wegbereiter für Innovationen. IBA’27-Intendant Andreas Hofer und die kaufmännische Geschäftsführerin Karin Lang unterscheiden dabei drei Innovationsbereiche: Neuerungen im Bereich Projektentwicklung und Prozess, bei den sozialen Ansprüchen und Auswirkungen von Bauprojekten sowie bei den angewandten Technologien.

Neue Verfahren

Ganz am Anfang von großen Bauprojekten stehen oft Wettbewerbe. Das sind regelmäßig keine wirklich offenen Ausschreibungen. Bei vielen Projekten werden gezielt ausgewählte und schon renommierte Büros eingeladen, Ideen zu entwickeln. Dadurch hat die jüngere Architektengeneration kaum eine Chance, ihre vielleicht ganz anderen Ideen einzubringen. Das Team habe für Projekte wie das Quartier Backnang-West, für das genossenschaftliche Quartier Am Rotweg in Stuttgart oder jetzt gerade für das Sindelfinger Krankenhausareal mit einem „wirklich sehr offenen Wettbewerbsverfahren“ experimentiert, so Hofer. Bei dieser „Skizzenqualifikation“ hat das Team international aufgerufen, Ideen für die jeweiligen Areale auf genau einer Seite im Format A1 zu skizzieren und einzureichen. „Also nicht dieses mühsame 100-Seiten-Programm.“

Es kamen über 100 Vorschläge aus der ganzen Welt. „Dieses Verfahren funktioniert. Es gibt keine statistischen Unterschiede zwischen den gesetzten Teams und denjenigen, die aus dem Skizzenverfahren herausgekommen sind.“ Deswegen sind bei den IBA-Projekten viele Erstlinge von jungen Büros dabei, die das Format genutzt haben. „Spannend ist der Impuls aus dem Ausland“, sagt Lang. Architekten aus ganz Europa hätten Skizzen gereicht, etwa aus Spanien oder Finnland. Hofer: „Die Feedbacks zu diesem Verfahren sind extrem positiv.“ Ein weiterer Effekt: In der Architekturszene wird darüber gesprochen. Auch innerhalb der Projekte hat das zu einem intensiveren Austausch der Beteiligten geführt, oft sind Partnerschaften und neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Büros entstanden. „Das hat die lokale Szene dynamisiert“, so Hofer.

Soziales Umdenken

„Mit klugen und mutigen Bauprojekten will die Internationale Bauausstellung zeigen, wie das Zusammenleben, Wohnen und Arbeiten in der Region Stuttgart zukünftig funktioniert“, steht ganz oben auf der Website. So plant die ursprünglich eher traditionell ausgerichtete Baugenossenschaft Münster am Neckar in Kooperation mit der IBA’27 im Projekt „Quartier Moselstraße“ Coworking-Spaces, Gewächshäuser auf Dächern oder sogenannte Clusterwohnungen mit abgeschlossenen Privatbereichen und gemeinschaftlich genutzten Räumen.

Das Siegerbüro aus Wien hat in seinem Vorschlag gleich ein komplettes Umzugskonzept integriert. Für die in Münster geplanten Clusterwohnungen gebe es eine lange Warteliste, sagt Hofer. Spannend findet er „die Renaissance des Laubengangs“ mit seiner Zwischenfunktion als halb privater und als halb öffentlicher Raum.

Unterstützung der Gesellschafter

Die Gesellschafter der IBA’27 sind von der Innovationskraft überzeugt. Prof. Stephan Trüby ist Direktor des Instituts Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen der Universität Stuttgart, die eine der IBA-Gesellschafterinnen ist. Bei der IBA’27 gehe es auch darum, „eine ressourcenschonende und klimagerechte Zukunft zu fördern, die nur mit einem Ansatz zu bewerkstelligen ist, der den Umbau ins Zentrum rückt“, so Trüby. „Die Universität Stuttgart ist stolz darauf, diesen Prozess sowohl als Gesellschafterin als auch als Projekt-Beiträger zu begleiten. Davon künden das auf dem Campus Vaihingen sich im Bau befindliche, 37 Meter hohe adaptive Hochhaus des Sonderforschungsbereichs 1244, „Adaptive Hüllen und Strukturen für die gebaute Umwelt von morgen“, aber auch Aktivitäten wie das im Sommer 2023 veranstaltete Festival ,Groundbreaking Stadtgarten‘ auf dem Campus Stadtmitte.“

Auch die Architektenkammer Baden-Württemberg ist Gesellschafterin der IBA’27. Ihr Präsident Markus Müller zur Innovationskraft der Bauausstellung: „Sie öffnet Perspektiven, wie nachbarschaftliche Quartiere durch kluge Beteiligung im Konsens entwickelt werden können. Im Bereich von ressourcenschonenden und effizienten Bauweisen sowie vielfältig nutzbaren Gebäuden entwickelt sich eine erkennbare architektonische ,IBA-Typologie‘. Die IBA’27 ist die Blaupause für erfolgreiche Innovationsprozesse beim Planen und Bauen für das ganze Land.“

www.iba27.de

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