In einer Höhle in Laos entdeckten Forscher die weltweit erste Riesenkrabbenspinne ohne Augen (Sinopoda Scurion). Foto: dpa

Biologen entdecken und benennen jedes Jahr rund 20 000 neue Tier- und Pflanzenarten. Eine Auswahl neu gefundener Arten, die mitunter skurril sind.

Stuttgart - Biologen entdecken und benennen jedes Jahr rund 20 000 neue Tier- und Pflanzenarten. Im vergangenen Jahr spürten allein Forscher der Umweltstiftung WWF mehr als 360 neue Tier- und Pflanzenarten aus Asien auf. Die Mekong-Region am südostasiatischen Strom ist wegen ihrer enormen biologischen Vielfalt ein Paradies für Entdecker. Weitere zehn Millionen Tier- und Pflanzenarten weltweit – fünfmal mehr als bereits bekannt – warten laut Wissenschaftler noch auf ihre Entdeckung. Eine Auswahl neu gefundener Arten, die mitunter skurril sind.

Riesen-Flughörnchen: Auf einem Buschfleischmarkt in Laos wurde das Riesen-Flughörnchen (Biswamoyopterus laoensis) entdeckt. Eine Sensation für die Forscher, die vergleichsweise selten neue Säugetiere finden. Mit seinem markanten rot-weißen Fell ist das Flughörnchen der erste Vertreter der Biswamoyopterus aus Südostasien.

Blattnasenfledermaus: Die in Vietnam entdeckte Blattnasenfledermaus (Hipposideros Griffini) schaut alles andere als schön aus: Die Ohren des braunen Tieres sind spitz, die Nase ist grotesk geformt. Sie sieht aus, als wäre sie verletzt und ähnelt einem fleischfarbenen Blumenkohlröschen. Sie hilft der Fledermaus bei derNavigation mit Echolot.

Anden-Makibär: 2006 wurde der Anden-Makibär (Bassaricyon neblina) im Nebelwald der kolumbianischen und ecuadorianischen Anden entdeckt. Dort lebt das Waschbär-ähnliche Raubtier in den Bäumen. Die Tiere, die erst 2013 wissenschaftlich beschrieben wurden, können bis zu ein Kilo schwer werden und erreichen eine Größe von bis zu 40 Zentimetern. Seit etwa 35 Jahren ist kein fleischfressendes Tier mehr in der westlichen Hemisphäre neu entdeckt worden, so die Wissenschaftler.

Augenlose Riesenkrabbenspinne: In einer Höhle in Laos entdeckten Forscher die weltweit erste Riesenkrabbenspinne ohne Augen (Sinopoda Scurion). Möglich war die Rückbildung der Sehorgane nur, weil die blassen, braun-gelben Spinnen ausschließlich in der Dunkelheit ohne Tageslicht leben. Die Körper der Weibchen werden bis zu 14 Millimeter lang.

Fliegender Frosch: Ein tierischer Überflieger ist Helens Fliegender Frosch (Rhacophorus helenae). Das hellgrüne Tier wurde 100 Kilometer entfernt von Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam entdeckt. Dank seiner großen Schwimmhäute zwischen Fingern, Zehen und Armen gleitet der Frosch durch Baumkronen. Selbst Sprünge über 15 Meter gelingen ihm. Gesichtet wurde das Amphib in einem kleinen Waldstück, das komplett von landwirtschaftlichen Flächen umschlossen war.

Blattschwanz-Gecko: Den Saltuarius eximius spürten Wissenschaftler in Australien auf. Mit seinem bräunlich-weiß gefleckten Äußeren und seinem platten Schwanz, der einem Blatt ähnelt, passt sich die Echse perfekt ihrer Umgebung an und ist deshalb extrem schwer zu finden – trotz der riesigen runden Glubschaugen.

Durchsichtige Mini-Krabbe: Liropus minusculus sichteten Forscher in einer Höhle auf der Insel Santa Catalina vor Südkalifornien. Die Haut der Krabben ist durchsichtig, was ihnen ein leicht gespenstisches Aussehen gibt. Nicht nur deshalb können sie leicht übersehen werden: Die Mini-Krabben sind weniger als vier Millimeter groß.

Durchsichtiger Fisch: Der Kehlphallusfisch (Phallostethus cuulong) ist in vielerlei Hinsicht ein außergewöhnlicher Fisch. Er ist durchsichtig und mit einer Länge von etwa zweieinhalb Zentimetern recht klein. Und er trägt sein Genital am Hals. Mit dem Geschlechtsorgan befruchtet der Fisch nicht nur das Weibchen – und zwar Kopf an Kopf. Er kann es damit auch festhalten, denn das Genital hat im wahrsten Sinne des Wortes einen Haken.

Zwergwespe: Einen sehr schönen Namen hat eine Zwergwespe bekommen: Tinkerbella nana heißt das gerade mal 250 Mikrometer große Insekt. Mit bloßem Auge sieht der Mensch das Tier kaum: Ein Mikrometer entspricht dem Millionstel eines Meters oder einem Viertelmillimeter. Die Ränder der sehr kleinen Flügel sind ausgefranst. Die Zwergwespe gehört zu den kleinsten Insekten weltweit. Sie lebt an allen Orten, nur nicht in der Antarktis. Dort ist es ihr zu kalt. Wissenschaftler entdeckten das Mini-Wesen im zentralamerikanischen Costa Rica. Es hat wahrscheinlich nur eine Lebensdauer von wenigen Tagen. Tinkerbella nana wurde übrigens nach der Figur Tinkerbell benannt, der Fee aus dem Kindermärchen „Peter Pan“. In deutschen Übersetzungen heißt die Figur meist „Glöckchen“ oder „Naseweis“.