Die Schlange reicht bereits ein Stück die Straße hinunter. Die Stimmung ist gut, euphorisch. Es ist mild, kurz vor eins, und so langsam füllt sich das Pure an der Friedrichstraße. Die Autos brummen angeberisch auf der Theo, um die Ecke am Palast ist es voller als voll, von allen Seiten dröhnen Beats durch die Nacht. An so einem Abend scheint die ganze Stadt auf den Beinen zu sein. Obwohl eine Menge los ist, bleiben die Türsteher ganz entspannt. Das scheint eh so ein Ding beim Pure zu sein: Es geht friedlich zu, harmonisch. Familiär, wäre man fast versucht zu sagen. „Absolut“, nickt Domenik Debellis zustimmend, als wir uns zu einer der Bars vorgearbeitet haben. Das dauert eine Weile: Das Pure ist flächenmäßig einer der größten Clubs der Stadt. „Wir sind eine richtige Familie hier.“ Domenik ist 27 Jahre jung und schon seit neun Jahren beruflich im Nachtleben zuhause. Mit 18 Jahren war ihm klar, dass ein Bürojob mit Anzug und klar geregeltem Arbeitstag nichts für ihn ist. Schon vor Corona kam er ins Pure, damals als Barkeeper, schlug sich während der Pandemie mit anderen Jobs durch. Das Besondere: Im Gegensatz zu vielen, die nach er Pandemie der Gastro für immer den Rücken kehrten, kam er wieder zurück ins Pure. Und hat sich mittlerweile zum Bar- und Personalchef hochgearbeitet. Mein Traum für die Zukunft wäre es, im Management eines Clubs zu arbeiten oder womöglich sogar einen eigenen Club zu eröffnen“, erzählt er über die laute Musik hinweg. „Daher musste ich nicht lange überlegen, ob ich diesen Job annehme.“ Immer wieder wird unser Gespräch unterbrochen. Der Club ist so langsam pickepackevoll, auf zwei Floors tanzen hunderte Menschen. Domenik mixt noch eben einen Drink, Gin and Tonic, dazu eine Runde Shots für eine Mädelsgruppe, dann hat er wieder ein wenig Zeit.
„Der Job ist ideal“, meint er. „Unter der Woche sitze ich im Büro und am Wochenende bin ich mittendrin.“ Langweilig wird ihm das nicht. Im Gegenteil: „Die Zeit vergeht jede Nacht wie im Flug“, meint er mit einem Strahlen.
Als Barchef ist er nur noch selten hinter der Theke. Eher kümmert er sich um die Organisation des Personals, um die Gäste in der Lounge. Und Arbeit, die gibt es an so einem Abend überall: Das Pure erreicht Betriebstemperatur, die Stimmung ist fröhlich, herzlich. Das Publikum ist überwiegend zwischen 18 und 30 „aber in dieser Altersklasse extrem gemischt“, weiß Domenik, den alle Dome nennen.
Man muss das Nachtleben wahrscheinlich so lieben wie er, um diesen Job gut zu machen. Arbeiten während alle anderen feiern, das will gelernt sein. Für ihn gibt es dennoch nichts Besseres: „Im Nachtleben erlebst du was, du lernst jedes Wochenende neue Leute und Charaktere kennen. Kein Abend gleich dem anderen, es ist einfach immer was los.“ Mehr und mehr Leute drängen auf die Tanzfläche, wackeln zu Hip-Hop und RnB. „Die Zeit fliegt immer nur so dahin“, meint Domenik dann. „Das ist wie in Kindertagen, als es jeden Tag etwas Neues zu entdecken gab.“
Das Nachtleben als Wunderland, durch das Alice mit großen Augen streift... sicherlich nicht die schlechteste Allegorie. Für das über 40-köpfige Team des Pure heißt es aber vor allem: harte Arbeit und lange Nächte. An einem Wochenende sind zwischen 1000 und 2000 Menschen im Pure zu Gast. „In den ersten ein, zwei Stunden kommt ein erster Ansturm, es bleibt da aber noch relativ entspannt und luftig, weil wir so viel Platz haben“, erzählt Domenik und nippt an seinem Wasser. „Ab Mitternacht wird es dann langsam sehr voll. Dann sind wir Mitarbeiter wie ein sehr strukturierter Ameisenhaufen und die Gäste mehr und mehr auf Feiertemperatur.“ Umso wichtiger ist es für Domenik, da einen kühlen Kopf zu bewahren: Hunderte Gäste und Dutzende Mitarbeiter wollen koordiniert und versorgt werden. „Wichtig in diesem Job sind ein langer Geduldsfaden und Einfühlungsvermögen“, sagt er. „Oh, und man sollte gut zu Fuß sein. An einem Abend wie diesem kommen bei mir locker 15 000 Schritte zusammen.“
Bei einem wie Domenik stellt sich gar nicht erst die Frage nach dessen Chronotyp. Die Lerche, der klassische Frühaufstehertyp, ist er eindeutig nicht, deutlicher schon bei der Eule zu verorten. Und das ohne Kaffee, wie er bemerkt. „Den trinke ich gar nicht. Ich war wohl einfach immer schon der Nachtmensch“, zuckt er mit den Schultern. „Früher in der Schule habe ich während der Sommerferien Nachtschicht bei Daimler gearbeitet und hatte auch da nie Probleme. Aber wer weiß“, grinst er, „vielleicht ist es ja auch noch das Alter.“
GUT ZU WISSEN
Good Feeling und Good Vibes gibt es jeden Freitag und Samstag im PURE X COCOLORES Stuttgart.
Feinste Hip Hop, RnB und Future Sounds treffen auf die beste Mixed Music der Stadt.
Zudem genießen unsere Gäste bis 23 Uhr freien Eintritt und Getränkespecials.
PURE X COCOLORES Club
Friedrichstrasse 13, 70174 Stuttgart
www.purexcocolores.de