Haus und Grund hofft auf weitere Stiftungsgeber unter Stuttgarter Dächern. Foto: Lg/Max Kovalenko

Vor gut einem Jahr hat der Verein den Startschuss gegeben, inzwischen ist das Vermögen der Stiftung auf mehr als drei Millionen Euro angewachsen. Zum Wohl der Allgemeinheit stellte eine Frau ein großes Haus zur Verfügung.

Stuttgart - Mit einer Stiftung wollte der Haus- und Grundbesitzerverein Stuttgart Förderprojekte für die Allgemeinheit anstoßen. Ob die Idee mit Leben zu füllen wäre und dauerhaft funktionieren würde, war zunächst unklar – gut ein Jahr später zieht der Verein nun eine positive Bilanz. „Der Erfolg hat uns selbst überrascht“, sagt der Vereinschef Klaus Lang.

Haus und Grund stellte Ende 2020 das Stiftungskapital von 10 000 Euro bereit – und der frühere Stuttgarter Finanzbürgermeister Lang eine vermietete Eigentumswohnung im Wert von 190 000 Euro. Als die Novität dann bekannt geworden war, zündete die Idee tatsächlich. So gingen im zurückliegenden Jahr rund 220 000 Euro an Geldzuwendungen ein, darunter eine Einzelspende von 200 000 Euro. Hauptverantwortlich dafür, dass das Vermögen inzwischen auf 3,4 Millionen Euro stieg, ist aber eine bemerkenswerte Zustiftung.

Ein Haus mit neun Wohnungen für die Stiftung

Eine Rentnerin, langjähriges Mitglied von Haus und Grund, übergab der Stiftung ein Haus im Stuttgarter Westen mit neun Wohnungen im Gesamtwert von rund drei Millionen Euro. Damit für sie selbst weiter gesorgt ist, gibt es für Stifterin eine indexierte, also an den Lebenshaltungskosten ausgerichtete Leibrente, die im Grundbuch verankert ist. Die darüber hinaus gehenden Mieterträge werden, abzüglich der Mittel für die Bestandspflege, für die Förderprojekte verwendet. Wenn die Stifterin einmal stirbt, fließen der Stiftung und ihren Stiftungszwecken sämtliche Einnahmen zu.

Der Fall passt ins Bild: Nach den Erfahrungen von Ulrich Wecker, Geschäftsführer des Vereins und wie Klaus Lang im Vorstand der Stiftung, werden viele Vereinsmitglieder ohne Nachkommen von der Frage umgetrieben, wem sie die Immobilie, die Teil ihrer Lebensgeschichte ist, für die Zeit nach ihrem Tod anvertrauen können und wie sie damit dem Gemeinwohl dienen können. Die Stiftung kann da eine Lösung sein.

Sie bietet an, Immobilien professionell weiter zu bewirtschaften, zu erhalten und damit einen fortdauernden Beitrag zur Wohnraumversorgung der Stadt zu leisten – und mit dem Ertrag auch noch Gutes für die Allgemeinheit zu tun. Die Stiftung engagiert sich für mildtätige Zwecke auf den Gebieten von Bildung, Erziehung und Wissenschaft in Bezug auf die Wohnungswirtschaft sowie für die Förderung von Umwelt- und Klimaschutz im Immobilienbereich oder auch für die Denkmalpflege.

Zwei Vereine erhielten je 5000 Euro

Im ersten Jahr der gemeinnützigen Stiftung Haus und Grund Stuttgart gingen 5000 Euro an den Verein Schlupfwinkel, eine Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche in prekärer Wohnungssituation, für die Einrichtung eines Gemeinschaftsraum. Weitere 5000 Euro erhielt der Verein Lebenshilfe für die Schaffung einer Boule-Bahn bei einer Wohnanlage am Probstsee in Möhringen. Ulrich Wecker sieht gute Chancen, dass man nunmehr jedes Jahr 10 000 bis 15 000 Euro aus Mieterträgen für die Stiftungszwecke dotieren kann. Außerdem könnten es Barzuwendungen vielleicht auch noch erlauben, dass man Projekte im Umfang von 5000 Euro fördert.

2022 soll das Geld in ein Denkmalschutzprojekt fließen. Zudem will man nach dem Willen eines Stifters das öffentliche Bewusstsein für die Bedeutung des privaten Immobilieneigentums fördern: mit Zuschüssen etwa für Promotionsarbeiten und Denkschriften. Schließlich soll auch eine Hinweistafel auf die einstmals geplante, aber nie verwirklichte „Waldstadt“ im Schwarzwildpark erneuert werden.